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mario

(Administrator)

In der Tat gab es eine Modellbezeichnung "aptierter Hirschfänger".
In der "Vorschrift über das Bezeichnen und Nummerieren ... bereit zu haltender Waffen" Preußen 1877, findet man unter "C.Die blanken Waffen", zwischen
f) das Füsilier-Seitengewehr M/60 und
h) der Hirschfänger M/49 den unter Punkt g) zu lesende "der aptierte Hirschfänger".

Nun gibt es die schon erwähnte These von "Rüdiger W.A.Franz",
"Dieser aptierte Hirschfänger war die Seitenwaffe der Büchsenmacher und ist der Hirschfänger M/49,der ein neues, nicht aufplanzbares Gefäß nach Muster des Hirschfängers M/1810, jedoch ohne Kasten bekommen hatte."

1877 waren noch beide Modelle, aptierter Hirschfänger und Hirschfänger M/49, in der Vorschrift aufgeführt.

Auch "R.W.A.Franz" "Es bleibt noch zu erwähnen, daß die Büchsenmacher aber auch "aptierte Hirschfänger" des alten Musters von 1810 führten,"

Man kann es natürlich anzweifeln, muss man aber nicht.

Der hier vorgestellte Hirschfänger hat keinen runden Klingenrücker wie der Hirschfänger M/49, also aptiert vom "alten Muster 1810".

Da mir ja zwei "Modellbezeichnungen" vorgeschlagen werden, nehme ich die mir bekannte aktuellste Bezeichnung, die in einer alten "Vorschrift" zu lesen ist.

Gruß Mario





123
07.07.17, 10:31:35

mario

(Administrator)

So selten können ja die Teile nicht sein.
Dieser Hirschfänger soll wohl frisch vom Dachboden kommen, aber was bedeutet das schon? Ich habe ab und an mal Teile im Keller zwinkern
Da kommt viel Arbeit auf meinen Restaurator zu. Klinge abgenommen 38, Scheide 72.
Gruß Mario


123
04.10.17, 15:46:25

Gost

(Mitglied*)

in einer Instruktion von 1867, sollte für ein Ersatz-Bataillion eines Füssilier-Regiments u.a.
-4 Füssilier-Offizier-Säbel für Feldwebel,
- 24 abgeänderte Hirschfänger für Spilleute und Lazarethgehülfen, incl. 10 für ohne Gewehr abcommandierte Mannschaften,
- 1 Hirschfänger für den Büchsenmacher,

Für die Ersatz-Kompanie eines Jäger-und des Garde-Schützen.Battallons: u.a.
-1 Füssilier-Offizier-Säbel für den Feldwebel,
- 15 abgeänderte Hirschfänger für 1 Zahlmeister-Aspiranten, 4.Hornisten und 10 ohne Büchse abcommandierte Mannschaften,
bereit gehalten werden.

Ist etwas über den "abgeänderten Hirschfänger" bekannt?
"Hirschfänger für den Büchsenmacher" soll ja der hier vorgestellte sein oder der "abgeänderte Hirschfänger" ist der "aptierte Hirschfänger" verwirt

Gruß Gost



09.12.17, 20:26:26

Gost

(Mitglied*)

Bei der Betrachtung der Quellenangaben von einem Beitrag im DWJ 9/92,
Der preußische "aptierte Hirschfänger", bin ich auf folgendes gestoßen.
-G.Maier, ... S.213
unter,: Maße, Punkt b)
-auf dem gerundeten Rücken gekröntes "FW 51"..., als Büchsenmacher-Seitengewehr M1831 bezeichnet.

Könnte hier vielleicht ein "umgeänderter HF M/49" (gerundeter Klingenrücken, Abnahme "FW51") beschrieben sein? Das Phantom zwinkern

Zitat von Clouseau:
Die Existenz des von Franz erwähnten “umgeänderten Hirschfänger M/49” zweifele ich an, zumal er ja von dieser Waffe kein Bild bringt. Auch sonst wird ein solches Muster nirgends erwähn.


