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tuborg99

(Mitglied)

Huggare m/1810 (Gotland-Huggare)

GL: 830 mm
KL: 660 mm
KB: 42…50 mm

Messingmontierte Lederscheide mit Tragehaken.
Griffknauf zur Aufnahme des Gewehrlaufs als Zielhilfe ausgebildet, Schneide auf der Innenseite der gebogenen Klinge.

Marine-Blankwaffe für die „Gotlands Nationalbeväring“.

Laut Olof P. Berg 1809 hergestellt bei Wedevåg's Bruk und angenommen als m/1810.
Angeblich wurden nur 550 Stück für die knapp 6.800 Mann starke Marineeinheit auf Gotland hergestellt.
Dieses Nationalbeväringregiment auf Gotland bestand aus 3 Artillerie- sowie 43 Infanterie- bzw. Jägerkompanien.
Die Aufstellung dieser Einheit 1811 wurde übrigens durch König Karl XIV (dem früheren Marschall Bernadotte) persönlich initiiert.

27.08.13, 17:49:31

schwekapi

(Moderator)

Ein schönes Teil. Und auch ganz gut beschrieben. Aber bei einem muss ich absolut wiedersprechen. Keinesfalls ist der Griffknauf als Zielhilfe für das Gewehr vorgesehen. Der Hauer wurde an Kanonenbooten, Schaluppen und anderen als Aufnahme fürs Ruder verwendet. Bis jetzt habe ich dazu alles auf Schwedisch gelesen. Ist auch nicht mein ganz spezielles Sammelgebiet. Im September habe ich Urlaub und werde die schwedischen Quellen übersetzen, dann auch mit Bildern.

Wie kann man denn auf die Idee kommen, dass diese kurzen Waffen als Zielhilfe zu gebrauchen sind. In den Steinschlosszeiten wurde stehend geschossen. Und Gotlands Truppen waren keine Scharfschützen. Hier kam ein Kontrakt mit der Krone und Gotland zum tragen.
Gotlands Männer brauchten nicht zur regulären Einheiten, mussten aber Gotland verteidigen.

Hier aus meiner WEB_Site die Erläuterungen zu Gotland. Wenn man gewissenhaft ließt, wird man erkennen, dass die Bezeichnung "Jäger" sehr weit gegriffen ist.

Die Verteidigung der Insel von Gotland war schon immer ein Problem in der schwedischen Strategie gewesen. Einerseits lag sie von Schweden so weit weg, dass es schwierig war sie zu verteidigen. Andersrum war sie auch so groß, dass sie es wert war zu verteidigen. Gotland unterstützte keine regulären Armeeeinheiten bei Ausbruch der napoleonischen Kriege. Als die lantvärn 1808 erhoben wurde erboten sich die Leute von Gotland freiwillig, statt eines, zwei Bataillone von lantvär zu unterstützen. Auf Grund dieser Begeisterung wurde entschieden, dass die Leute von Gotland die Insel selbst schützen sollten. So wurde im Dezember 1810 die Kungliga Gotlands National Beväring geschaffen. Künftig musste jeder Mann Gotlands zwischen dem 15. und 60. Lebensjahr, bei der Verteidigung Gotlands dabei sein. Offiziere wurden von den Männern gewählt, die Krone lieferte die Waffen. Die Ausbildung war minimal und den Männern konnte nicht befohlen werden, außerhalb der Insel zu kämpfen. Die Organisation war ziemlich kompliziert. Die Bürger von Visby, der einzigen Stadt auf der Insel, unterstützten drei Artillerie Kompanien (zwei Feldartillerie, eine Depot Artillerie) mit je 90 Männern. Alle anderen Männer auf der Insel zwischen 15 und 30 Jahren gehörten zu 16 Kompanien Jäger; diejenigen zwischen 30 und 45 Jahren alt gehörten zu 20 Kompanien Infanterie und diejenigen zwischen 45 und 50 Jahren gehörten zu 7, mit Pike bewaffneten Reserve Kompanien. Alle Kompanien waren ca. 150 Mann stark. Die Männer zwischen 50 und 60 Jahren sollten manuelle Arbeit durchführen. Die Kraft der ganzen Kungliga Gotlands National Beväring betrug ungefähr 7.500 Männer, einschließlich der ältesten Kategorie und der Artillerie. Das Korps versah nie einen Dienst während der napoleonischen Kriege. (Mankell 1866, pp.383-384)

Noch etwas wichtiges. Erst 1818 wurde Marschall Bernadotte König von Schweden. Bis dahin war er der Kronprinz. Natürlich hatte er im Prinzip die Führung des Landes übernommen. Denn Carl der XIII. war alt und dazu nicht mehr in der Lage. Aber wir wollen doch bei den Fakten bleiben.

Gerne griff der Kronprinz die Begeisterung der Bevölkerung Gotlands an. Aber initiiert hat er das nicht. Er hätte das niemals befehlen können. Was die Schweden nicht wollen, dass tun sie nicht - und Gotland hatte immer einen Sonderstatus.


Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung.
Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
27.08.13, 23:47:50

ulfberth

(Moderator)

Der Vorgang wird m. E. auch hier beschrieben.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
28.08.13, 00:17:10

schwekapi

(Moderator)

Genau diesen Artikel will ich übersetzen.


Gruß vom alten Schweden,
Thomas
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung.
Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
28.08.13, 00:20:08

tuborg99

(Mitglied)



Moin Thomas -

danke für die ergänzenden Infos & die Richtigstellung betr. der "Laufauflage" (ich hatte den Hinweis aus einer englischsprachigen Quelle...).

Eine Übersetzung des Abschnitts aus Olof P. Bergs Buch wäre super - bei Per dauert's wohl noch ein bisschen zwinkern


28.08.13, 07:05:18

Zietenhusar

(Supporter)

Zitat von schwekapi:
Der Hauer wurde an Kanonenbooten, Schaluppen und anderen als Aufnahme fürs Ruder verwendet.
Hallo Thomas,

ist mit Ruder ein Steuerruder gemeint? Kommt in das Loch im Griff noch eine Rudergabel?

Gruß,
Thomas

28.08.13, 17:25:40

schwekapi

(Moderator)

Hallo Thomas,

Ruder klingt dooof - ich weiß. Es geht hier um das Paddel. Klingt genauso doof. Auch davon gibt es ein Bild. Ich vermute mal aus dem Bauch raus - sehr stabil war das ganze nicht. Wohl eher als Ersatz? Ich glaube wenn ich den Artikel übersetzt habe, wissen wir mehr.


Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
28.08.13, 23:41:51

schwekapi

(Moderator)

Hallo Sammler,

ich habe, wie versprochen, den Artikel über den Gotlandhauer übersetzt.

Grundsätzlich muss ich sagen: "Auch ich habe gehörig dazu gelernt, so wie es Sammler ihr Sammlerleben lang tun sollten. Man muss aber auch sehen, dass nicht viele Artikel in deutscher Sprache über schwedische Waffen zu haben sind."

So hält sich mancher "Fakt" sehr lange. Hier muss ich ganz klar tuborg 99 danken. Denn ohne seine Anfrage und gute Fotos zum Gotlandhauer, wäre der Artikel auch heute noch nicht übersetzt.

Jedoch kam mir die Aussage, dass der Hauer als "Ruderdolle" (so heißt das wohl) gedient haben soll, etwas suspekt war. Wenn man bedenkt wie viel Kraft beim Rudern aufgewendet wird, wäre der Hauer beim zweiten mal durchziehen wohl hinüber.

Der Artikel wurde von Olof P. Berg in seinem Buch "Svenska Blankvapen" Teil III veröffentlicht. Ich habe vor einigen Jahren noch Briefkontakt zu ihm gehabt. Er war so ein Sammler, der keine andere Meinung neben seiner stehen ließ. Das hat mich ein wenig abgestoßen. So kann es durchaus sein, dass irgendwann noch einmal andere Schriftstücke aufgearbeitet werden (in Schweden ist noch fast alles vorhanden) und noch andere Hinweise dadurch zu Tage kommen. Es ist kaum anzunehmen, dass Herr Berg das akzeptieren würde.

Ich wünsche Euch viel Spaß beim lesen und glaubt mir, dass war eine sehr schwere Übersetzungsarbeit. Besonders schwer, die Originalschreiben. Ich habe in diesen "Schreiben" versucht, ein wenig die geschraubte Originalität zu erhalten.

Gern schicke ich bei Bedarf die PDF--Datei. Wer die Geschichte in Schriftform möchte, einfach bei mir melden.

http://www.deutsches-blankwaffenforum.de/sonstige_Dateien/Hauerm1810GotlandsNationalbevaering.pdf


Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung.
Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
18.09.13, 17:16:34

tuborg99

(Mitglied)



Moin Thomas -

vielen Dank für die Übersetzung des doch recht umfangreichen Artikels über die Gotland-Huggare!!! lesen

vG

/Thomas

22.09.13, 11:51:11

ulfberth

(Moderator)

Zitat von tuborg99:
Griffknauf zur Aufnahme des Gewehrlaufs als Zielhilfe ausgebildet,

Zitat von schwekapi:
... Aber bei einem muss ich absolut wiedersprechen. Keinesfalls ist der Griffknauf als Zielhilfe für das Gewehr vorgesehen. ...


Ohne auf Details zu schwedischen aufpflanzbaren Griffwaffen näher einzugehen, sollte man m. E. das Thema "Zielhilfe" nicht grundsätzlich verneinen. Der Knauf bietet sich in meinen Augen geradezu für eine solche Funktion an.

Um so mehr, als in der Zeit solches durchaus üblich war. Nachfolgend einmal 2 Beispiele.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
25.09.13, 00:35:04
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