B L A N K W A F F E N
DAS FORUM FÜR SAMMLER & INTERESSIERTE
unter dem Dach der
Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
Autor Nachricht

Felix123

(User)

Hallo,

bei diesem Steinschlossgewehr handelt es sich um einen Dachbodenfund. Könnte sich um ein militärisch genutztes Stück handeln?
Länge 170 cm
Cal. ca. 17 mm
Danke im Voraus
Felix


09.08.15, 09:50:55

corrado26

(Super-Moderator)

Die fragliche Waffe könnte durchaus militärischer Art sein.
Das Steinschloss weist deutlich nach England und ist vermutlich um 1780/90 gefertigt worden. Allerdings ist die Batterie und vermutlich auch die Batteriefeder nicht sehr stilsicher ergänzt. Der glatte(?) Lauf hat offensichtlich eine Patentschwanzschraube, was auch recht deutlich nach England weist. Dort hatte der Büchsenmacher Henry Nock für seine Erfindung dieser Schwanzschraube gegen Ende des 18. Jahrhunderts ein Patent erhalten - daher die Bezeichnung "Patentschwanzschraube".
Der Abzugsbügel ist nachgefertigt und die Form des (fehlenden) Schlossgegenblechs spricht auch sehr für die englische Herkunft des Stückes. Dies in Zusammenhang mit der Patentschwanzschraube lässt vermuten, dass der Hersteller der Waffe möglicherweise Henry Nock selbst gewesenj ist, der seiner Profession in London bis 1804 nachgegangen ist.
Allerdings ist völlig unklar, zu welchem militärischen Zweck diese überlange Waffe mit normalem Infanteriekaliber gedient hat. Aufschluss könnte die Truppenteilsignatur "11.H.6=9=5" geben, doch leider lassen meine Unterlagen keine Identifizierung zu.
corrado26

15.08.15, 12:21:56

Felix123

(User)

Hallo Corrado,

Danke für die Nachricht. Lohnt es sich das Stück noch restaurieren zu lassen?
Gruß
Felix

17.08.15, 16:04:17

corrado26

(Super-Moderator)

Wenn man vor hat, die Waffe nach einer Restaurierung in Deutschland zu veräußern, würde ich davon abraten. Der zu treibende Azfwand ist erheblich und sicherlich nicht unter € 1.500.- zu machen, natürlich abhöängig davon, wer diese Restaurierung durchführt. Inwieweit in England Verkaufschancen bestehen, kann ich nicht sagen.
corrado26

17.08.15, 16:34:02

Felix123

(User)

Hallo Corrado,

danke für Deine Einschätzung.

Gruß
Felix

21.08.15, 12:47:19

Schilda

(User)

Ich war auf der Suche nach was anderes als ich dieses dubiöses Objekt entdeckt habe, daher die späte Antwort.

In meiner Suche nach echte Enfields habe ich so viele "Khyber Pass Specials" gesehen, dass ich vermuten darf, die hier abgebildete Muskete eins davon sei.

Das teuflische bei der Bewertung diesen Waffen ist, dass sie manchmal originale Teil besitzen, da die Afghanen seit zwei Jahrhunderte britische Teile "recycled" haben. Es ist also kaum möglich ohne einer "hands-on" Untersuchung zu sagen, welche Teile original sind.

Eins is sofort ersichtlich - wo jedes britisches Gewehr eine solide Schaftabschlussplatte aus Messingguss hatte, ist hier nur ein miserables Stück Blech. Und ausser der wohlgeformte Hahn schauen all sichtbare Metallteile nachgemacht aus. Es ist wohl kein britisches Militärgewehr.

Die viel zu hellen Ziffern scheinen mit einer Schablone viel später hineingeritzt zu sein, wobei der Schriftart nicht von der Zeit ist - z.B. "1" mit eckigen Serifen. Gemacht zur Zeit der Entstehung, würden die Ziffer heute entweder kein Farbunterschied mehr zeigen oder wären gar dünkler als die Umgebung. Sie sind daher nützlos zur Klärung des Ursprungs.

Mit mit der aussergewöhnlicher Länge schaut es zwar ein Bisschen nach "Fowler" oder Vogelflinte aus, aber solche waren typischerweise nicht vollgeschaftet, da dieses nur zusätzliches Gewicht bedeutet hätte. Solche überlange Waffen mit Vollschaftung gab es aber von Nord-Afrika bis zum Hindu Kush, wobei der Sammelbegriff "Khyber Pass Special" für alle derartige Konglomerate zu verstehen ist.

21.10.15, 20:43:44
Gehe zu:
Benutzer in diesem Thema
Es lesen 0 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:
Archiv
Powered by: phpMyForum 4.2.1 © Christoph Roeder