Gruß Gost

11.12.17, 18:54:53

ulfberth

(Moderator)

Herzlichen Dank für die sowohl lehrreiche wie auch kontrovers geführte Diskussion zum Hirschfänger. Dem ist m. E. kaum noch etwas hinzuzufügen.

Vielleicht sollten wir uns beim Thema wieder speziell auf den eingangs vorgestellten Hirschfänger konzentrieren. Immerhin haben wir hier einen preußischen „aptierter Hirschfänger (für Büchsenmacher)“ in einer Neufertigung von 1868 vor uns. Bei diesen Ausführungen ist der Griff bereits ohne Kasten gegossen und somit nicht mehr so kantig wie bei den aptierten Stücke. Nach dem Waffen-Etat von 1876 entfällt nach diesem Zeitpunkt in der Bezeichnung auch der Zusatz „für Büchsenmacher“.

Der Truppenstempel „FR 37 5“ steht für das am 7. Mai 1861 umbenannte „Westfälische Füsilier-Regiment Nr. 37“ und die 5. Kompagnie. Da das Bataillon (5. Kompagnie = II. Bataillon) nur über einen Büchsenmacher verfügte, entfällt auch die Waffennummer.

Die Scheide dürfte zu einem der früheren, wirklich noch aptierten Hirschfängern gehören. „14.L.I.3C.7“ steht für das 14. Landwehr-Regiment, I. Bataillon, 3. Compagnie und Hirschfänger Nr. 7.
Nach der von Mario zitierten „Instruktion für die Ausführung des Waffen-Reparatur-Geschäfts “ werden bei den Ersatz-Formationen – nicht der Landwehr! - die „abgeänderte Hirschfänger“ auch den Spielleuten, Lazarettgehülfen, ohne Gewehr abkommandierten Mannschaften und dem Zahlmeister-Aspirant zugeordnet. Daher dürfte sich auch die höhere Waffennummer erklären.

Ungewöhnlich ist hierbei, daß der Büchsenmacher separat mit einem „Hirschfänger“ aufgelistet wird! 2 unterschiedliche Muster? Die alten aptierten Hirschfänger und die Neufertigungen? Das würde dann aber auch eine abweichende Dimensionstabelle bedeuten? Oder wird hier nur der untere Militärbeamte in (s)einer eigenen Kategorie geführt?

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
24.04.18, 10:20:22

ulfberth

(Moderator)

Hier einmal einige ergänzende Angaben aus der „Vorschrift für die Instandhaltung der Waffen bei den Truppen“, Stand 1879.

Die Büchsenmacher erscheinen bei allen Gelegenheiten, wo sie mit den Truppen in dienstliche Berührung kommen, in Uniform.

… wozu die Büchsenmacher der Truppen zu Fuß im Schlitz des Rockes das Seitengewehr der Infanterie [nach den maßgeblichen Waffen-Etats: aptirte [sic!]Hirschfänger (Kr. Min. Allg. Kr.-Dep. v. 20. März 1879)] mit einer Troddel von gelber Seide …

Diejenigen Büchsenmacher, welche während ihrer Militär-Dienstzeit die Berechtigung zum Tragen des Offizier-Seitengewehres erworben haben, dürfen auch im Beamten-Verhältnis den Offizier-Degen oder Säbel und zwar mit dem goldenen Portepee anlegen.

Eine Beihilfe zu der Anschaffung und Unterhaltung der Uniform wird den Büchsenmachern nicht gewährt, dagegen erhalten dieselben die erforderlichen Seitengewehre, ausschließlich der Offizier-Seitengewehre, leihweise aus disponiblen Beständen unter der Verpflichtung zur Instandhaltung derselben.



