Seit einer Weile halte ich meine Augen nach einen Schmiedeschraubstock offen. Es gibt sie noch relativ häufig, allerdings in den unterschiedlichsten Erhaltungszuständen und um die 25 bis 60 km von mir entfernt. Da sucht man sich, anhand von Fotos, Beschreibung, Entfernung, Transportfähigkeit und Preis, den optimalsten aus.

So fand ich einen gut erhaltenen zu einem annehmbaren Preis. Alles klar, denke ich, nimmste Kontakt zum Verkäufer auf und machste einen Abholtermin aus. Und ich konnte meine Frau überreden mitzukommen und zu fahren. Auf der Hinfahrt rief mich der Verkäufer an und fragte, ob ich schon unterwegs bin. Laut Navi bin ich in 25 Minuten bei ihm. Dann faselte er irgendetwas davon, dass der Schraubstock auf dem Artikelfoto nicht mehr da ist, er hätte aber noch zwei andere.
Nachdem wir uns auf dem Weg dahin zweimal verfahren haben und die Stimmung langsam begann zu kippen sind wir mit Verspätung doch noch rechtzeitig angekommen.
Kleiner Rat: Tippt niemals nur die Postleitzahl ins Navi. Schon gar nicht, wenn das Ziel Dorfstraße heißt. Aufgrund der kommunalen Zusammenlegung verschiedener Orte, kann man sich schnell ganz woanders wiederfinden.

Dort nun angekommen erzählt mir der Verkäufer, dass ihm der Schraubstock, der auf den Fotos abgebildet war, über Nacht geklaut wurde. Angeblich habe er diesen einen Tag zuvor schon mal vor die Scheune gepackt. Schon klar, denke ich, ein Antikhändler, der Jahrzehnte auf dem Markt ist, packt wertige Sachen vor die Tür.
Wie dem auch sei, zeigt er mir die beiden anderen. Die waren leider absoluter Schrott. Unvollständig, ver- und eingerostet und nicht gebrauchsfähig. Eine Wiederherstellung der Gebrauchsfähigkeit hätte mir, falls überhaupt möglich, viel Zeit und vor allem Nerven gekostet. Und dafür wollte er auch noch Geld. Nee, auch wenn der Weg umsonst war, gekauft habe ich keinen davon.

Genervt und müde zuhause angekommen, habe ich dem nächsten Anbieter eine Nachricht geschrieben. Nach einigen Tagen meldete dieser sich und meinte, Verhandlungen seien mit seinem Vater aufzunehmen, da es dessen Schraubstock ist. Die Telefonnummer stehe in der Artikelbeschreibung.
So getan hatte ich einen sehr freundlichen älter anzuhörenden Herrn am Ohr, nachdem ihn seine Frau ans Telefon rief "Falkooooo komm mal, Telefooon".
Heute Abend ginge es nicht mehr mit der Abholung, da er noch einen Hörgeräteakustiker-Termin hätte. Also haben wir uns auf den nächsten Tag geeinigt.

Laut Artikelfotos ein sehr gut erhaltener Schmiedeschraubstock. Freitag nach der Arbeit gleich die knapp zwei Stunden Fahrt dorthin unternommen und ihn auch angetroffen. Er hatte einen wirklich top erhaltenen Schmiedeschraubstock, absolut leichtgängig und ohne Rost. Aber, mit 85 mm Backenbreite leider eine ziemlich zierliche Ausführung. Verdammt, wieder enttäuscht. Zumal er auf dem Foto einen größeren Eindruck machte. So ist es, wenn keine Maße in den Annoncen drin stehen. Das "Lustige" daran ist, dass ich ihm beim Telefonat nach der Höhe des Schraubstocks gefragt habe. Mir gleich die Backenbreite ansagen zu lassen kam mir nicht in den Sinn, da ich von wenigstens 125 mm ausging. Nun ist es egal. Wird mir hoffentlich nicht mehr passieren. Das Angebot hatte sein Sohn online gestellt und der alte Herr (82 Jahre alt mit dem Aussehen eines 65-jährigen) nahm an, dass die Maße reingeschrieben wurden. Ich konnte ihn mit dem Handy vom Gegenteil überzeugen. Übrigens in 9 von 10 Angeboten stehen keine Maße drin. Das ist mir vollkommen unverständlich. Egal, diesmal habe ich ihn gekauft, nachdem ich den Preis noch einmal runtergehandelt habe. Und ich bin auch froh drüber.
Der Gute wird aber nicht draußen aufgestellt, wie ich es ursprünglich vor hatte, sondern bleibt in der Werkstatt und wird irgendwann demnächst an einer meiner Werkbänke montiert. Hier, auf den Fotos, hatte ich ihn für die Session nur provisorisch mit einer Schraubzwinge festgeklemmt.

Nebenbei: In den nächsten Tagen wird mir (hoffentlich) ein größerer Schmiedeschraubstock zugesandt. Auch wieder ein überaus freundlicher Anbieter, ein guter Preis und er versendet das schwere Teil sogar. Mal schauen wie der Schmiedeschraubstock aussieht, wenn ich ihn auspacke. So richtig glücklich war ich bisher ja nicht auf meiner Suche danach.

Ja, wenn ich schon auf Theodor Fontanes Wegen wandle, dann schreibe ich es auch nieder.
Vielen Dank, mein Lieber. Mir gefällt er ebenfalls, auch wenn ich ihn jetzt halt "intern" benutze. Wahrscheinlich hätte ich mir sowieso noch einen kleineren angeschafft, wenn der erste ein größerer gewesen wäre. So fügt sich eben alles zusammen, wenn auch auf Umwegen.

Apropos Fontane: Der Schmiedeschraubstock, welcher mir demnächst zukommt, stammt aus seiner Heimatstadt.

Ich bin wahrscheinlich der einzige Havelländer, der das Gedicht nicht gelernt hatte.
Bin aber beim abholen dieses Schraubstocks durch Ribbeck gefahren und eine neue, ziemlich große Birnenplastik entdeckt.

Sieht doch gut aus! Was hat der jetzt an Backenbreite?
Schön wäre es auch, wenn Du die beiden mal nebeneinander fototrafierst, so daß die Größenunterschiede sichtbar werden

Grüße vom Ulanen

Vielen Dank für die Bilder, klasse! Von der Seite sehen sie ja fast gleich aus, aber bei dem Bild von vorne werden die unterschiedlichen Dimensionen deutlich erkennbar. Da wirkt der kleinere direkt zierlich... Sehr schön!

Grüße vom Ulanen