20.04.25, 16:20:28
Don63
Hallo zusammen
habe in einem Säbelkonvolut einen Säbel erstanden der auf den ersten Blick ein bayerischer Rumford zu sein schien.
Sehr schlechter Zustand, stark verrostet, als ich Zeit hatte, habe ich ihn etwas entrostet und bin auf die Reste eines österreichischen Doppeladlers gestoßen ?
Gesamtlänge ca. 97cm
Klingenbreite 36mm
Klingenstärke 4mm
Eine sehr leichte flexible Klinge
Wurden diese Säbel auch in Österreich geführt?
Ein Bayerischer Reiter in österreichischen Diensten?
Weiss jemand mehr über seine Verwendung
Danke im voraus
Gruss Uwe
21.04.25, 11:58:30
Ulan13
geändert von: Ulan13 - 21.04.25, 12:32:30
Ich habe jetzt die Vernietung nicht gesehen, gehe aber mal davon aus, daß alles so original ist.
Meine Erklärung ist folgende: Bayern war ja mit Napoleon aliiert (1805 Bogenhausener Vertrag). Nach der österreichischen Niederlage 1806 (Austerlitz) bekam Bayern nicht nur die Königswürde, sondern auch als Ausgleich für pfälzische Gebiete, die linksrheinischen und Jülich, ehemals österreichische (Tirol, Vorarlberg). Und da Bayern für Napoleon Truppen zu stellen hatte, waren Beuteklingen, die auf diesem Wege in bayerischen Besitz gelangten, nicht unwillommen. Um so eine Beuteklinge dürfte es sich in diesem Fall handeln. Klinge genommen, Rumford-Gefäß darauf und fertig ist ein neuer Säbel! Daß da noch ein Doppeladler auf der Klinge war, wird wohl keinen gestört haben, ganz im Gegenteil. War doch auch in Bayern die heimliche Opposition gegen Frankreich und die franzosenfreundliche Politik des bay. Ministers Montgelas groß. Nicht nur der Kur-/Kronprinz Ludwig war dieser gegenüber negativ eingestellt, auch bei Adel und Klerus war diese Politik nicht populär. Max I. Joseph hatte allerdings keine Wahl, denn nicht umsonst hatte Napoleon seinen Stiefsohn Eugène de Beauharnais mit der Schwester Ludwigs, der Prinzessin Auguste, verheiratet, so daß die Drohkulisse, Bayern zu einer reinen napoleonischen Satrapie wie Neapel, Holland, Spanien, etc. zu machen, im Raume stand.
Zurück zu dem Säbel: Ich halte also, wie gesagt, eine Beuteklinge für sehr wahrscheinlich, denn gute Klingen wuchsen auch damals nicht auf Bäumen und man wird froh gewesen sein, solche nutzen zu können. Evtl. könnte auch ein ehemaliger Österreicher, der mit den abgetretenenn Ländern zu Bayern gekommen ist, mit diesem Säbel ausgerüstet gewesen sein. Also Napoleon am Hut und Habsburg in der Scheide. Oder so...
Grüße vom Ulanen
22.04.25, 15:18:08
Don63
Hallo Ulan
vielen Danke für die umfangreiche Ausführung.
Es zeigt sich wieder, jede Blankwaffe hat seine eigene Geschichte. Auch wenn nicht mehr so gut erhalten macht ein wenig Hintergrundwissen das Stück interessanter, zumindest für mich.
Danke Uwe
22.04.25, 16:57:13
Ulan13
Richtig, Uwe, jede dieser Waffen ist ein Zeitzeuge einer Epoche und ein Stück Geschichte. Und manche können Geschichten erzählen, wenn man ihnen nur zuzuhören versteht.
Grüße vom Ulanen