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Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
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Clouseau

(Mitglied)

Gruß in die Runde!

Schon lange vermisse ich hier im Forum die Vorstellung von militärischen Stangenwaffen. Diese Stücke sind auch militärgeschichtlich für mich hoch interessant, da man sie, abhängig von den darauf vorhandenen Regimentsbezeichnungen teilweise auf den Zeitraum von wenigen Jahren genau datieren und damit bestimmten konkreten Ereignissen zuordnen kann.

Ich mache deshalb mal den Anfang und stelle hier ein frühes preußisches Sponton für Offiziere aus der Zeit Friedrichs I., um 1705, vor. In Frankreich wurden ähnliche Waffen 1690 normiert; man kann annehmen, dass man sich im gerade entstehenden Königreich Preußen daran orientierte. Der genaue Einführungszeitpunkt ist aber immer noch unbekannt.

Die Länge des Blattes, also der eigentlichen Klinge, beträgt 27, 5 cm, mit der Tülle zusammen 38, 5 cm, die größte Breite beträgt knapp 8 cm. Durchgehender Mittelgrad. Das Blatt hat unten ein Gewinde, mit dem es in die Tülle geschraubt wird. Dazwischen wird zuvor noch ein Knebel auf das Gewinde geschraubt und auf diese Weise fixiert.

Die geätzte Chiffre und die übrigen Verzierungen wirken sehr schlicht, was aber für diese Zeit typisch ist. Man hat den Eindruck, dass man zunächst den Regimentsnamen scheinbar irgendwie irgendwo aufbrachte, „wo gerade Platz war“. Das fliegende Band, welches später dafür typisch wurde, ist zwar bei diesem Stück schon vorhanden, blieb aber leer.
Die Bezeichnung „POTZDAM“ fehlt verständlicherweise, weil es die Manufaktur zu diesem Zeitpunkt noch nicht gab. Der Frühzeit entsprechen die beiden punktförmigen Durchbrechungen der Klinge, der runde, einfache Knebel und die ebenfalls runde Tülle für das eingeschraubte Blatt. Die beiden Schaftfedern sind ca. 41 cm lang und mit je 5 Holznägeln befestigt.

Angaben zur Länge mitsamt Schaft und dem aus Eisen oder Messing bestehendem Schuh möchte ich den Lesern zunächst ersparen, da bereits die zeitgenössischen Angaben darüber stark schwanken (etwa zwischen 1,80 und 2, 30 m) und die meisten der bis heute erhalten gebliebenen Stücke ohnehin früher oder später einmal sekundär nachgeschäftet wurden. Also erscheint es müßig, daraus irgendwelche Schlüsse ziehen zu wollen. Die Farben der Schäfte sind meist schwarz und braun; Füsiliere hatten weiße, einzelne Regimenter hellbraune, die Garde gelbe Schäfte.

Die Spontone waren in der Frühzeit tatsächlich noch als Waffe gedacht, verloren aber über einen Zeitraum von ca. 100 Jahren Verwendungszeit immer mehr Bedeutung, bis sie schließlich im Jahr 1808 völlig abgeschafft wurden.

Gruß
Clouseau

25.09.13, 19:27:40

infanterieoffizier

(Mitglied)

Hallo,

Danke fürs Zeigen - ich finde Stangenwaffen super. Und das hier gezeigte Stück ist selten zu sehen.

Stand denn einmal etwas im Bandeau?

Viele Grüße

25.09.13, 23:08:49

Clouseau

(Mitglied)

Das Band trug nie eine Bezeichnung. Es wurde nichts nachträglich ausgeschliffen.

26.09.13, 19:37:39

infanterieoffizier

(Mitglied)

Hallo,

spannend..man lernt nie dazu. Ich dachte die leeren Bandeaus gab es erst im oder nach dem 7-jährigen Krieg. Aber das ist ja das das schöne: wir entdecken immer auch etwas Neues und das waren ja keine "Massenerzeugnisse".

Beste Grüße,

26.09.13, 23:00:15

schwekapi

(Moderator)

Ich bin gerade erst darauf gestoßen.

Man lernt nie dazu.....?

geschockt prima Oberlehrer


Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung.
Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
19.02.16, 18:09:11

excalibur

(Moderator)

tragisch....manche lernen nie dazu. lachen (scherzchen)

20.02.16, 21:44:43
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