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Thema: Rost und seine Entfernung (https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/topic.php?id=975)


Geschrieben von: Zietenhusar am: 08.09.08, 17:33:58
In WAFFENKUNDE - Kapitel IV - Abschnitt 3, auf den Seiten 586 und 587,
schreibt Wendelin Boeheim unter "Einige Worte über die Erhaltung der Waffen" u.a. Folgendes:

"Jeder neuübernommene Gegenstand muß bezüglich seines Zustandes auf das genaueste untersucht und darf nicht früher in die Sammlung eingereiht werden, als bis er vollständig rostfrei gemacht worden ist.
Das Befreien des Eisens von Rost ist, wenn es in angemessener Weise und ohne Schädigung des Materials vorgenommen werden soll, keine ganz einfache Sache, es erfordert außerordentliche Sorgfalt und vor allem G e d u l d. Was oft in Jahrhunderten sich entwickelt hat, soll man nicht in Minuten vom Platze schaffen wollen. Vorerst ist zu beurteilen, ob das Oxyd bereits den Körper und bis zu welchem Grade angegriffen hat, oder ob es nur in geringem Grade schädigend die Oberfläche deckt. Jeder Rost muß aber unbedingt entfernt werden, hätte er auch noch so zerstörend auf das Material gewirkt.
Das Mittel, um Eisen von Rost zu befreien, ist einfach und allgemein bekannt, weniger die Methode. Man befeuchtet die Roststelle stark mit frischem, reinen Öl, ohne im mindesten zu reiben oder gar sich des Schmirgels zu bedienen. Jeder Rost löst sich in Öl allmählich auf; es ist darum nichts weiter zu thun, als das aufgetragene Öl nach einigen Tagen einfach wegzuwischen, frisches aufzutragen und damit so lange geduldig fortzufahren, bis die rotbraune Kruste vollständig aufgelöst und entfernt ist. Zeigen sich unterhalb schwarze Flecken, wie sie zuweilen in Vertiefungen vorkommen, so ist das nicht mehr Rost, sondern das Bild des Schadens selbst, den das Oxyd verursacht hatte. Derlei Flecken sind nur dadurch zu entfernen, das man die Stelle mit Schmirgelpapier behandelt; aber es ist, bevor man zu diesem den Körper selbst angreifenden Mittel schreitet, wohl zu erwägen, ob der Gegenstand nicht dadurch in seinem archäologischen oder seinem Kunstwerte für immer geschädigt wird."

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Tips, Hinweise und Ratschläge dieser Art ziehen sich weiter so hin, z.B. das Reinigen gebläuter, geschwärzter oder brünierter Eisenteile, das Putzen von Bronze, Messing oder Kupfer, die Reinigung und Pflege von Lederzeug und Textilien, das selbige für Holz, Horn und Elfenbein.
Dieses Buch kann ich wärmstens empfehlen, zumal der Nachdruck erschwinglich ist, das Original dagegen momentan um die 200 EUR (+/- 20 EUR) kostet.


Geschrieben von: Kemira am: 11.09.08, 22:07:20
Hallo, das klingt ja interessant wie Rost "langsam" entfernt wird. Hast du einen Tip aus welcher Quelle der Nachdruck von dem Buch bezogen werden kann ?

Danke und Gruß

Karl-Heinz


Geschrieben von: corrado26 am: 12.09.08, 08:28:12
ich arbeite nach der Boeheim-Methode schon seit Anbeginn meiner Sammelleidenschaft, das sind nun weit mehr als 40 Jahre und ich habe bis heute nur hervorragende Resultate zu verzeichnen.
Verrostete Metalle lege ich je nach Befall für vier bis acht Wochen in eine mit Terpentin gefüllte Kerakmikschale und lasse die Zeit arbeiten. Das Ergebnis ist meist genau so, wie es Boeheim beschreibt und kostet vor allem keinen Schweiß, von verbrauchtem, meist recht teurem Arbeitsmaterial mal ganz zu schweigen.
Gruß
corrado26


Geschrieben von: Kemira am: 12.09.08, 20:16:40
Wie verhält es sich da mit Messinggriffen bei Faschinenmessern. Wenn die mit eingelegt werden, verändert sich da die Farbe ?? Hast du da Erfahrung??

Danke und Gruß

Karl-Heinz


Geschrieben von: corrado26 am: 13.09.08, 09:58:06
Da ich wie bekannt, nur Vorderlader-Feuerwaffen sammle, werden die natürlich vor der Boeheim-Behandlung zerlegt, und die Buntmetallteile kommen nicht in das Bad. Die behandle ich im käuflichen Tauchbad oder mit einem Wolllappen und Messingputzmittel.
Somit kann ich leider nichts über eine etwaige Verfärbung von Messing sagen. Ich werde das aber jetzt mal ausprobieren. Ich denke nicht, dass das schadet.
Gruß
corrado26


Geschrieben von: Kemira am: 23.09.08, 18:48:53
Hallo,habe meinen Entrostungsversuch mit Öl gestartet, Versuche es an meinem Faschinenmesser M1810 (hatte ich hier schon eingestellt). Melde mich wieder mit Foto wenn Vorgang abgeschlossen.

Hier einige Bilder von einem Perkussions-Rückschläger-Gewehr, Corrado ist doch Sammler solcher edlen Teile.

Gruß

Karl-Heinz


Geschrieben von: Zietenhusar am: 11.03.09, 22:42:51
Zitat von Kemira:
Melde mich wieder mit Foto wenn Vorgang abgeschlossen.
Hallo Karl-Heinz,

warst Du inzwischen erfolgreich?

Gruß,
Thomas


Geschrieben von: limone am: 11.03.09, 23:09:52
Hallo Thomas,

wie hast Du das eigentlich gemacht?

Ein kleiner "Werkstattbericht" wäre schön freuen (sag' nicht: "Öl!" lachen ).

Grüße

Carsten


Geschrieben von: Zietenhusar am: 11.03.09, 23:37:54
Hallo Carsten,

ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Ölmethode sehr gut bei beginnender Rostbildung greift. Bei Rost, der ungebremst einige Jahrzehnte gewachsen ist, würde es mit Öl fast ebensolange dauern ihn wieder weg zu bekommen.

So war es auch in dem von Dir angesprochenen Fall. Die Waffe habe ich vollständig mit Öl bestrichen, gelöst hat sich auch nach Tagen nichts. Der Rost war stellenweise schon einige zehntel Millimeter stark. Hier behalf ich mich mit einer rotierenden Filzscheibe und Poliermittel. Das Ergebnis ist eine vollkommen kratzfreie, und vom Rost befreite Oberfläche.

Jetzt ist natürlich wieder Öl drauf.

Gruß,
Thomas


Geschrieben von: limone am: 11.03.09, 23:49:31
Danke für die Auskunft, das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Grüße

Carsten