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Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
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ulfberth

(Moderator)

Eugen von Halasz schickte mir heute eine e-Mail mit Fotos "zur freien Verfügung". Dem will ich gerne nachkommen und hier eine seltene "Seitenwaffe" der zivilen Krankenpflege vorstellen.

Das Modell gibt es auch mit abweichender Scheide - Ortblech spitz zulaufend - sowie in einer erheblich leichten Ausführung mit abweichender Sägezahnung. Ob es sich bei letzterem um eine Herstellervariante oder um eine Ausführung für höhere Chargen handelt, ist z. Z. noch völlig ungeklärt.

Die Bezeichnung "Sanitätssäge" entstammt lt. v. Halasz einem Firmenprospekt um 1900.

Das U-förmige Blech dient zum Schutz der Scheide vor der Sägezahnung.

Sanitätssäge:
Gl: 430 mm
Kl: 292 mm
Kb: 34 mm
Kst: 3 mm
Zähne: 50 Stück
Schiene: 253 mm x 22 mm

© Eugen v. Halasz




www.seitengewehr.de
09.12.15, 10:06:14

ulfberth

(Moderator)

Natürlich stellt sich – gerade auch in einem Blankwaffenforum – zwangsläufig die Frage, warum hier eine Säge wie ein Seitengewehr getragen wird. Die Antwort ergibt sich aber klar aus der Funktion und der Herkunft der Angehörigen der freiwilligen Sanitätskolonnen.

„Den größten Teil des Transport- und Begleitpersonals für Verwundete und Erkrankte von den Schlachtfeldern nach den Lazaretten, Verbandsstationen, Etappenorten und in die Sanitätszügen, sowie für den Dienst in den Bahnhöfen und Krankenhäusern liefern der freiwilligen Krankenpflege die sogenannten Sanitätskolonnen. Diese gehen meist aus den Kriegerverbänden hervor, in welchen für solche Zwecke ein zahlreiches Personal zu Verfügung steht, das an militärisches Wesen und militärische Formen gewöhnt, sowohl mit den Lebensgewohnheiten und den Umgangsformen der jüngeren Heeresangehörige, deren einst ihre Hilfe gelten soll, vertraut ist, das auch durch die militärischen Übungen, zum Teil durch eigene Kriegserfahrungen, gestählt und mit manchem ersprießlichen und notwendigen Kenntnissen und Fähigkeiten ausgerüstet ist."

Quelle: Die Heere und Flotten der Gegenwart. Deutschland. Im Anhang: V. v. Stantz; Das internationale rote Kreuz.


Bekleidungsvorschrift für das Transport- und Begleitpersonals:
Improvisationsausrüstung:
Kurzes Beil mit Beilkappe.
Kurze Blattsäge (Fuchsschwanz).
Zwei kräftige Hanfleinen.

Quelle: Die Organe der Deutschen freiwilligen Krankenpflege im Kriege, Leipzig 1902


Während des 1. Weltkrieges wurden die Angehörigen der freiwilligen Krankenpflege häufig auch mit Seitengewehren und Troddeln ausgestattet. Privat beschaffte Pistolen zum Selbstschutz kommen ebenfalls vor.

Gruß

ulfberth



www.seitengewehr.de
10.12.15, 00:01:52

ulfberth

(Moderator)

Hier die zweite Scheidenvariante.

Die Bildwiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Firma Kunst & Schund, Inh. Maximilian Janker, in Plauen.


www.seitengewehr.de
10.12.15, 12:01:30

Zietenhusar

(Supporter)

Am 06.07.2014 erhielt ich eine weitergeleitete, unkommentierte und nicht unterzeichnete E-Mail ohne Anrede, bei der ich mich nicht veranlasst sah zu reagieren. Aufgrund dieses Themas hier wollte ich dann aktiv werden, allerdings stellte sich die Absender-E-Mail als nicht mehr existent heraus.

In dieser E-Mail stand eine an jemand anderem adressierte Frage, im Kern mit nachfolgend zitiertem Inhalt:
Zitat:
...können Sie mir Auskunft geben über die im Anhang zu sehenden Objekte. Eins davon ist ein Erbstück von meinem Urgroßvater aus dem WK1. Ob es sich um Stücke aus dem 1.WK handeln könnte? Mein Urgroßvater war im Sanitätsdienst.
Da ich den Absender nicht erreichen kann, hier die seinerzeit mitgesandten Fotos an die in den Vorbeiträgen genannten Antworten.

Gruß,
Thomas

26.12.15, 06:38:04

ulfberth

(Moderator)

Wenn man an den Weihnachtstagen das Jahr in Ruhe Revue passieren läßt und überlegt, was an neuen Erkenntnissen zutage gefördert wurde, dann ist dieses Werkzeug meine ganz persönliche "Waffe des Jahres 2015"!

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
26.12.15, 12:46:19

Tom

(User)

Hallo, danke das es mit der Auskunft über die Saniätssägen, wenn auch über Umwegen, geklappt hat. Bin seid heute registriert.

Gruss Tom

26.12.15, 18:55:27

Zietenhusar

(Supporter)

Super, so hat es doch noch geklappt. freuen

Gruß,
Thomas

26.12.15, 19:28:09

ulfberth

(Moderator)

Nicht unerwähnt bleiben darf die Einordnung des Seitengewehres bei Eickhorn unter die Feuerwehrblankwaffen. Hier eine Abbildung der "Säge" aus einem undatierten Eickhorn Katalog. Wobei auch die Feuerwehren über Sanitäter - sogenannte Samariter - verfügten. Diese trugen zusätzlich auch ein rotes Kreuz als Ärmelabzeichen. Bei den großen Berufsfeuerwehren wie z. B. Berlin taten hier auch angehende Ärzte Dienst!

Durch andere dort abgebildete Polizeiseitengewehre und Marinedolche läßt sich der Katalog zwischen 1923 und 1930 einordnen.


www.seitengewehr.de
25.03.16, 00:10:09

blacky21

(Mitglied)

Etwas ist wohl z.T.untergegangen.Die Seitengewehrtragetasche wurde durch 3 Nieten fest mit dem Scheidenkörper verbunden.Auf diese Weise hat man auf das Mundblech verzichten können.

15.06.16, 13:47:56

blacky21

(Mitglied)

Hier ein Exemplar aus dem Museum für poln.Waffen in Kolberg.Leider läßt die Beschriftung zu wünschen übrig.

22.09.17, 17:28:49
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