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Hannover, Steinschlosspistole um 1690

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17.12.25, 09:20:42

corrado26

Kurhannover, Kavalleriepistole um 1690.

Dunkler, sehr gut erhaltener Nussbaum-Vollschaft mit ovalen Verschneidungen um das Schwanzschraubenblatt, das Schloss und das Schlossgegenblech. Eisenbeschläge, diese bestehend aus halbem, schmalem Mündungsband, zwei kannelierten Ladestockröhrchen, Abzugsbügel mit vorderer und hinterer Verlängerung, Abzugsblech, Kolbenkappe mit langen seitlichen Sporen und doppelt s-förmigem Schlossgegenblech für nur zwei Schrauben. Im vorderen Teil runder Lauf, im hinteren Teil nach doppeltem Balluster sechzehnkantig, dann achtkantig bis zum Schwanzschraubenblatt. Lauf-Schaft-Verbindung durch Kreuzschraube und zwei Stifte/Ösen. An der Laufunterseite zweimal schlecht geschlagene Marke von Zella-St.Blasii und Marke „B“ in einer rechteckigen Vertiefung. Leicht gebogenes, bombiertes Steinschloss mit entsprechendem, schlankem Schwanenhalshahn, runder Eisenpfanne ohne Steg zur Batterie, von innen verschraubter Batteriefeder und zugehöriger Batterie mit zeittypisch breiter Schlagfläche. Auf der Schloßplatte zwischen Batteriefeder und Hahn, unterhalb der Pulverpfanne sehr künstlerisch eingraviertes, nach links galoppierendes Pferd. Hölzerner, konischer Ladestock.

Gesamtlänge 497mm, Lauflänge 318mm, Kaliber des glatten Laufs 16,6mm.


Das Schloss mit der noch nicht voll ausgebildeten Studel, die stark kannelierten Ladestockröhrchen, insbesondere aber die dreifache Unterteilung des Laufs in einen runden, sechzehnkantigen und achtkantigen Teil sind ein sicheres Zeichen für die angegebene, frühe Datierung.
Noch nie ist eine solche Pistole im Handel aufgetaucht. Zwar sind zahlreiche, in vielen Fällen ähnliche Pistolen dieses Typs bekannt, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Suhl oder Zella St.Blasii gefertigt worden sind, doch nur ein Bruchteil der bekannten Stücke ist bis heute kontingentsmäßig zuschreibbar gewesen. Das auf dem Schloßblech eingravierte Pferdebildnis aber lässt eine sichere Zuordnung zum Kurstaat Hannover zu und schließt damit eine weitere Lücke in der heutigen Forschung hinsichtlich des Ankaufs von und Ausstattung bestimmter Landeskontingente mit Feuerwaffen in einer Zeit, als es noch keine verbindlichen Ordonnanzvorschriften für die Feuerwaffen der jeweiligen Heere gegeben hat und die Waffenbeschaffung generell Sache der Regimentsinhaber gewesen ist. Von daher kann die Existenz dieser hier angebotenen Pistole nicht hoch genug eingeschätzt werden.
17.12.25, 11:55:47

Ulan13

Superb! :jap:
Grüße vom Ulanen
 
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