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corrado26

(Super-Moderator)

Preußen
Kürassierkarabiner M 1731

Nussbaum-Vollschaft mit Kuhfußkolben und rautenförmigen Verschneidungen. Messingbeschläge bestehend aus Mündungsblech am Vorderschaft, drei kantigen, aufgetrichterten Ladestockröhrchen, wobei bei den beiden ersten Röhrchen der Trichter jeweils zur Hälfte abgefeilt wurde, einteiligem Abzugsbügel mit Verlängerung nach hinten und vorne, Kolbenblech mit ausgeprägter Nase für drei Schrauben auf der Kolbenoberseite, schlangenförmigem Schlossgegenblech mit abgeschrägten Kanten und drei Schrauben sowie Daumenblech mit Herrscher-Chiffre auf dem Kolbenhals. Flaches Steinschloss entsprechend dem Muster 1731 mit flachem Schloßblech, abgeschrägten Kanten und ebensolchem Schwanenhalshahn; eckige Eisenpfanne ohne Verbindung zur Batterie; Batteriefeder von der Schlossinnenseite her verschraubt. Eiserne Sattelstange mit eisernem Ring um Lauf und Schaft und Fixierung an der hinteren Schlossschraube, diese mit vorgeschriebenem Rundkopf; der Sattelstangenring fehlt. Kimme in das Schwanzschraubenblatt eingefeilt, Messing-Ovalkorn auf dem Lauf. Auf der gesamten Länge runder Lauf mit zwei Kanellierungen am Pulversack. Lauf/Schaftverbindung durch Kreuzschraube, Sattelstangen-Laufring und vordere Riemenöse. „POTZDAMMAGAZ“ auf dem Schloßblech außen, „S et D“ auf der unteren Schrägkante des Schlossblechs. Ein Güteprüfstempel in stilisierter Adlerform auf der Laufoberseite. Herrschermonogramm „FR“ unter Krone mit nachgestochenem „W“ auf dem Daumenblech. Der normalerweise seit 1763 am Abzugsbügel vorne sitzende, hintere Riemenbügel fehlt, die vordere Riemenöse sitzt mit ihrem durch den Vorderschaft gehenden Steg vor dem zweiten Ladestockröhrchen.

Gesamtlänge 1340mm, Lauflänge 948mm, Schlosslänge 155mm, Kaliber des glatten Laufes 17,0mm, Gewicht 3751 g

Hersteller
Königliche Gewehrfabrik Potsdam-Spandau, betrieben durch S(plittgerber) und D(aum); Herstellungszeitraum zwischen 1731 und 1740.

Historische Daten zu Entwicklung und Verwendung
Vor Errichtung der Gewehrfabrik in Potsdam-Spandau hat Preußen neben den Infanteriegewehren auch eine große Anzahl von Karabinern für seine seit 1715 bis 1718 kontinuierlich aufgestellten 12 Kürassier-Regimenter vom Fabrikanten Henoul aus Lüttich bezogen, von denen bis heute leider kein einziges Realstück identifiziert werden konnte.
Nachdem die Kaufleute Splittgerber & Daum als Pächter der neu etablierten Gewehrfabrik ihren ersten staatlichen Großauftrag zur Lieferung von über 36.000 Infanteriegewehren M 1723 für die preußische Armee abgewickelt hatten, schloss König Friedrich Wilhelm I. am 17. September 1731 einen erneuten Kontrakt, demzufolge unter anderem 7.920 Karabiner für 60 Eskadrons Kürassiere gefertigt werden sollten, die allerdings erst im Jahre 1735 an die Armee ausgeliefert wurden. Bei einer Stärke von fünf Eskadrons je Regiment bedeutete dies eine Neuausrüstung der gesamten Kürassier-Regimenter mit Karabinern M 1731, wobei aber anzunehmen ist, daß die neuen Waffen nur dort ausgegeben worden sind, wo Ersatz für die Lütticher Karabiner notwendig war. Der überwiegende Anteil der Lieferung aber dürfte in den Zeughäusern für einen späteren Gebrauch eingelagert worden sein.
Der hier gezeigte Karabiner, von dem nur noch ein weiteres, absolut identisches Stück im DHM Berlin vorhanden ist (vergl. Wirtgen, die preußischen Handfeuerwaffen 1700-1806, Ergänzungsband, S.176), wurde noch nach dem Regierungswechsel im Jahre 1786 verwendet
Wie das nachgestochene „W“ im Herrschermonogramm auf dem Daumenblech belegt, ist der angebotene Karabiner noch nach dem Tode Friedrichs des Großen während der Regierung von Friedrich Wilhelm II. weiterverwendet worden. Dieser späten Verwendungszeit entspricht auch die Anbringung trichterförmiger Ladestockröhrchen, bei welcher Gelegenheit auch der Vorderschaft an zwei Stellen ausgebessert wurde.








11.03.13, 18:25:20

ulfberth

(Moderator)

[HG] M. Brauer; Heer und Tradition / Heeres-Uniformbogen (der sogenannte „Brauer-Bogen"), Berlin 1926 -1962


www.seitengewehr.de
11.03.13, 20:04:02

limone

(Super-Moderator)

Die Dragoner mussten sich nach 1726 mit einem nahezu baugleichen, aber rund 9 cm längeren "Dragonergewehr" begnügen:

"Dragoner sind halb Mensch, halb Vieh - zu Pferd gesetzte Infanterie."

Mit Kabinettsordere vom 23.10.1787 wurden dann auch die Dragonergewehre auf Karabinermaß gekürzt und das Bajonett entfiel.

Unten noch eine Knötel-Zeichnung [H. Knötel d.J.] vom Regiment Gens d'armes um 1740.


Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
13.03.13, 00:52:54
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