Diese Waffe hat überhaupt keine Gebrauchsspuren. Wäre sie so alt wie hier vermutet, hätten die Scheidenbänder am darunter liegenden Leder durch ständige Bewegung deutlichere Spuren hinterlassen, welche links und rechts von ihnen sichtbar sein sollten. Durch das fehlende Mundblech müsste das Leder am Einschub Schäden aufweisen.
Die runde Hilze verindert ein präzises Handling. Die Parierstange, die im Vergleich mit polnischen Säbeln dieser Art eine vollkommen abweichende Form aufweist, ist zudem noch leicht nach oben verbogen. Krafteinwirkung hätte an den nebenliegenden Teilen auch Schäden verursacht. Oder ist sie zu weich für einen bestimmungsgemäßen Gebrauch?
Die Verarbeitung der Beschläge ist nicht nur primitiv, wie in den vorherigen Beiträgen schon festgestellt wurde, sondern wird darüber hinaus der Zeit nicht gerecht. Man muss dazu den Träger dieser Zeit vor Augen haben. Das waren keine "wilden" Männer in zerschlissenen Sachen, sondern Soldaten und Offiziere mit teils hochwertiger Uniformierung. Was wir hier aber vorliegen haben sind dünne Messingbleche, die an den geraden Flächen nicht parallel ausgeführt wurden und an den nach aussen sichtbaren Teilen eine exakte runde Form vermissen lassen. Der untere Beschlag ist zudem noch ausser der Mitte. Der auf der "Schmuckseite" des oberen Scheidenbandes eingeschlagene Fixiernagel wäre so nicht denkbar, ebenso auch an der Griffkappe nicht. Das Leder an der Griffkappe ist zudem noch schlecht verarbeitet. Man erkennt einen Schnitt. Kaum vorstellbar, dass ein polnischer Kunde zu dieser Zeit so eine Arbeit bezahlt hätte. Die Ornamentik der Beschläge lasse ich hier einmal aussen vor.
Die Klinge hat über ihre gesamte Länge Korrosionsnarben. Die Ursache dafür müsste auch an den organischen Teilen der Waffe, also an Holz und Leder, erkennbar sein. Beides ist aber laut Fotos und Emil's Aussage in einem recht guten Zustand. Die innen liegende Naht des Leders hat nicht ansatzweise Schäden, weder durch Feuchtigkeit und die damit einhergehende "Bewegung" der Materialien, noch durch Tragen oder jahrhunderte lange Lagern der Waffe.
Ich behaupte nicht, dass es sich hierbei um kein Original handelt. So etwas sollte man anbetrachts der Möglichkeiten tunlichst unterlassen. Ich sehe ja auch nur die Fotos. Viele Spekulationsmöglichkeiten sind zur Herkunft und Erhaltung möglich, an denen ich mich auch gern weiterhin mit Detailbesprechungen anschließe. Einen getragenen polnischen Säbel für den Kampfeinsatz und aus der vermuteten Zeit erkenne ich, im Vergeich mit anderen Säbeln dieser Art, aber vorerst nicht.
Gruß,
Thomas