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ulfberth

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Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde Ziegenhain im Schmalkaldischen Krieg 1546-1547, als die Wasserfestung von Heinzen von Luther [Heinz von Lüder] verteidigt und gehalten wurde.

Während der 5jährigen Gefangenschaft des Landgrafs Philipp von Hessen durch die Spanier verblieb die Festung unverändert in hessischer Hand. Der Kommandant von Lüder soll gegenüber dem spanischen Unterhändler Reinhard von Solms geäußert haben: "Der freie Landgraf hat mir die Festung übergeben. Und einem freien Landgrafen werde ich die Festung wieder übergeben."


Heinz von Lüder

Landgraf von Hessen: die Kunde schweift, Euer Gau sei wüst, Eure Festen geschleift. Seit der Kaiser Euch hält in drückender Haft, hat spanische Gier Euren Reichtum errafft. Eure wackern Städte sind abgefallen – nicht eine hielt Treue!» - «Nicht eine von allen? Und Heinz von Lüder? und Ziegenhain? Die Kunde lügt: sie bleiben mein!»

Landgraf Philipp vor dem Kaiser stund, in bittrem Hohne lachte sein Mund, in bittrem Hohne ballt er die Hand: Zurück zu den Seinen! zum Hessenland! Frei! - Aber frei unter einem Bedinge: daß er Heinz Lüder, den Gebannten, vor Augen des kaiserlichen Gesandten, an Ketten in Ziegenhains Stadttor hinge!...

Und als er heim kam - sie blickten bei Seit,
sie schämten sich ihrer Hilflosigkeit,
sie wagten kaum, ihren Herrn zu grüßen -
sie warfen sich klagend ihm zu Füßen,
die Bauern verschüchtert - die Bürger verzagt...
Nur einer hat frei zu huldigen gewagt:
mit zerschossenem Banner, ein Bild von Stein,
empfing ihn Heinz Lüder vor Ziegenhain.

Herr Philipp ergriff seine Schwielenhand,
die Sonne und Pulver gebräunt und verbrannt:
«Mein tapfrer Oberst - auf Kaisers Drängen
muß ich, statt Dankes, an Ketten dich hängen!
Daß ich befolge Caroli Verlangen,
ist sein Gesandter mir nachgegangen.
Nimm Abschied nun vom wilden Leben -
und ohne Zaudern sei bereit,
in kühler Unerschrockenheit
dem Spanier befohlenes Schauspiel zu geben!»

Heinz Lüder lachte kurz und scharf:
«Als ob es solcher Mahnung bedarf!»
Dann spie er - ein Kriegsmann, dem Sitte fern -
verächtlich vor dem geschniegelten Herrn.
<Nur zu, mein Fürst - und die Kette her!
Doch stark muß sie sein: der Lüder ist schwer.»

Da löste der Landgraf mit leuchtendem Blick
seine Ehrenkette vom goldenen Vlies.
Heinz Lüder umwand er das braune Genick,
winkte zwei Söldner herbei - und hieß
zum FackelgrifF den Gefesselten heben.
«Mein Herr Gesandter - Ihr seht ihn schweben:
ich habe - nach kaiserlichem Verlangen —
Heinz Lüder an Ketten aufgehangen!»

Der Spanier zog ein sauer Gesicht:
«Also gemeint war die Forderung nicht!»
Doch Landgraf Philipp herrschte ihn an:
«Wer wagt es? Wer hat hier zu meinen, Mann?
Carolus Quint mögt Ihr schuldigst melden:
An Ketten hing ich meinen Helden -
aber die Ketten sind lauteres Gold,
ein Feldherrnstab wird des Tapfern Sold!
- Nehmt ihn herab! — Heinz Lüder schlag ein:
Kein Spanier in Hessen! - Du hältst es rein!»

ALICE FREIIN VON GAUDY

Hintergrund:
Schmalkaldischer Bund, der Ende Februar 1531 in Schmalkalden von neun protestantischen Fürsten und Grafen aus den Häusern Sachsen, Braunschweig, Hessen, Anhalt und Mansfeld sowie elf Reichsstädten zur gemeinschaftlichen Verteidigung ihres Glaubens und ihrer politischen Selbständigkeit gegen den Kaiser und die katholischen Stände verabredete und 4. April 1531 förmlich abgeschlossene Bund. Seine Häupter waren Kurfürst Johann, dann Johann Friedrich von Sachsen und der Landgraf Philipp von Hessen. Die Verbündeten verfolgten in der religiösen Frage fortan eine gemeinsame Politik und hielten im Februar 1537 eine Bundesversammlung in Schmalkalden, auf der die Schmalkaldischen Artikel verfaßt wurden. Ihre Weigerung, das Trienter Konzil zu beschicken, führte 1546 den Schmalkaldischen Krieg herbei, der, von den Verbündeten in Süddeutschland lau geführt, infolge des Verrats des Herzogs Moritz von Sachsen mit der Auflösung des an der Donau aufgestellten Heeres der Schmalkaldener (Dezember 1546), der Unterwerfung erst der süddeutschen Verbündeten und, nach dem Siege der Kaiserlichen bei Mühlberg (24. April 1547), mit der Gefangennahme des Kurfürsten von Sachsen und des Landgrafen von Hessen und der Auflösung des Bundes endete. Moritz erhielt zum Lohn die sächsische Kur und den größten Teil des Ernestinischen Sachsen. Durch das Augsburger Interim suchte Karl V. den kirchlichen Wirren in Deutschland ein Ende zu machen, aber der Abfall des Kurfürsten Moritz 1552 führte zum Passauer Vertrag und der Rettung des Protestantismus.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon. Leipzig 1905-1909, Band 17, S. 881.



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08.06.08, 20:13:10

ulfberth

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Link zum Museum: Museum der Schwalm


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08.06.08, 23:34:47

ulfberth

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Original-Kartons zur Aufbewahrung von Helmen bzw. Mützen. Dabei auch ein Exemplar von 1869 aus dem Infanterie-Regiment Nr. 83.


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09.06.08, 00:16:59

ulfberth

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Zwei wassergefüllte Schusterkugeln (Glaskugel, die Licht sammelt und reflektiert) und ein Reservistenbild


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09.06.08, 00:20:28

ulfberth

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Ein kleiner Ausschnitt aus der exzellenten Sammlung schwälmer Trachten.


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09.06.08, 00:22:21

ulfberth

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Ein Modell der Wasserfestung


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09.06.08, 00:23:05

ulfberth

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Zinnfiguren


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09.06.08, 00:25:13

ulfberth

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Militärsammlung I.
Die dazugehörigen Tafeln sollten ignoriert werden.



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09.06.08, 00:30:13

ulfberth

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Kugel und Geschosse aus der Festungsgeschichte. Trommeln und ein interessanter Tschako. Besser Aufnahme waren durch die Verglasung leider nicht möglich.


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09.06.08, 00:36:14

ulfberth

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Militärsammlung II. Vermutlich handelt es sich hierbei um österreichische Offizier-Säbel und französische Infanterie-Säbel.


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09.06.08, 00:38:43
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