Abbildung aus Georg Krickel / Gustav Lange: Das Deutsche Reichsheer in seiner neuesten Bekleidung und Ausrüstung, Berlin 1888/1890. Links Regimentssattler bei den berittenen Truppen, rechts Büchsenmacher eines Jägerbataillons im kleinen Dienstanzug.


www.seitengewehr.de
25.04.18, 00:03:02

Preussen

(Mitglied*)

Zitat von ulfberth:

Der Truppenstempel „FR 37 5“ steht für das am 7. Mai 1861 umbenannte „Westfälische Füsilier-Regiment Nr. 37“ und die 5. Kompagnie. Da das Bataillon (5. Kompagnie = II. Bataillon) nur über einen Büchsenmacher verfügte, entfällt auch die Waffennummer.


Guten Tag,
die Auflösung der Truppenstempel ist interessant. Den Ausführungen von ulfberth entnehme ich, dass es im Bataillon einen d.h. im Regiment drei Büchsenmacher gab.
Nun eine Verständnis Frage: warum war der hier besprochene Büchsenmacher bzw. sein Seitengewehr im Bestand der 5. Kp und nicht in dem des Stabes? Weil die 5.Kp die Stabskompanie des II. Bataillons war??
Gruss
Preussen


09.08.19, 11:18:39

ulfberth

(Moderator)

Nach der Auswertung verschiedener Stempel scheinen die Büchsenmacher zumeist der jeweils 1. Kompagnie (1. 5. oder oder 9.) der Bataillone zugeordnet gewesen zu sein.

Ansonsten war der Büchsenmacher 1879 kein Mitglied des Regiments- oder falls vorhanden Bataillonsstabs.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
09.08.19, 12:56:20

Spartaner545

(Mitglied)

Hallo Zusammen,

anbei einmal ein weiter "aptiertet Hirschfänger a/A". Da das Stück keine Abnahmen besitzt, gehe ich mal von einem frühen Stück vor 1830 aus.

Es finden sich einige Nummer- und Truppenstempel auf dem Hirschfänger, welche die bewegte Geschichte des Hirschfängers dokumentieren. Ich würde die Stempel wie folgt auflösen bzw. zuordnen.


Aus der Zeit bei den Jägern/Schützen:

-(arg verputze) Waffennummer auf dem Griffrücken

-(unleserlicher da einfach überstempelter) Truppenstempel "C über 6 8" also dritte Kompanie, Hirschfänger 68.

-Truppenstempel "4.125" also vierte Kompanie, Hirschfänger 125.


Aus der Zeit als aptierter Hirschfänger alter Art:

-Truppenstempel "80 R 10 8" also Hessisches Füsilier-Regiment Nr. 80, 10. Kompanie, aptierter Hirschfänger 8.

Interessant ist das Loch in dem Griff.
In diesem dürfte ein Metallstift eingesetzt gewesen sein, welcher die ermüdete Arretierungsfeder der Aufpflanzvorrichtung erneut unter Spannung setzen sollte. Gut zu sehen bei Rüdiger W.A. Franz Band II Seite 138 ff.

Falls ich hier etwas verwechselt oder falsch aufgelöst habe, bitte ich um Korrektur.

Beste Grüße

Vincent

08.03.21, 14:58:03

Preussen

(Mitglied*)

Guten Tag,
zu diesem Thema ist bei D.F.W. Deiß „Das Deutsche Soldatenbuch …“ Verlag vom Alwin Fröhlich in Leipzig, 1926 zweiter Band S.85 folgendes bemerkt
  • [...] Auch die Oberlazarettgehilfen und Lazarettgehilfen [...] hatten (1870/71) zur Selbstverteidigung nur die blanke Waffe, oft noch den Infanteriesäbel m. St. [...] oder den Hirschfänger M/35, bei dem der Kasten für den Aufpflanzhaken an der Büchse entfernt war, dann als „aptierter“ bezeichnet. [...]

Gruss
Preussen


16.03.21, 18:29:33
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