21.01.25, 13:01:17
Zietenhusar
Seit über 13 Jahren fahre ich auf dem Weg zur Arbeit an ein wirklich gruseliges Haus vorbei. Es hat den Anschein, dass dort seit 50 Jahren niemand drin wohnt. Ein richtiger "lost place". Seit 14 Tagen allerdings kommt Bewegung in diese Immobilie. Container stehen davor und es wird geräumt. Vor dem Haus türmte sich ein kleiner Haufen Alteisen, den ich mich getraute morgens im Dunkeln zu inspizieren. Dabei kam unter anderem dieser einseitige Maulschlüssel mit einem Durchbruch in der Handhabe zutage.
Zuerst kam er in die Elektrolyse. Ich kann dieses Verfahren nicht oft genug anpreisen.
Hier der Fundzustand:
21.01.25, 13:22:24
Zietenhusar
Nach der Elektrolyse und den obligatorischen Drahtbürsten kamen die erhabenen Buchstaben RS mit Serifen zum Vorschein.
Spezifikationen:
Gesamtlänge: 222 mm
Maulweite: ca. 28 mm
Durchmesser Befestigungsaufnahme: ca. 15 mm
Nach Zuarbeit einiger Werkzeuginteressierten kam folgendes zum Schlüssel heraus:
- Der Hersteller war mit hoher Wahrscheinlichkeit der deutsche Maschinenbau-Unternehmer
Christian Rudolph Sack (* 7. Dezember 1824 in Kleinschkorlopp; † 24. Juni 1900 in Leipzig).
- Zur Verwendung zitiere ich den Antwortgeber:
Den Schlüssel kann man an die Stelzen von einem Pferdepflug hängen. Da ist ein Schlüsselhalter angebracht, der die selbe Form wie das Loch im Schraubenschlüssel. Den Schlüssel braucht man um bei einem Selbstfahrer/Brabanter Pflug die Neigung der Scharen am Vorderkarren einzustellen. Vielen Dank an
Wald und Ackercrew - Geschichten von Rossherrn, Rossherrinnen und Rössern. Zwei der erklärenden Fotos hänge ich diesem Beitrag an letzter Stelle an. Auf dem ersten Foto sieht man die am Rahmen des Ackergerätes befindliche Aufnahme für genau so einen Maulschlüssel.
Gruß,
Thomas
21.01.25, 17:13:35
Ulan13
geändert von: Ulan13 - 22.01.25, 16:52:14
... fahre ich auf dem Weg zur Arbeit an einem wirklich gruseligen Haus vorbei. Es hat den Anschein, dass dort seit 50 Jahren niemand drin wohnt. Ein richtiger "lost place"...
Ich liebe diese Spukhäuser! Schon als Kind gab es für mich nicht Schöneres als solche geheimnisvollen Orte zu erforschen! Und auch ich habe schon tolle Dinge auf diese Weise gefunden! Um so mehr bedauere ich, wenn dann so etwas verschwindet, sei es durch Abriss, sei es durch Sanierung. Wieviele Geschichten habe ich mir zu solchen Orten schon ausgedacht! Nichts regt die Phantasie mehr an, als diese Häuser! Sie haben sogar mehr Flair als zu Tode renovierte Burgen irgendwelcher Preussenprinzen oder Industriellen des neunzehnten Jahrhunderts, von denen es bei uns am Rhein einige gibt.
Nun zum Werkzeug selbst: Ist offensichtlich Pflug-Woche im Forum. :D (Siehe meinen Beitrag dazu)
Gratuliere zu diesem Fund! Ich glaube, ich werde mir auch mal so eine Elektrolyse-Anlage anschaffen.
Grüße vom Ulanen
22.01.25, 14:50:40
stavblue0815
Vielen Dank für diesen Beitrag Thomas! Diese Bewandtnis mit diesem "Schlüsselloch" kannte ich bisher nicht. Denn ich hatte mich bei meinen Stücken schon öfter gefragt, was es wohl damit auf sich hat. Jetzt bin ich ein Stück schlauer.
Anbei zwei Bilder von meinen möglichen Pflugschlüsseln (oder andere Maschinen?), einer mit der Markierung "V 730". Über diese Markierung habe ich selbst nichts finden können, aber einen witzigen
Verein mit den Zielen der Dokumentation, des Erhalts und der Pflege historischer Technik, der sich den Pflugschlüssel sogar zum Namensbestandteil gemacht hat.
Beste Grüße
Ferdinand