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Abdank

(Moderator)

Ich wollte euch hier einmal eine Behauptung weitergeben die in einem anderen Forum für antike Waffen aufgestellt wurde.
Ein Nutzer behauptet irgendwo gelesen zu haben, dass man Stahl aus der Zeit nach 1945 von Stahl aus früheren Zeiten dadurch unterscheiden kann, dass Ersterer immer über das natürliche Maß hinaus radioaktiv kontaminiert ist, auf Grund der zahlreichen Atomwaffentests in der Atmosphäre.
Der Benutzer meinte damit einen Weg gefunden zu haben um Fälschungen sicher erkennen zu können. lachen

Ich selber halte diese Aussage auf Grundlage meiner bescheidenen universitären Grundkenntnisse für absoluten Schwachsinn, bin aber gespannt darauf ob sich hier jemand findet der eine entsprechende Expertise mitbringt und was dazu sagen kann. Pause

Ich selber habe nicht die Zeit und Muße weiter dazu zu recherchien, möchte euch aber diese Antwort von ChatGPT nicht vorenthalten.

Nein, Stahl, der nach 1945 produziert wird, ist nicht per se radioaktiv belastet. Radioaktivität ist keine natürliche Eigenschaft von Stahl, sondern kann nur auftreten, wenn der Stahl durch radioaktive Materialien kontaminiert wird.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass während des Zweiten Weltkriegs und der unmittelbaren Zeit danach in einigen Regionen Atombomben und nukleare Waffen getestet wurden. Diese Tests haben zu einer erhöhten radioaktiven Belastung der Umwelt geführt, einschließlich der Kontamination von Boden, Wasser und Luft. Infolgedessen könnten Materialien, die in diesen Regionen hergestellt wurden, einschließlich Stahl, eine gewisse radioaktive Kontamination aufweisen.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Großteil des nach 1945 produzierten Stahls weltweit erhöhte radioaktive Belastungen aufweist. Stahl wird in vielen verschiedenen Ländern hergestellt, und die meisten Regionen waren nicht direkt von nuklearen Tests betroffen. Moderne Produktionsverfahren und strenge Qualitätskontrollen helfen zudem dabei, die radioaktive Kontamination von Stahl zu vermeiden.

Wenn Sie sich Sorgen um die radioaktive Belastung von Stahl machen, sollten Sie sich an anerkannte Hersteller und Lieferanten wenden, die Qualitätsstandards einhalten und umweltfreundliche Produktionsmethoden verwenden.



11.06.23, 12:16:11

Ulan13

(Mitglied)

Vorneweg, ich bin kein Atomphysiker. Aber ich hatte mal gehört, daß Schiffswracks, die vor 1945 gesunken sind, aufgrund einer weniger starken radioaktiven Belastung als Bergegut sehr interessant seien.
Bei Wikipedia z.B. ist dieser Stahl als sog. "Low-background steel" bekannt.

Grüße vom Ulanen

11.06.23, 14:35:47

Abdank

(Moderator)

Hallo Ulan,

faszinierend und danke für den Hinweis! Ich bin gespannt ob man diese Strahlung irgendwann außerhalb von Teilchenbeschleunigern für Klingenanalysen wird verwenden können.

Low background steel Wikipedia Artikel

Hier ein übersetzter Ausschnitt aus der englischen Version:

"Seit dem Ende der atmosphärischen Atomtests ist die Hintergrundstrahlung auf ein nahezu natürliches Niveau gesunken, sodass für die meisten strahlungsempfindlichen Anwendungen kein spezieller Stahl mit niedrigem Hintergrundhintergrund mehr erforderlich ist, da brandneuer Stahl jetzt eine ausreichend niedrige radioaktive Signatur aufweist Es kann im Allgemeinen in solchen Anwendungen verwendet werden. Es besteht jedoch weiterhin eine gewisse Nachfrage nach den strahlungsempfindlichsten Anwendungen wie Geigerzählern und Sensorgeräten an Bord von Raumfahrzeugen. Für die anspruchsvollsten Anwendungen kann selbst Stahl mit niedrigem Hintergrund zu radioaktiv sein und es können andere Materialien wie hochreines Kupfer verwendet werden."

