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Grabenkunst

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31.07.25, 19:18:38

stavblue0815

geändert von: stavblue0815 - 01.08.25, 16:52:15

Hallo zusammen,

heute habe ich nach der Reinigung meines Aschenbechers die Gelegenheit am Schopfe gepackt, um Lichtbilder von meiner Grabenkunstsammlung anzufertigen. Die meisten Stücke verrichten bei mir brav Haushaltsaufgaben. Die Vase ist bereits seit vielen Jahrzehnten in Familienbesitz und stammt aus der Erbschaft meines Vaters. Allerdings ergeben die Markierungen auf der Vase – ich lese neben „VERDUN 1918“: „14 G. F. A A E F“ - für mich keinen Sinn. Die übrigen Grabenarbeiten sind mir die letzten Jahre vor die Flinte gelaufen. Und mein absolutes Lieblingsstück, das nach wie vor stark im Gebrauch seinen Dienst leistet, ist der Aschenbecher: eine englische Grabenarbeit in Form einer Offiziersmütze.

Die Vorstellung, dass im tagelangen ohrenbetäubenden Trommelfeuer tief im stickigen Stollen, eng an eng mit den Kameraden im flackernden Licht, raue Männerhände aus schlamm- und blutverkrusteten Munitionsresten solche Kunstwerke der Schönheit erschaffen haben, ja das lässt mich innerlich in tiefer Anerkennung und Respekt vor dem Heldenmut unserer Vorfahren verneigen. Bei den Erstellen der Bilder habe ich mich an ein Gedicht von Walter Flex erinnert, dass ich vor Jahrzehnten als Student gelesen hatte. Als ich später eine Kiste Bücher in den Dachboden verfrachtet habe, ist mir ein kleiner verstaubter Gedichtband in die Hände gefallen. Eine alte Reichsbanknote steckte im Büchlein und als ich dieses an dieser Stelle aufschlug, las ich tatsächlich dieses Gedicht von Walter Flex:

Abschied

Ich trat vor ein Soldatengrab
Und sprach zur Erde tief hinab:
„Mein stiller grauer Bruder du,
das Danken lässt mir keine Ruh´.
Ein Volk in toter Helden Schuld
Brennt tief in Dankes Ungeduld.
Daß ich die Hand noch rühren kann,
das dank ich dir, du stiller Mann.
Wie rühr´ ich sie dir recht zu Preis?
Gib Antwort, Bruder, daß ich´s weiß!
Willst du ein Bild von Erz und Stein?
Willst einen grünen Heldenhain?“

Und alsbald aus dem Grabesgrund
Ward mir des Bruders Antwort kund:
„Wir sanken hin für Deutschlands Glanz.
Blüh´, Deutschland, uns als Totenkranz!
Der Bruder, der den Acker pflügt,
ist mir ein Denkmal wohlgefügt.
Die Mutter, die ihr Kindlein hegt,
ein Blümlein überm Grab mir pflegt.
Die Büblein schlank, die Dirnlein rank
Blühn mir als Totengärtlein Dank.
Blüh´, Deutschland, überm Grabe mein,
jung, stark und schön als Heldenhain!“


Beste Grüße
Ferdinand
31.07.25, 21:17:47

Ulan13

Tolle Sammlung, vielen Dank für die Präsentation dieser außergewöhnlichen Stücke Geschichte!

Grüße vom Ulanen
 
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