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Thema: Karabiner Kavallerie m/1725 (https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/topic.php?id=8144)


Geschrieben von: schwekapi am: 11.12.19, 18:04:14
Heute möchte ich einen besonders schönen und seltenen Karabiner der schwedischen Kavallerie vorstellen.
Er gehört nicht mir. Ich habe jedoch die ausdrückliche Genehmigung des Besitzers seine Bilder für den Beitrag zu nutzen. Auch vom Armeemuseum in Stockholm liegt mir eine Genehmigung vor.

Die Geschichte, wie der jetzige Besitzer zu dem tollen Stück gekommen ist, ist so, wie sie sich jeder Sammler mal wünscht. Im Laufe einer Messe in Schweden kam ein Kunde und machte den Kofferraum seines Autos auf. Dort lag der Karabiner drin. Der jetzige Besitzer sah ihn, erkannte das Stück und wurde sich über den Preis mit dem Verkäufer sehr schnell einig. Des Sammlers Traum! mit Augen rollen

Nun zu dem guten Stück:

Länge gesamt: 131 cm
Gewicht: 4,1 kg
Kaliber: 20 mm
Länge Lauf: 94 cm

Die Schraube von außen eingeschraubt im Schloss vor der Pfanne ist original! Siehe das Vergleichsfoto vom Armeemuseum.

Bei den meisten Kavallerie Langwaffen aus Schweden fehlt die Sattelstange.

Viel Spaß beim betrachten!


Geschrieben von: schwekapi am: 11.12.19, 18:07:30
weitere Bilder


Geschrieben von: corrado26 am: 12.12.19, 11:47:59
Tolle Fotos, tolles Stück!!! Erwähnenswert: Der Stempel "gespiegeltes "C" wurde ab 1650 in Örebro so geschlagen. Steht vermutlich für Carl-Gustav.
Die Schraube links von der Pfanne hat es auch noch am Karabiner 1815 gegeben!
corrado26


Geschrieben von: schwekapi am: 13.12.19, 14:15:24
Danke, für die zusätzlichen Infos.

Das "gespiegelte C" steht aber wohl eher für das Monogramm von Carl XI. (Regierungszeit 1660 - 1697) (siehe Bild) Nach dem 30jährigen Krieg war die schwedische Wirtschaft völlig am Boden. Das wurde unter der kurzen Regierungszeit seiner Tochter auch nicht besser. Carl XI. baute das Rekrutierungssystem völlig um und kurbelte auch die Waffenindustrie wieder an.
Ich denke, dass der Stempel in Örebro ab ca. 1650 verwendet wurde.

Wie auf der Münze zu sehen, wurde das Monogramm auch von Carl XII. verwendet (1697 - 1718). Oft war links die "X" und rechts die "II" dazugeschrieben. Manchmal war die "XII" in der Mitte. Manchmal aber auch ohne die "XII".

Deine Aussage Karabiner 1815 verwirrt mich etwas. Ab 1807 führte kein schwedisches Kavallerieregiment mehr eine Zweihandfeuerwaffe. Das änderte sich erst wieder mit dem Karabiner m/1870.

Wäre es Dir möglich, ein Gesamtbild ein zu stellen?


Geschrieben von: corrado26 am: 13.12.19, 14:32:41
Du hast Recht, das ist natürlich kein Karabiner, sondern das Infanteriegewehr 1815. Hier die Bilder:


Geschrieben von: schwekapi am: 20.12.19, 17:22:41
Ja, dass erklärt vieles.

Folgendes ist dazu noch an zu merken. 1815 wurden neue Infanteriegewehre eingeführt. Jedoch wie so oft in Schweden in älteren Zeiten, reichten die neu hergestellten Gewehre nicht aus. Die Produktionskapazitäten waren einfach nicht hoch genug. Die Produktionsmethoden zu der Zeit waren in Schweden noch sehr rückständig. Erst als Carl IV. Johan 1818 König wurde, änderte sich das. Denn er hatte ja aus seiner französischen Zeit, viel Erfahrung. Solche Gewehre und Schlösser kann man auf den folgenden Bildern 1 - 4 sehen.

Nun wieder zum Jahr 1815. Es wurden sehr viele alte Gewehre umgebaut, so dass sie dem Modell 1815 sehr ähnlich sehen. Dieser Umbau wurde in den Zeughäusern ausgeführt. Natürlich wurden auch alte Schlösser verbaut. Dieses Modell wird in Schweden "Reparationsmodell 1815" genannt. So eines können wir dank Dir hier sehen.

Jetzt mache ich etwas, was "Ulfberth" immer so schön als Kaffesatzleserei bezeichnet. Das von Dir vorgestellte Gewehr ist trotz alledem sehr kurz. So ist es möglich, dass auch alte Karabiner umgebaut wurden. Meiner Ansicht nach erkennbar, an den Abdrücken der Sattelstange und dem dazu gehörigen (verschlossenen) Loch. (siehe Vergleichsbild 5) Aber wie gesagt, dass ist nur eine Vermutung von mir.

Eines ist jedoch klar. Solche Schlösser wurden 1815 nicht mehr neu her gestellt.