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Thema: Infanterie-Säbel um 1800 (https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/topic.php?id=726)


Geschrieben von: ulfberth am: 26.06.08, 00:14:51
Das Seitengewehr erinnert auf den ersten Blick stark an den franz. Grenadier-Säbel von 1767 und dürfte sich zeitgleich zur bayerischen Variante von 1794 (lt. Maier) bewegen.

Bedauerlicherweise steht augenblicklich nur ein fragmentarisch erhaltener Säbel - der vordere Teil des Bügels ist abgebrochen - zur Verfügung.

Bedingt durch die Seltenheit erfolgt dennoch hier eine Vorstellung der Waffe.

Die Klinge trägt als Ätzung das gekrönte springende Pferd über der Bezeichnung "I. Regiment" sowie auf der Außenseite das Herrschermonogramm "GR III." für Georg den III.


Geschrieben von: ulfberth am: 26.06.08, 00:28:43
Zweigeteiltes Gefäß aus Parierstange mit oberen Lappen und Bügel sowie dem Griffstück. Markierungen in Form von Schlagstempel unter der vorderen Parierstange.

Gesamtlänge ca. 74 cm
Klingen länge ca. 60,5 cm
Klingenbreite ca. 3,3 cm
Pfeilhöhe ca. 24mm

Gruß

ulfberth


Geschrieben von: ulfberth am: 27.06.08, 23:12:02
Bemerkungen:
Eine Numerierung der hannoverschen Regimenter erfolgte erst 1783.
Garnison des 1. Regt. war ab 1764 für den Stab und das I. Btl. Münden, für das II. Btl. Hanau. Ab 1778 erfolgte eine Verteilung von 2 Kp. nach Dransfeld sowie jeweils 1 Kp. nach Hardegge, Uslar, Hedemünde und Hanau.

Das Regt nahm teil am 1784er Feldzug in Holland.

Eine Abbildung der Regiments-Uniform findet sich auch im sogenannten „Gmundener Prachtwerk“. Näheres dazu in dem von zwei Kennern der Hannoverschen Armee herausgegeben Buch:

Joachim Niemeyer und Georg Ortenburg; Die Hannoversche Armee 1780 – 1803, herausgegeben im Auftrage der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e. V. und der KLIO, Beckum 1981.


Geschrieben von: ulfberth am: 28.06.08, 00:19:35
Eine weitere gute Quelle zur Uniformierung und Formationsgeschichte ist weiterhin:

Friedrich Schirmer; Nec aspera terrent! Band I, Eine Heereskunde der hannoverschen Armee und ihrer Stammtruppenteile von 1631 bis 1803, Hannover 1929.


Geschrieben von: mario am: 02.11.20, 08:52:12
Kann man davon ausgehen, dass das Gefäß mal ersetzt wurde?
Vielleicht ein typischer "1813ner" (aus Schlachtfeld-Funden und Spenden aus der Bevölkerung brauchbare Waffen gemacht)
Gruß Mario


Geschrieben von: corrado26 am: 02.11.20, 15:47:32
Ich gehe davon aus, dass das Gefäß und die Klinge irgendwann zusammenfanden.
Hannover führte nach meiner Kenntnis keine französisch angehauchten Waffen,
sondern hatte deutlich englische Präferenzen.


Geschrieben von: ulfberth am: 03.11.20, 18:28:03
Eine alte Zusammenfügung ist selbstverständlich möglich. Die Vernietung erweckte vor 12 Jahren aber keine Zweifel. Alles war von einer alten Patina gleichmäßig überzogen.

Eine Verwendung in franz. Diensten würde ich aber nicht ganz verwerfen.


Die von corrado26 beschrieben Orientierung an Großbritannien trifft leider im fraglichen Zeitraum beim Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg nicht zu. Hier wurde das spätere Hannover von Frankreich fremdbestimmt.

Nun ist Georg III. ja auch der Regent des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg, das Königreich Hannover kommt erst später. Und wenn man dessen Geschichte verfolgt, gibt es durchaus auch Verbindungen zu Frankreich.

Die Armee des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg wurde mit der Konvention von Artlenburg am 5. Juli 1803 entwaffnet und aufgelöst, Ausrüstung, Munition etc. wurden den Franzosen übergeben. Als Gouverneur der französischen Verwaltung agierte Jean-Baptist Bernadotte, der spätere König von Schweden und Norwegen.

1806 mußte auf Veranlassung Frankreichs Preußen Hannover besetzen. Mit dem Ergebnis einer englischen Kriegserklärung an Preußen. 1807 / 1810 ging Hannover in dem Königreich Westphalen auf. Der nordwestliche Teil des Kurfürstentums wurde 1811 Teil der Hanseatischen Departements, also ein Teil des französischen Kaiserreichs.

Gruß

ulfberth


Geschrieben von: mario am: 04.11.20, 12:27:51
Zitat von ulfberth:
Eine Verwendung in franz. Diensten würde ich aber nicht ganz verwerfen.

Danke Euch.

Hier nun ein Briquet mit einer alten hannoveranischen Klinge.
Das Gefäß hat noch keine Zahlen auf dem Bügel. VERSAILLES gestempelt.
Vernietung gefällt mir nicht.
Gruß Mario


Geschrieben von: mario am: 11.11.20, 19:55:34
erstmal ablegen