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Preussen

(Mitglied*)

Guten Tag,
in den „Aufzeichnungen aus meinem Leben (des) Prinz(en) Kraft zu Hohenlohe-Ingelfingen“ I. Band /Vorwort/Seite XIX ist zu lesen
…. Das Abgangszeugnis von der Kriegsschule, welches am 9. November 1853 ausgestellt war, wies elf besondere Belobungen auf, und es wäre nach bisherigem Gebrauch die Verleihung eines Ehrensäbels am Platze gewesen. In diesem Jahre fand aber eine solche Verleihung überhaupt nicht statt, …..
Die Rede ist von einem preussischen Premierleutnant der seine Ausbildung auf der allgemeinen Kriegsschule in Berlin abschloss.
Und nun meine Frage: Kann mir jemand sagen wie diese Ehrensäbel aussahen und hat vielleicht einer der Forumsteilnehmer sogar ein solches Stück in seiner Sammlung?
Gruss
Preussen


24.08.16, 10:29:52

ulfberth

(Moderator)

Zitat von Preussen:
... Das Abgangszeugnis von der Kriegsschule, welches am 9. November 1853 ausgestellt ...
Preussen

Die Aussagen sind an sich verwunderlich, da m. E. die Kriegsschulen erst 1859 errichtet wurden. Davor waren es sogenannte Divisions-Schulen. Hinzu kommt, daß die hier erwähnte Kriegsschule auch nicht in Berlin, sondern in Potsdam bestand.

Der "Ehrensäbeln" dürfte sich aber schon durch die Organisation der Kriegsschule erklären lassen. Die Schüler kamen zumeist aus verschiedenen Waffengattung, zu denen sie nach erfolgreicher Ablegung der Prüfungen dann auch wieder zurück versetzt wurden.

Nach der Dienstordnung für die Königlichen Kriegsschulen: „Während der Dauer des Kommandos zur Kriegs-Schule sind aus den sämmtlichen Kriegsschülern militärisch formierte Abteilungen waffenweise zu bilden …“

Näheres zu dieser Ehrenwaffe findet sich leider nicht in den von mir durchgesehenen Dienstvorschriften aus den 1850/60er Jahren.

Durch die oben erwähnten Abteilungen und dadurch, daß die Schüler ja auch von verschiedenen Truppenteilen überwiesen wurden, vermute ich, daß der erwähnte Ehrensäbel eher das Offizierseitengewehr der jeweiligen Waffengattung war. Also ähnlich wie bei den Pagen- und Schießpreisdegen.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
25.08.16, 09:26:38

Preussen

(Mitglied*)

Guten Morgen Ulfberth
Und vielen Dank für Deine Ausführungen.

In den Aufzeichnungen des Prinzen heisst es
[...] Am 15. Februar 1851 begann ich meine Studien auf der allgemeinen Kriegsschule (S 155) [...] Die allgemeine Kriegsschule war damals ebenso eingerichtet wie jetzt die Kriegsakademie und verfolgte dieselben Zwecke [...] An der Spitze der Anstalt stand als Direktor der General v. Höpfner, der … (S 157).

In Wikipedia ist unter https://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fische_Kriegsakademie
zu lesen dass diese (allgemeine Kriegsakademie) [...] nun vollständig von den niedrigen Bildungseinrichtungen getrennt (diese hießen nun Brigadeschulen, später Divisionsschulen) [...] Die Kriegsakademie wechselte innerhalb Berlins mehrmals ihren Standort. [...]
Der v.g. General Höpfner wird in diesem Artikel ebenfalls aufgeführt.

Schön wäre es wenn jemand eine solche Waffe (mit einer entsprechender Widmung?) vorstellen könnte.
Gruss
Preussen


25.08.16, 10:15:23

ulfberth

(Moderator)

Zitat von Preussen:
Guten Morgen Ulfberth
Und vielen Dank für Deine Ausführungen.
...
In Wikipedia ist unter https://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fische_Kriegsakademie
zu lesen dass diese (allgemeine Kriegsakademie) [...] nun vollständig von den niedrigen Bildungseinrichtungen getrennt (diese hießen nun Brigadeschulen, später Divisionsschulen) [...] Die Kriegsakademie wechselte innerhalb Berlins mehrmals ihren Standort. [...]
Der v.g. General Höpfner wird in diesem Artikel ebenfalls aufgeführt.
...
Gruss
Preussen



Potz Blitz! Wie konnte ich nur die famose Wikipedia, außer Acht lassen. Da hätte ich mir besser die laienhaften Anmerkungen gespart. Ich gelobe Besserung!

