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ral6014

(Mitglied)

Irgendwie steh ich bei diesem Stempel auf dem Schlauch. Sollte ja eigentlich bayerisch sein, oder? Leider klafft in meinen Unterlagen zwischen 1870 und 1900 eine Lücke, so dass ich mit der Entzifferung meine liebe Not habe. Das SG wurde 1874 abgenommen. Allerdings befindet sich über der Jahreszahl ein W und kein L.

26.10.19, 13:04:04

Clouseau

(Mitglied)

Der Stempel ist wohl nicht bayerisch, sondern dem (preußischen?) Train zuzuordnen. Er steht für die Reserve-Bäckerei-Kolonne Nr. 6, Seitengewehr Nr. 23.

Lt. den mir vorliegenden Stempelvorschriften ist erstmals in meiner Ausgabe vom 28. Januar 1909 handschriftlich die vorher stets gebräuchliche Stempelung R. B. C. 6. 23. in der Form geändert worden, dass das C durchstrichen und durch ein K. ersetzt wurde.

Wo der Standort dieser Kolonne war, kann ich nicht sagen, dazu dürften andere mehr wissen.

26.10.19, 14:38:17

ral6014

(Mitglied)

Danke, demnach wäre der Stempel also erst nach 1909 eingeschlagen worden?

26.10.19, 14:53:46

ulfberth

(Moderator)

Aufgestellt worden sein dürfte die Bäckerei-Kolonne vom Schlesisches Train-Bataillon Nr. 6 mit Standort Breslau. Also dem Train-Bataillon des VI. Armee-Korps.

Der Stempel kommt in dieser Schreibweise erst nach 1909 vor. Vermutlich wurde die Kolonne erst 1914 bei der Mobilmachung aufgestellt. Dafür spricht auch die Bewaffnung mit dem Infanterie-Seitengewehr M/1871.


Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
26.10.19, 14:56:30

ral6014

(Mitglied)

Danke für die Infos. Ein interessanter Beleg dafür,dass bei Kriegsausbruch längst nicht alle Einheiten das G.98 führten. Dann mussten die wackeren Bäcker ihre Feldbäckerei also mit dem G.71 verteidigen.


26.10.19, 15:08:34

ulfberth

(Moderator)

Während die leichten Munitionskolonnen zu den fechtenden Truppen gehörten, folgten die Bäckerei-Kolonnen mit ihren Backofenwagen den Truppen ins Hinterland zu einem rückwärtigen Versorgungspunkt. Unmittelbare Feinberührung war dabei nicht zu erwarten.

Einfach einmal die Suchmaschinen mit dem Begriff Feldbäckerei traktieren.


www.seitengewehr.de
26.10.19, 15:26:17

ral6014

(Mitglied)

Nochmal danke für die informativen Ausführungen. Werde dann mal Dr.Google bemühen.


26.10.19, 15:34:15

ulfberth

(Moderator)

Zitat von ral6014:
Danke für die Infos. Ein interessanter Beleg dafür,dass bei Kriegsausbruch längst nicht alle Einheiten das G.98 führten. Dann mussten die wackeren Bäcker ihre Feldbäckerei also mit dem G.71 verteidigen.

Die Bäckerei Kolonnen waren nach dem 1870er Krieg zuerst mit aptierten Chassepot-Karabinern und später mit Kavallerie-Karabinern M/88 bewaffnet. Dazu gehörte das Seitengewehr U/M.

Die Ausrüstung mit dem Infanterie-Seitengewehr M/71 dürfte nach den "Waffen-Etats der Behörden und Truppen in der Kriegsformation" erst kurz vor dem Weltkrieg erfolgt sein.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
27.10.19, 13:08:04

ulfberth

(Moderator)

Es gab anläßlich der Jahreshauptversammlung 2015 der Deutschen Gesellschaft für Heereskunde in Koblenz bei einer Führung durch die Festung den interessanten Hinweis, die Festung wäre im Kriegsfall nicht zu verteidigen gewesen, da Bäckereien auf dem gesamten Areal nicht vorhanden gewesen seien. Der Hinweis, daß sich genau unter der Festung die Train-Kaserne befunden hatte, und genau dieser Train das Problem in Stunden gelöst hätte, führte dann doch zu einer größeren Verblüffung der Vortragenden. Wobei die unten gezeigte Backanlage bei Schleifung der Festung relativ leicht dem Erdboden gleich gemacht worden wäre.

Die Frage sollte sich inzwischen erledigt haben, da seit letztem Jahr auch ein Buch zum Thema erschienen ist.

Hier einmal eine stationäre Backanlage aus Justus Scheibert [Hg]; Illustriertes Deutsches-Militär-Lexikon, Berlin 1897.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
27.10.19, 14:20:28

ulfberth

(Moderator)

Feldbäckerei, die zur Erzeugung des für die Truppen im Felde nötigen Brotes aufgestellte Bäckerei.

In Deutschland ist jedem Armeekorps eine Feldbäckereikolonne und jeder Etappeninspektion eine Reservebäckereikolonne mit Backöfen beigegeben. Die Feldbäckereikolonne hat auch das Nachtreiben und Schlachten des lebenden Viehes zu besorgen. Sie zählt fünf Fahrzeuge und neben dem militärischen und Aufsichtspersonal 100 Handwerker, wovon 78 Bäcker, 9 Schlächter, außerdem namentlich Maurer zur Errichtung der Backöfen, und werden vom Trainbataillon formiert.

Die Feldbacköfen, »preußische eiserne«, Systeme Glenk (in Österreich und Süddeutschland), Bertan (England) und französische, werden nach denselben Grundsätzen wie gewöhnliche Backöfen, nur kleiner und leichter, gebaut.

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Leipzig 1906.



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29.10.19, 12:01:17
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