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Ulan13

(Mitglied)

Für die Freunde schweizerischer Blankwaffen möchte ich hier den kantonalen Degen für Infanterie- und Artillerieoffiziere, fakultative eidgenössische Ordonnanz 1817, Herstellung um 1820 – 1830 vorstellen. Er wurde vornehmlich in den Kantonen Bern, Zürich und weiteren Kantonen verwendet. Dieser Degen ist als Helmknauf- oder Hütchendegen bekannt.
Gerne wird er mit dem französischen Revolutionsdegen verwechselt, auf den er in seiner Gestaltung zurückgeht.


Zunächst zu meinem Exemplar:

Messinggefäss ehemals vergoldet, typischer Helmknauf;
Griffbügel in Parierstange mit vierkantigen Armen mündend,
herzförmig-längliches, asymetrisches (terzseitig breiteres) gegen
den Griffbügel hin geteiltes Stichblatt mit Lappenfortsätzen, zwischen
Griffbasis und Stichblatt eine als Blattrosette geformte Unterlagsscheibe.
Ebenholzgriff, Vorder- und Rückseite mit geschnittenem Fischhautmuster, Seitenflächen glatt

Rückenklinge (Länge 83cm, Breite 2,1 cm),
Hohlschliff bis über die Mitte, dann übergehend in volle Klinge;
ehemals vergoldeter Ätzdekor: Trophäen, Blütenzweige, Ornamente.
Auf Klingenrücken solinger Rose. Klinge gemarkt "F.W. K"
Gesamtlänge: 98,5 cm


Zur Geschichte:

Am 16. Juli 1818 wurde der eidgenössischen Militäraufsichtsbehörde in Bern, die gemäß dem eidgenössischen Reglement von 1817 für das Bundesheer verbindlich die Bewaffnung festzulegen hatte, ein Modell vorgestellt, das diesem Degen entsprach. Als Musterwaffe sozusagen.

Jedoch wurde von der Kommission kritisiert, daß der Helmknauf zu voluminös und dadurch unpraktisch sei, bzw. die Uniform in Mittleidenschaft gezogen würde. (Der ursprüngliche Helmknauf war mehr wie ein antiker Helm geformt, d.h. mit Federbusch, der wohl etwas scharfkantig war) Dennoch wurde die Entscheidung getroffen, dieses Modell als "fakultatives" Modell zu genehmigen, es allerdings für die Kantone nicht als verbindlich zu erklären.

Dieser Degen wurde in der Folge zunächst vor allem in Bern verwendet, jedoch folgten auch andere Kantone dem berner Beispiel (Zürich, Solothurn, Aargau, Thurgau, St. Gallen und andere) und verwendeten diese Waffe. Bis 1852 war er bei den unberittenen Offizieren, auch bei der Artillerie, sehr beliebt und wurde in vielen Varianten hergestellt. Besonders beim Knauf waren zwei Varianten häufig: Einmal die ursprüngliche (Helm mit Federbusch) und dann die hier vorliegende mit dem "entschärften" Helm.

(Literatur: V.Norman, Rapier & Small Sword op.cit., S.212-217, Hilt 113.
Schneider/Meier, Griffwaffen op.cit., S.28. Lhoste/Buigne, Armes blanches, symbolisme, «Le Casque», S.75-77.
Jürg A.Meier, Der Stock des Carbonaro und ein Berner Degen, in: Zeitschrift für historische Waffen- und Kleidungsgeschichte, Heft 2, 2013, S.195-201.)







24.12.20, 14:41:29

joehau

(Mitglied)

Schöner Degen !

Oft befand sich auch ein kantonales Wappen oder das Schweizerkreuz auf dem Stichblatt.

25.12.20, 21:58:20

Ulan13

(Mitglied)

Vielen Dank! Er liegt auch sehr gut in der Hand. Leider ist er ohne Scheide...
Schweizerkreuz oder ein kantonales Wappen besitzt dieser nicht.

25.12.20, 22:55:57
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