15.11.09, 13:40:34
gardehusar
Militärischer Werdegang Paul Co... vom Garde Kürassier Regiment zum Kürassier-Regiment „von Driesen“ (Westfälisches) Nr. 4
Die Bilder zeigen die Uniform des Paul C…… Helm und Kürass stammen vom Ihm, Koller ist nachgekauft aber ein Orginal!
Das sw Bild zeigt Paul C….. in der Uniform der Garde Kürassiere.
Garde Kürassier waren in dieser Zeit sehr oft mit den neuen Industriellen besetzt. Ein Zeichen des Kaisers, der Wertschätzung des Geldadels.
Das im Ansehen höhere Regiment war das Regiment Garde du Corps, dass dem Adel vorbehalten war (hauptsächlich). Der einzige Unterschied zwischen dem Garde Kürassiere (preußischblau) und dem Garde du Corps Regiment (Porcounrot) war die Farbe des Abzeichen der Uniformen preußischblau Porcounrot.
Paul war ein sogenannter Einjähriger, erkennbar an der schwarz-weißen Kordel um die Schulterstücke. Einjährige mussten sich ihre Ausrüstung, Uniform, Unterkunft ect. selbst bezahlen. Sie dienten nur ein Jahr, allerdings nur bei der Infanterie hieß sie „Einjähriger", weil die reguläre Dienstzeit bei der Infanterie ohnehin nur zwei Jahre betrug. Damit kaufte man sich eine einjährige Dienstzeit. Bei der Kavallerie, wie bei Paul, wurde die Dienstzeit von drei auf zwei Jahre verkürzt.
Die Uniformen der „Einjährigen“ glichen sehr in Aussehen und Qualität der der Offiziersuniformen.
Dann Verabschiedung, Rang unbekannt, denke aber eher Fähnrich, da sein Helm der Garde Kürassiere ein eindeutiger Fähnrichshelm ist. Hier sind Extras, z.B. ist der Paradeadler nicht mit Flügelschraube befestigt sondern mit Buckelschrauben, also nach Offizierart.
Entlassen wurde er als sogenannter Fähnrich ergo ein Offiziersanwärter, der durch Empfehlung des Offizierscorps in diese Stellung gelangte.
Durch Reserveübungen beim den Kürassier-Regiment „von Driesen“ (Westfälisches) Nr. 4 zwei mal pro Jahr circa 8 Wochen, wurde er im Laufe der Jahre zum Rittmeister der Reserve des Kürassier-Regiment „von Driesen“ (Westfälisches) Nr. 4 befördert.
Er diente in diesem Regiment direkt nach seiner Laufbahn bei den Garde Kürassieren.
Patent zum Rittmeister der Reserve im Dezember 1900.
Paul selbst beschrieb diese Reserveübungen selber als glückliche Zeit, losgelöst vom Alltag, der Verantwortung und auch von der Familie.
(laut Familienchronik)
Merkwürdigerweise wird der Reserveoffiziere Paul C....... in der Rangliste von 1905 - Rittmeister C......., Kürassier Regiment v. Driesen, nur mit der Landwehrdienstauszeichnung 1. Klasse gelistet, Verleihung März 1904 (erster Orden von links).
Weitere Verleihungen sind:
- 21.01.1909 der rote Adler Orden 4. Klasse
(In der Form mit glatten Armen bis 1830-1846 verliehen, ab 1854 mit gekörnten Armen verliehen. Dies ist wichtig da Wilhelm C….. (sein Vater) der gleichen Orden verliehen wurde, Paul aber nicht die Form mit gekörnten Armen trug, sondern den seines Vaters Wilhelm.
- Verdienst Kreuz für Kriegshilfe im ersten Weltkrieg, wurde nur an Zivilsten verliehen
Die Ordensspange oben zeigt alle drei Orden in der Reihenfolge der Verleihungen.
Die Reihenfolge sollte eigentlich in der Gewichtung der Orden erfolgen:
- Roter Adler Orden, Landwehrdienstauszeichnung 1. Klasse und
- Verdienst Kreuz für Kriegshilfe.
Entstehungszeitpunkt der Ordenspange sowie der Miniaturspange gegen 1917.
Jerusalem Reise:
Im Jahr 1898 machte der deutsche Kaiser Wilhelm II. zusammen mit seiner Frau Augusta Viktoria eine Orientreise, deren vornehmliches Ziel es war, das Heilige Land als Pilger zu besuchen und die neu erbaute Erlöserkirche in Jerusalem einzuweihen. Gleichzeitig war diese Reise von großer politischer Bedeutung, da sie die enge Verbundenheit des Deutschen Reiches mit dem Osmanischen Reich demonstrierte, was bei den übrigen europäischen Mächten durchaus kritisiert wurde.
Die Reise führte zunächst nach Konstantinopel, wo die Reisegesellschaft an Bord der kaiserlichen Jacht 'Hohenzollern' ging.