11.06.23, 16:08:26

Ulan13

(Mitglied)

Zitat von Abdank:

"Seit dem Ende der atmosphärischen Atomtests ist die Hintergrundstrahlung auf ein nahezu natürliches Niveau gesunken, sodass für die meisten strahlungsempfindlichen Anwendungen kein spezieller Stahl mit niedrigem Hintergrundhintergrund mehr erforderlich ist, da brandneuer Stahl jetzt eine ausreichend niedrige radioaktive Signatur aufweist "


Hm, das würde also bedeuten, daß, da brandneuer Stahl, genauso wie alter, vor 1945, erzeugter, keine erhöhte Radioaktivitätssignatur aufweist, damit das Argument "Radioaktivität" für eine Altersanalyse hinfällig wird. Quod erat demonstrandum...

11.06.23, 17:37:31

Abdank

(Moderator)

Scheint mir auch so. Es gibt bestimmt Mittel und Wege in dieser Richtung die weitab jeglicher Verhältnismäßigkeit stehen.
Eine viel elegantere Methode wäre die Spektralanalyse von Metallen. Leider benötigt man dazu Referenzen die es wohl momentan für alte Klingen noch nicht wirklich gibt. Erste Versuche eine Datenbank aufzubauen wurden letztens in England an verschiedenen Kilic durchgeführt. Einsteigertechnik fängt hier fünfstellig an.

11.06.23, 17:46:04

Ulan13

(Mitglied)

Darüberhinaus fürchte ich, daß neben dem Aufand und der Kosten, von so einer Klinge nach all den möglichen Analysemethoden nichts mehr übrig sein würde, da ja für viele dieser Methoden Material entnommen werden muß und dieses letztendlich vernichtet wird.
Und dann sagt man letztendlich:
"Toll, meine Klinge war echt, ich weiß das nun zu 99,99%, aber leider ist sie jetzt weg..." lachen

11.06.23, 17:52:09

Abdank

(Moderator)

Ich bin mir an dieser Stelle nicht sicher, aber ich meine, dass die Spektralanalyse nicht-invasiv ist.
Beispielsweise wird bei Goldbarren ein handliches Gerät auf den Barren gelegt welches nach einigen Sekunden auf einem Display die Zusammensetzung anzeigt.


Nach erneuter Durchsicht des Artikels ist das letztgesagte natürlich Quatsch, mea culpa. Dort werden regelrechte Löcher in den Stahl gebrannt. Ich werde mich dahingehend nochmal informieren und wenn ich mehr über dieses Gerät rausfinde was die Goldhändler benutzen füge ich es hier ein.

11.06.23, 18:00:31

Zietenhusar

(Supporter)

Zitat von Ulan13:
...ich hatte mal gehört, daß Schiffswracks, die vor 1945 gesunken sind, aufgrund einer weniger starken radioaktiven Belastung als Bergegut sehr interessant seien.
Das habe ich vor etlichen Jahren auch schon mal gehört. Besonders ist man wohl darauf aus, aus dem geborgenen Stahl chirurgisches Besteck herzustellen.

Gruß,
Thomas

12.06.23, 04:56:36

Ulan13

(Mitglied)

@Abdank: Hatte es selbst gelesen, kein Problem. Aber sie sind schon sehr interessant, diese Methoden, wenn auch für kleineren Artefakte nicht anwendbar. Und nicht mal für mittelgroße. Wenn ich beispielsweise eine Flügelzischägge hätte und wollte das Alter bestimmen, würde ich garantiert keine garstigen Löcher reinbrennen. Dann lieber mit der Ungewissheit leben...

@Zietenhusar:
Und unsre jute, olle Hochseeflotte von det Tirpitz kam ooch zur neuer Ehre, wa! Die ham sie ja ooch wieder emporjehoben, die ollen Pötte. Also anstatt Schwerter zu Pflugscharen (pfui, die schönen Schwerter!), Linienschiffe zu Skalpellen... lachen

12.06.23, 11:31:24

Abdank

(Moderator)

Zitat von Zietenhusar:
ist man wohl darauf aus, aus dem geborgenen Stahl chirurgisches Besteck herzustellen.


Ich komme hier aus dem Staunen nicht mehr heraus geschockt

12.06.23, 17:43:46
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