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Clouseau

(Mitglied)

Schon eine echte Herausforderung für die offenbar in der Sommerpause befindliche, durch Corona vorgeschädigte Schwarmintelligenz des Forums!

Sehr ungewöhnliche Ätzung! Habe ich in 40 Jahren auf militärischen Blankwaffen noch nicht zu Gesicht bekommen. Die genaue Anordnung der Motive erschließt sich mir trotz zahlreicher Fotos allerdings immer noch nicht.

Die „sieben (fetten) Korn-Ähren“ als Symbol der Fruchtbarkeit oder der Auferstehung?

Was ist mit den beiden Vögeln? Sie gleichen eher Tauben als Adlern. Was befindet sich über deren Köpfen? Tropfen, einfach nur Striche? Könnten es Flammensymbole sein? Das deutet auf die „Erleuchtung durch den Heiligen Geist“ hin! Ohnehin steht die Taube symbolisch für den Frieden oder den Heiligen Geist.

Das alles auf einer Militärblankwaffe???

Auch durch das häufige Vorkommen des merkwürdigen, ungewöhnlichen Sterns in verschiedenen Größen ist merkwürdig.

Auch bezüglich der zeitlichen Einordnung kann ich nur im Stil der Kunsthistoriker und Auktionskataloge beitragen: 2. Hälfte des 19 Jahrhunderts.

Schlage nochmals dringend die Änderung der Überschrift und überhaupt die Verschiebung des Themas in die Rubrik -Fragen zu Blankwaffen- vor.


01.07.20, 08:20:59

ulfberth

(Moderator)

Nicht so streng, werther Herr Clouseau,

zumindest glaube ich einen Säbel, zwei Piken und zwei türkische (?) Kesseltrommeln zu erkennen. Die angedeutete Federkrone über dem Scheitel der Vögel vermag ich aber auch nicht zu deuten.

Das Problem besteht leider darin, daß alles, was man aufgrund der Fotos interpretiert, die Klinge ins Lächerliche zieht. Und genau dies ist nicht beabsichtigt.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
01.07.20, 13:59:22

Clouseau

(Mitglied)

Ein bisschen was Militärisches ist ja drauf, das habe ich ja nicht bestritten...

Das Ganze sollte auch kein Scherz sein, sondern die Erklärung der Symbole habe ich in nächtelanger Recherche herausgesucht. Vielleicht gelingt es uns ja gemeinsam, den Degen z. B. dem Garnisonsprediger im streng katholischen Münster und somit den 4. Kürassieren zuzuordnen?

Eine interessante Variante ist es allemal.

01.07.20, 15:04:08

Tomkiss

(User)

Hallo Gemeinde,

ja zugegeben die Vögel sehen nicht unbedigt nach dem
preußischen schwarzen Adler aus, eher wie ein Pfau....?

Ich hätte aber mal eine Frage zur Herstellung der Ätzung.
Bei allen Extrastücken, die ich habe sehen die Bildchen immer
sehr scharf wie von einem Negativ oder Schablone aufgebracht aus.
Klar vor dem ausätzen.

Auf dem Pallasch sieht das eher wie mit einem Pinsel gemalt und dann geätzt aus...
also eher eine einmalige Angelegeheit. Bis wann wurde so verfahren?

Wer ist Bollinger...?
Einziger Ansatz liefert ja anscheinend nur das Berliner Bürgerverzeichnis.
Aber es müsste doch noch mehr Extrastücke gemacht worden sein.

Bilder kann ich gerne noch einstellen.


Danke für eure Hilfe.

Gruß
Tom

01.07.20, 21:49:54

joehau

(Mitglied)

Dieses Sternenrechteck auf der einen und auf der anderen Klingenseite den
Doppelbogen ( manchmal mit handschriftlichem Hersteller darin ) jeweils auf
der Klingenwurzel, dazu Blumen gepaart mit Trophäendarstellungen auf der
Klinge, findet man nicht selten auf Säbeln und Briquets des ausgehenden
18. Jahrh. aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz, gestichelt oder
gebläut und vergoldet.

Hier hat der 'Künstler' mit ungewöhnlicher Leichtigkeit in der Pinselführung
und großer Üppigkeit in überschwenglicher Darstellung, diese bekannten
Motive noch einmal aufgegriffen.



02.07.20, 04:25:21

ulfberth

(Moderator)

Ich kann mit der Form des Klingendekors nicht wirklich etwas anfangen. Die Auswahl und Ausführung der Motive unterscheidet sich erheblich von vergleichbaren preußischen Stücken. Hinzu kommen die Fotos, auf denen man Dinge und Inschriften mehr vermuten als erkennen kann. Wie Clouseau schon schrieb, die Ätzung ist sehr ungewöhnlich.

Angaben zur Firma unter dieser Bezeichnung „Bollinger Seitengewehrfabrik“ sind mir nicht bekannt, hier hilft aber eine Recherche in den im Internet zugänglichen Berliner Adressbücher. Möglicherweise stößt man auf eine solche Bezeichnung. Seitengewehrfabrik ist normalerweise keine übliche Firmenbezeichnung. Aber das sollte ich feststellen lassen.

Eine Aussage über die originale Zusammengehörigkeit ist ohne das Öffnen der Waffe nicht möglich. Für mich passen die Klingenätzung und das Gefäß nicht zusammen. Aber das ist nur ein erster Eindruck nach den hier vorgelegenen Bildern.
Es wäre schön, wenn das Ergebnis der Adressbüchersuche hier vorgestellt würde. Ansonsten empfehle ich die diesjährige Tagung des Arbeitskreises Blankwaffen. Auch um das Stück einmal in natura vorzustellen.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
02.07.20, 08:10:23

Tomkiss

(User)

Hallo
Habe in einem Berliner Adressbuch von 1852 einen Eintrag des Schertfegers Bollinger gefunden.
Interessanter Weise würde an dieser Stelle der Königstraße 46 später das Salamander Hochhaus gebaut, so um 1930.
Zudem fand sich noch eine Werbeannoce von Bollinger.
Es wird darin angezeigt die Säbel und Degen seien alle selbst hergestellt.


Gruß Tom

05.07.20, 15:36:17

ulfberth

(Moderator)

Die Firmierung als Schwertfeger ist bekannt. Aber die Frage ist doch unverändert, taucht der auch als Fabrikant auf, bzw. als "Seitengewehr Fabrik"?

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
05.07.20, 17:18:43

Tomkiss

(User)

Hallo ulfberth,

plötzlich ist dir der Name als Firmierung bekannt?

Vorher hast du noch geschrieben:
"Es wäre schön, wenn das Ergebnis der Adressbüchersuche hier vorgestellt würde"
Das ist ein Ergebnis aus dem Adressbuch...

Es wäre nur eine interessante Frage, ob noch mehr von den Bolliger Blankwaffen existieren.
Sollten schon, da das Geschäft ja mindestens in zwei Generationen geführt wurde.
Laut Adressbücher.


Gruß
Tom



06.07.20, 00:00:56

joehau

(Mitglied)

Als 'Bollinger Seitengewehrfabrik' nicht bekannt, sonst schon.

KLICK !


Es ist die Frage, ob eine 'Fabrik' im heutigen Sinne sich 'eine Treppe hoch'
befinden kann. Oder hatte Bollinger dort nur sein 'Waarenlager' ?

Vielleicht hat er dort oder an anderer Stelle Zulieferteile veredelt und montiert
und bezeichnet das als 'selbst gefertigt' und die Werkstatt als 'Fabrik' ?


06.07.20, 00:39:16
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