Mit dem Schiff reiste man dann nach Haifa, wo am 25. Oktober 1898 ein deutscher Kaiser zum ersten Mal seit der Kreuzfahrerzeit das Heilige Land betrat. Auf dem Landweg ging es dann nach Jaffa und von dort nach Jerusalem. Dort blieb das Kaiserpaar eine Woche und unternahm eine Reise zur Besichtigung Bethlehems. Am 31. Oktober, dem Reformationstag, weihte Wilhelm II. dann die deutsche evangelische Erlöserkirche in Jerusalem ein. Am 4. November fuhr das Gefolge mit der Eisenbahn nach Jaffa und von dort mit dem Schiff nach Beirut. Nach einem Abstecher in den Libanon und Syrien kam der Kaiser am 26. November 1898 wieder in Berlin an.
Paul hat seinen Vater begleiten dürfen da dieser sehr gebrechlich war, zu diesem Zeitpunkt. (soweit ich dies den Unterlagen entnehmen konnte und ich mich recht erinnere) Daher wurde Ihm auch kein Jerusalemkreuz verleihen.
1898 stiftete Kaiser Wilhelm II. nach seiner Palästinafahrt einen Orden, genannt Jerusalem-Kreuz.
Paul musste, wenn er seine Uniform trug und den Gäste darin voranschritt, nun die Uniform des Kürassier-Regiment „von Driesen“ (Westfälisches) Nr. 4 tragen und nicht die Uniform Garde Kürassiere. (Laut Tagebuch vom Vater ist Paul dem Tross vorangeschritten)
Dann sah er so aus diehe Bild
Leider war der Helm des Paul nicht mehr zu restaurieren (Einzelteile sind weiter bei mir). Aus diesem Grund sind der Küraß und die Ordensspange die einzigen Teile von Paul. (Uniform so komplett original)
Johannes Wilhelm C…… (der Vater von Paul) erhielt die beiden oben gezeigten Orden:
- Hausorden Hohenzollern Kreuz der Ritter mit Krone, Verleihung 1852
- Roter Adler Orden 4. Klasse
(In der Form mit glatten Armen bis 1830-1846 verliehen, ab 1854 mit gekörnten Armen verliehen. Dies ist wichtig da Wilhelm C….. (sein Vater) der gleichen Orden verliehen wurde, Paul aber nicht die Form mit gekörnten Armen trug, sondern den seines Vaters Wilhelm.
- Post mortem Kronenorden 4. Klasse, Verleihung 04.11.1902 (siehe Bild der Orden Paul)
Daher ist der oben gezeigte Orden Roter Adler an der Ordensspange von Paul zu finden.
Johannes Wilhelm C…. hätte auch das Jerusalem Kreuz erhalten müssen, wie alle Teilnehmer der Jerusalem Reise. Warum dies so ist entzieht sich meiner Kenntnis, eventuell ist dies in der Familienchronik nicht gelistet worden.
15.11.09, 18:09:22
Zietenhusar
Vielen Dank, Michél,
für den Einblick in Geschichte des ehemaligen Besitzers dieses Nachlasses. Ich bin bei meiner Interessenausrichtung auch ständig am Forschen nach Realien mit geschichtlich nachvollziehbarem Hintergrund. Aber so vollständig habe ich noch kein Material zusammen bekommen.
... mussten sich ihre Ausrüstung, Uniform, Unterkunft ect. selbst bezahlen.
Nur zu verständlich, daß der oberste Feldherr hier dem (Geld-)Adel den Vorrang geben mußte ;) .
Gruß,
Thomas
17.11.09, 23:11:06
gardehusar
Ein interessanter Beitrag. In welcher Funktion nahm Paul Co. an der Palästina-Reise teil?
Gruß
ulfberth
Warum Paul und sein Vater eingeladen waren an der Reise nach Jerusalem teilzunehmen:
Rede am Grab von Wilhelm C... (1831-1902) ...Wir haben ihn besonders als einen treuen Freund der inneren Mission kennengelernt. Es soll ihm unvergessen bleiben, was er als langjähriger Schatzmeister und späterer Vorsitzender der Diakonieanstalt in Kaiserswerth , als Kassierer des rheinischen Provinzialausschusses für innere Mission,als Vorstandsmitglied des Jerusalemvereins, als welches er die Ehre und die Freude hatte, mit Seiner Majestät, unserm Könige, an den heiligen Stätten des gelobten Landes zu weilen,....
Brief von Paul an seine Frau
2.11.1898 .....Uniform mitgenommen zu haben bedaure ich nicht, ich marschierte mit Barkhausen & Schwerin an der Spitze des Festzuges, unsere Väter bildeten den Schluß.
(in die Erlöserkirche zur Einweihung) Ich hoffe nicht zum letzten Mal den weißes Rock getragen zu haben.
Es waren nur Wilhelm und Paul mit auf der Reise, nicht wie ursprünglich behaubtet Wilhelms Frau.
Bild zeigt:
Reformationstag 31.Oktober 1898
Kaiser Wilhem II. (Kreis) mit seiner Frau Augusta Viktoria bei der Schlüsselübergabe an Dr. Friedrich Wilhelm Barkhausen, Präsident des Oberkirchenrats.
Falls jemand weiterführende Informationen oder Bilder hat würde ich mich freuen
wie zum Beispiel Schwerin ???