Hier werden augenblicklich zu viele militärische Bildungseinrichtungen verwechselt bzw. durcheinander gebracht. Nochmals zum Text am Anfang des Beitrags. Die Königlich Preussische Kriegsschule gab es erst ab dem 6. April 1859. Und zwar in Potsdam. Weitere Einrichtungen dieser Art folgten. Näheres findet sich beispielsweise bei Bredow/Wedel "Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres", Seite 942 ff. freuen

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
25.08.16, 12:58:46

Preussen

(Mitglied*)

Guten Tag
Prinz Kraft zu Hohenlohe-Ingelfingen behauptet vom 15. Februar 1851 bis zum 1. August 1853 auf der allgemeinen Kriegsschule in Berlin gewesen zu sein (S 155 ff) und erwähnt in dem so betitelten Kapitel auch die finanziellen Probleme mancher Kameraden in der preussischen Residenzstadt
[...] nicht minder komisch äußerte sich bei dem Lieutenant v. C. die Wirkung des dreijährigen Aufenthalts in Berlin auf seinen Geldbeutel (S174) [...] obwohl unsere Interessen [...] recht verschieden waren, denn dafür sind die Geldmittel besonders in Berlin recht entscheidend (S179).“
Zu meiner eigentlichen Frage, dem Ehrensäbel führt er ( S 198 ff ) aus
„Seit dem Jahre 1845 hatte der König bestimmt, daß wer in diesem Abgangszeugnis in mehr als neun Disziplinen belobt sei ihm, dem Könige, zur Verleihung eines Ehrendegens oder-Säbels in Vorschlag gebracht werden sollte. Der Erste, der sich diese Auszeichnung erworben hatte, war 1845 ein Herr v. Puttkammer [...] Dennoch erfolgte keine Verleihung des Ehrendegens, weder an mich noch an meinen Kameraden und Freund Lieutenant Fiedler. [...] Ein Jahr später erhielt Lieutenant Rüstow von der Artillerie [...] einen Ehrensäbel [...]“.
Gruss
Preussen


27.08.16, 10:39:27

Preussen

(Mitglied*)

Guten Tag,
leider konnte ich bis heute nichts über v.g. Ehrenwaffen in Erfahrung bringen, treffe allerdings in dem Buch „Im Knödelländchen und anderswo“ von Hanns v. Zobeltiz wieder mal auf die Kriegsakademie in Berlin (S186 ff)

[...] Wir wollten, so schön wir Kiel fanden, doch nicht ganz einwurzeln, sehnten uns mächtig nach Berlin zurück. Und ich wollte auch vorwärts kommen: so erbat ich und erhielt die Erlaubnis, mich zur Kriegsakademie vorzubereiten. [...] Im Oktober 1882 bezog ich also die hohe Kriegsakademie, die damals noch in traditionsgeheiligten, aber recht elenden Räumen der Burgstrasse untergebracht war [...]
Gruss
Preussen

Gruss
Preussen


14.07.17, 18:38:51

Preussen

(Mitglied*)

Guten Tag,
beim Blättern in alten Jahrgängen der „Zeitschrift für Heereskunde“ konnte ich in der Nr. 442 von 2011 ein interessanter Aufsatz mit dem Titel „Zur Verwendung des Begriffes Ehrenwaffen im 19. Jahrhundert“ lesen. Der Autor Claus P. Stefanski listet eine breite Palette unterschiedlicher Ehrenwaffen auf und geht dabei auch auf die Stücke ein die an Absolventen der Kriegsakademie für besondere Leistungen vergeben wurden.
Stefanski zeigt in seinem Betrag auch eine entsprechende Degenklinge und bestätigt die von ulfberth bereits oben geäusserte Vermutung „Die Allerhöchste Auszeichnung bestand in der Seitenwaffe der Truppengattung des Geehrten, die besonders verziert und deren Klinge mit einer entsprechenden Inschrift versehen war.“
Gruss
Preussen


26.11.17, 10:40:43
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