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Michael04

(verstorben)

Selbst bei Forstämtern lohnt es sich gelegentlich zu Stöbern !
Laut Bericht von 1901 zu den Geschehnissen 1702
Den weiteren Teil zum Forst habe ich weggelassen.

Forstamt Bad Münstereifel
Forstgeschichtliches zum Hardtwald bei Stotzheim, Kreis Euskirchen

Von Gerhard Naumann


Sorgen um Übernutzungen im Hardter Wald

Die fast ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen der Kurkölner hinterließen auch am Hardtwald deutliche Spuren. 1702 zerstörten Franzosen die Stadtbefestigungen von Euskirchen. Was anschließend geschah, schildert Pesch 1901 so spannend, daß seine Worte hier auszugsweise wiedergegeben werden sollen:

„Als nun am 16. Nov. der Kommandant, Major von Dannenberg die zerstörte Stadt betrat, befahl er sogleich, dieselbe wieder in Vertheidigungszustand zu versetzen und zu dem Zwecke vornehmlich Pallisaden zu besorgen. Da aber die Stadt angeblich keine Waldungen besaß, um Holz für den Bau der Pallisaden zu bekommen, so kommandierte er die Bürger unter Aufsicht seiner Soldaten, in der benachbarten Hardt, die aber Eigentum des Erzstifts Köln war, das nötige Holz auf Karren und Wagen zu holen. Am 17., 18. und 20. November geschah diese und jedesmal ging eine Eskorte von 10 bis 20 Dragonern mit. Hier aber im Gebiete des von ihnen wegen seines Bündnisses mit dem raublustigen Ludwig XIV. Verhaßten kölnischen Kurfürsten ließen die Jülichschen Unterthanen, die Bürger von Euskirchen, ihren Unmut an dem Busche in freventlicher Weise los. Der Busch wurde gänzlich verdorben.

Am dritten Tage des mutwilligen Treibens ließ der kurkölnische Amtmann Franz von Quentel ungefähr 20 Pferde dem Uebelthäter abspannen und auf die Hardtburg bringen. Am 23. November nahmen dann auf amtlichen Befehl hin Schultheiß Wilhelm Momeßheim, Mathias Eschweiler und Anton Vilz, Scheffen des Dingstuhls in Stotzheim des Amtes Hardt, mit Zuziehung des amtlichen Gerichtsschreibers Everhard Tils eine Aufstellung des von der Euskirchener Bürgschaft verübten Schadens im Hardter Busch vor. Es fand sich, daß der Schaden an geraubten Bäumen auf rund 1890 Reichstaler (berichtigt nach der Originalquelle) sich belaufe“. (Es waren nach dem Bericht 80 Alteichen, 600 jüngere Eiche, 150 junge Eichen-Stahlen, 600 Buchen und eine große Menge Schlagholz entwendet worden, ergänzt nach der Originalquelle). „Den Hergang der mutwilligen That theilte der Amtmann dem Kurfürsten von Köln sogleich mit unter Beilegung des gerichtlichen Attestes. Daraufhin erstattete das Erzstift durch den Dechanten und Kapitular Gerhard Rensing dem Kurfürsten von der Pfalz über das Ereignis Bericht unterm 26. November 1702. In demselben wird in der verbindlichsten Form der Kurfürst von der Pfalz ersucht, völlige Instandsetzung des beschädigten Busches zu befehlen, durch ein Edikt seiner Unterthanen jeden weiteren Einfall unter namhafter Strafe zu verbieten und eine Kommission zu bilden, welche den Schadenersatz reguliert.

Die Bürger Euskirchens ließen sich jedoch so leichten Kaufes ihre Pferde und ihre Kannen vom Amtmann nicht wegnehmen. In der Frühe des 25. Oktober sprengte ein Dragoner von der Euskirchener Garnison vor das Thor der Hardtburg und verlangte die Herausgabe der weggenommenen Bauernpferde, widrigenfalls Gewalt gebraucht würde. Man antwortete ihm, daß solches auf Grund der Instruktion nicht erfolgen könne. Die Antwort war kaum gegeben, als 50 Bauern sowie auch Dragoner vor der Burg erschienen. Mit Äxten und Gabeln bewaffnet rückten die Bauern mit den Dragonern gegen das Thor und bemächtigten sich desselben. Unter dem Rufe: Wo seid ihr französische Hund', ihr Räuber und Dieb'? Drangen sie mit Gewalt hinein. Nun ging ein wüstes Treiben los. Bald hier, bald dort schlugen sie mit Gabeln und Äxten ein kölnischen Mannen jämmerlich zu Boden. Der am gleichen Morgen auf die Burg gekommene Gerichtsschreiber des Amtes entwich glücklicherweise mit dem Buschhüter Jakob den verzweifelten Streichen. Die Bauern nahmen ihre Pferde und Karren; auch Ketten und andere Sachen, die dem Jakob gehörten, nahmen sie weg. Unter großem Geschrei und Scheltworten gings dann wieder hinaus. Der Gerichtsschreiber teilte das Ereignis selbst dem Amtmann mit und schloß seinen Bericht mit den Worten: „Ew. Gnaden werden wissen, was bey dieser sachen weiteres zu thuen, umb somehr, indeme ich für die empfangene harte schläg der gabelen, so sehr scharff herangangen, ein vergnügen prätendire ...“.

Pesch hat sich in seiner Schilderung sehr eng, zum Teil wortgleich an die Originalquelle gehalten und nicht übertrieben dargestellt. (Originalquelle: Stadtarchiv Euskirchen I Nr. 327)

Ich war recht erstaunt wozu die Dragoner genuzt wurden !

Grüße Michael

29.12.12, 19:23:11
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