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heinrichhermann

(Mitglied)

Guten Abend,
heute ist mir folgendes Trauerspiel zugeflogen:
Ein mit „Blüchersäbel“ bezeichneter Säbel, der m.E. aber definitiv keiner ist.
hier erstmal die Daten:
Gesamtlänge 845 mm
Klingenlänge 720 mm
Pfeilhöhe 45 mm
Klingendicke 7,5 mm
Klingenbreite am Gefäß 35 mm
Gefäßlange 120 mm
Gewicht 670 g
Scheide: fehlt.
Die Klinge ist massiv beschliffen und SCHARF (wer um Himmels Willen macht so was…), die Hohlkehle weist jedoch normale Alterungsspuren auf (wenn der Vorbesetzer das man blos so gelassen hätte). Es finden sich keine Markierungen, wobei der Klingenrücken auch beschliffen ist.
Das Gefäß ist geputzt, der terzseitige Parierlappen fehlt. Das Stoßleder ist erneuert wie auch das Griffleder und die Drahtwicklung. An einem Grifflappen findet sich eine 4 mm große Bläuung (Hitze). Die Vernietung ist recht grob, sieht aber, wie auch die Knauf-Vernietung nicht neu aus.
Fazit: für mich sieht das wie ein geschrumpfter 1796er LC aus; die Klinge ist nicht einfach gekürzt, denn die Hohlkehle ist kürzer als die normale und endet ziemlich maßstabsgerecht von der Spitze. Bei meiner Suche bin ich über den britischen 1896er Mountain-Artillery gestoßen, bei dem ist aber die Hohlkehle viel schmaler, so daß es sich nicht um eine derartige Klinge handeln kann, diese Säbel an sich sieht eh komplett anders aus.
Ich bitte um Meinungen.


16.01.20, 17:34:02

Zietenhusar

(Supporter)

Sind keine Zeichen auf der Klinge zu finden?

Ich hatte mal etwas Ähnliches, >>KLICK<<.

Hier im Forum auch >>KLICK<<

Die Säbel sind in einigen Punkten ähnlich, aber nie wirklich gleich.

Gruß,
Thomas

16.01.20, 18:53:07

heinrichhermann

(Mitglied)

Erst mal vielen Dank für die schnelle Antwort.

Leider sind die in Betracht kommenden Stellen (Ricasso und Klingenrücken schön sauber geschliffen, auch am Gefäß sind mit der Leuhtlupe keine Marken zu finden.
In der Tat fällt auf, daß sowohl hier als auch bei dem "Argentinien-Säbel" und dem dritten Vergleichsstück das Quillion recht breit ist (bei mir 9 mm), obwohl es in der Seitenansicht sehr zierlich ist.
Von wo soll den dieser Argentinien-Export eigentlich kommen? England oder Deutschland? Die Form des Gefäßes sieht ja eigentlich eher englisch aus.

Andreas

16.01.20, 19:21:45

joehau

(Mitglied)

Zitat von heinrichhermann:
...Bei meiner Suche bin ich auf den britischen 1896er Mountain-Artillery
gestoßen... dieser Säbel an sich sieht eh komplett anders aus.


Der P1896 Mountain-Artillery ist es nicht.

Für einen P1796 Light-Cavalry sind die Grifflappen zu geschwungen.
Die setzen am Griffrücken U-förmig an und das recht tief über dem
Griffring.

Dein Griffbügel und die Parierstange sehen dünner aus, als beim P1796.
Außerdem fehlen ihm 10 - 12 an der Länge.

Vielleicht eine 'kommerzielle' Variante ?




16.01.20, 19:31:42

Zietenhusar

(Supporter)

Zitat von heinrichhermann:
Von wo soll den dieser Argentinien-Export eigentlich kommen? England oder Deutschland?
Hallo Andreas,

dieser Säbel hat, laut Angaben des Besitzers aus Argentinien, die Herstellerinschrift von Clemen & Jung Solingen.

Gruß,
Thomas

17.01.20, 05:32:18

heinrichhermann

(Mitglied)

Ich hatte mein Versäumnis gestern schon gesehen, war aber zu müde...
Mea culpa, lesen hilft.
Ich hatte mir auch eingebildet, diese Form der geschwungenen Grifflappen schon x-mal gesehen zu haben, aber in Verbindung mit diesem klassischen englisch/deutschen Gefäß tauchen sie auf den Bildern, die mir gestern zugänglich waren, in der Tat nur auf den 3 Säbeln auf, die hier beschrieben sind.

Einen schönen Tag

17.01.20, 08:28:15

Zietenhusar

(Supporter)

Im hier verlinkten Unboxing-Video ist ein "downsize cavalry saber 1796" dabei und wird von Matt Easton erklärt.

Antique Sword Unboxing - 9 Swords!

Schönes Wochenende,
Thomas

25.01.20, 12:55:15

ulfberth

(Moderator)

Ein englischer Händler und Autor bekommt Ware von einer Auktion und preist diese auf YouTube an. Soweit ist alles in klar. Daß er sich zu den erworbenen Stücken schon eine Meinung gebildet hat, ist ja soweit in Ordnung. Sonst hätte er die Stücke wohl auch nicht erworben.
Schön ist sicherlich auch das Stück mit der Faustriemenöse. Bei der Kurzversion des englischen Kavalleriesäbels von 1796 haben mich seine Aussagen dann doch eher verblüfft. Bei einem solchen Säbel ohne nähere Herkunfts- und Herstellerbezeichnung hätte ich mir doch eher eine klarere Aussage gewünscht. Oder auch die Aussage, genaues weiß man nicht. Aber das …

Warum führt er nicht die „Volunteer Force“ näher an? Immerhin gab es ja in England dieses Freiwilligenkorps (VRC) seit 1804. Und immerhin wurden zeitweise von den Freiwilligen Waffen und Ausrüstung selbst beschafft. Das Korps hatte in den 1860er Jahren eine Stärke von 160.000 Mann.

Und natürlich gibt es auch weiterhin die Möglichkeiten des Exports und des Nachbaus.

Egal, die Aussagen waren für mich publikumswirksam und unpräzise.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
26.01.20, 14:29:58

heinrichhermann

(Mitglied)

Guten Tag,
Erst mal vielen Dank für den Tip mit dem Video. Das kannte ich noch nicht, wobei der Autor mir natürlich bei Internet-Recherchen auf Youtube schon mal über den Weg gelaufen ist. Ich finde die Videos eigentlich immer ganz gut gemacht, wobei man da natürlich keinen wissenschaftlichen Maßstab anlegen darf. Man merkt aber, daß er Spaß an der Materie hat und hat natürlich auch schon viel gesehen und in der Hand gehabt.
Zur hier in Rede stehenden Miniaturversion des 1796ers hätte ich mir natürlich auch eine eindeutigere Aussage gewünscht, aber eigentlich bin ich schon froh, mal ein derartiges Stück überhaupt erwähnt und gezeigt zu sehen.
Die Verbindung mit dem VRC ist interessant, ich werde mal schauen, ob ich da vielleicht etwas finde.
Einen schönen Sonntag noch.

26.01.20, 15:22:10

corrado26

(Super-Moderator)

Zitat von ulfberth:


Egal, die Aussagen waren für mich publikumswirksam und unpräzise.


Von der Sorte gibt es auch hierzulande mehr als genug..........
corrado26

26.01.20, 15:57:14
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