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schwekapi

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Die Pistole m/1738 war zusammen mit der Pistole m/1704 die meist gebaute Kavalleriepistole Schwedens im 18. Jahrhundert. Für die finnischen Regimenter
liegen mir keine Zahlen vor. Für die schwedischen Regimenter sind die Zahlen wie folgt (Es können natürlich keine absoluten Zahlen sein, da einge Regimenter
vielleicht nicht die volle Anzahl der Waffen hatte. Die Zahl der Reiter veränderte sich auch ständig. Ebenso kann man die Reserven nur schätzen:

Leichte Leibdragoner 1770 - ca. 150 Reiter

Leibregiment zu Pferd - bis 1792 - 1.505 Reiter

Småland Kav.- regiment - bis 1812 - 1.000 Reiter

Norra Skåne Kav.- reg. - bis 1801 - 1.000 Reiter

Södra Skåne Kav.- reg. - bis 1830 - 1.000 Reiter

Jämtlands Kav.- companie - bis 1802 - 100 Reiter

Västgöta Dragoner Regiment - bis 1770 - 1.000 Reiter

Östgöta Kavalleriereg. - um 1770 - 1.000 Reiter

Bohuslän Dragoner Reg. - um 1776 - 1.008 Reiter

Jeder Reiter war mit zwei Pistolen ausgerüstet. Das sind bei den schwedischen Regimentern schon 15.526 Pistolen. Da sind aber noch keine Reserven eingerechnet.
Auch die finnischen Regimenter fehlen, wie oben gesagt. Man erkennt jedoch, dass da gewaltige Mengen dieser Waffe gefertigt wurden. Die letzten dieser Pistolen wurden erst 1818 beim Skåne Karbinier Regiment durch die Pistole m/1816 ersetzt.

ausgegeben im Jahr

1755 an Leichte Leibdragoner

1.Teil 1749, 2.Teil 1756, Rest 1770 an Leibregiment zu Pfred

1757 an Småland Kavallerie Regiment

1771 an Norra Skåne Kavallerie Regiment

1775 an Södra Skåne Kavallerie Regiment

1777 an Jämtlands Kavallerie Companie

1749 Västgöta Kavallerie Regiment

unbekannt - Östgöta Kavallerie Regiment

1750 Bohuslän Dragoner Regiment

Die Waffen wurden laut der Ausrüstungsrollen oft repariert. Ebenso wurden aus den riesigen Beständen drei Umbaumodelle gefertigt. Die Pistole m/1738-1802 für Husaren, die Pistole m/1738-1806 für die leichten Leibdragoner und die Pistole m/1738-1820 für die Leibagrde zu Pferd.

Truppenstempel: B.L.R.T.C.No.88.

Bohus Län (Dragoner) Regiment,
Tanum Companie Nummer 88

Län ist ähnlich wie in Deutschland das Bundesland.
Tanum ist der Kreis wo diese Companie aufgestellt wurde.
(siehe unter "Fakten und Geschichten" - "Aufbau der schwedischen Armee")
Das Bohuslän Regiment hatte den vermutlich schönsten Truppenstempel der schwedischen Armee.

Stempel auf dem Zipfel der Knaufkappe und Unterseite Lauf
Kreis mit drei senkrecht abgehenden Strichen:
Stempel der Eisenmanufaktur in "Jönköping"
(Stöckel - Band 3 Seite 1604 ff)


In Schweden ist die Nummer einer Waffe nicht die Waffennummer sondern die Mann - Nummer.
Das liegt an dem Rekrutierungssystem Schwedens. Nachzulesen in "Fakten und Geschichten" auf meiner WEB-Site).
Da die Waffe somit immer zu dem Mann gehört, kann man in alten Musterungsrollen anhand dieser Nummer herausfinden, wann der Mann gedient hat, krank war, verwundet wurde u.s.w.
Den letzten Einsatz als Kavallerieregiment hatte dieses Regiment im russischen Krieg unter Gusatv III. von 1788 - 1790. Das Regiment wurde 1789 nach Finnland komman-
diert. Die Aufbruchsorder kam am 4. August und am 11. August begann der Abmarsch. Die Companien waren auf verschiedene Städte in Bohuslän verteilt.
Der Sammelpunkt war Göteborg bevor es über Land nach Stockholm ging. Von dort war die Überfahrt mit dem Schiff nach Finnland geplant. Durch wiedrige Winde gelang-
te das Regiment jedoch erst am 13. September 1789 in Finnland an. Unser Reiter, die Nummer 88 der Tanum Companie, erkrankte auf dem Weg nach Göteborg und wurde dort mit 44 seiner Kameraden "kassiert". In Stockholm mussten noch einmal 7 Reiter kassiert werden. Kassiert - aus der Liste raus genommen.
Vielleicht großes Glück für ihn? In Finnland sind etliche seiner Kameraden gefallen oder verwundet worden.
1791 wurde das Bohuslän Regiment zu einem Infanterieregiment umgewandelt.
(entnommen dem Buch "Konglig Bohus Läns Regemente, i fält och till sjöss 1676 - 1814)

In Bohuslän gibt es auch eine Adresse, wo alte Stammrollen gesammelt werden. Da habe ich wegen dem Reiter Nummer 88 angefragt.
Das ist vom Reiter Nummer 88 das einzige bei uns vorhandene Dokument aus der Zeit. Dieser Reiter Nummer 88 diente allerdings vor der Einführung der Pistole m/1738 bei dem Regiment. Der Reiter hieß Lars Flinck und ist 1706 geboren. 1719 trat er den Dienst beim Regiment an und verließ es 1744, nach 25 Dienstjahren. Anmerkung in der Musterungsrolle bei seiner Entlassung: „Karlen liderlig – får avsked“. Wörtlich übersetzt heißt das: „Kerl liederlich – bekommt Abschied“. Die freundliche Umschreibung liederlich steht wohl für Trunksucht. Diese war in der schwedischen Armee weit verbreitet.

technische Daten:

Länge gesamt: 53,5 cm
Länge Lauf: 34,7 cm
Gewicht: 1,47 Kg
Kaliber: 16 mm
glatter Lauf



Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung.
Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
03.03.12, 18:50:43

schwekapi

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