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schwekapi

(Moderator)

Hallo an alle,

vor kurzem konnte ich einen sehr seltenen Säbel der schwedischen Kavallerie erwerben. Der Säbel m/1814 für die leichte Kavallerie. Leider ohne Scheide. Mir waren bis dato nur drei Stück bekannt. Alle drei im Armeemuseum in Stockholm. Ich stelle den Säbel später noch in der richtigen Rubrik vor. Hier geht es mir um Unterschiede im direkten Vergleich zwischen den Gefäßen - m/1814 schwere Kavallerie und m/1814 leichte Kavallerie.

Vorher ein bisschen was zur Geschichte. Wie ja wahrscheinlich alle wissen, führte der Kronprinz von Schweden die Nordarmee im Jahr 1813. 1814 wurden die 2 Säbelmodelle für die schwedische Kavallerie angenommen. Alle haben Klingen aus Solingen (siehe Bilder). Vermutlich hat der Kronprinz diese 1813 geschenkt bekommen oder er hat sie ganz schlicht und ergreifend gekauft. Weiß da jemand näheres? Das Gefäß heißt in Schweden "Helviggefäß". Carl Gotfried von Helvig war zu der Zeit Generalfeldzeugmeister und führte viele Verbesserungen in seiner Zeit in den schwedischen Streitkräften ein. Natürlich hat er sich ganz der Mode der Zeit angepasst. Sieht doch sehr französisch aus. Man muss auch immer bedenken, dass der Kronprinz von Schweden lange Zeit als Marschall Bernadotte in französischen Diensten stand.

Der Säbel von der schweren Kavallerie hat das sehr viel feinere Gefäß. Im Armeemuseum haben auch die Säbel der leichten Kavallerie so ein feines Gefäß. Bemerkenswert ist auch, dass an diesen Gefäßen fast immer die äußere Spange nach innen gebogen ist. Lediglich bei den Modellexemplaren im Armeemuseum ist das nicht der Fall.

Das Gefäß vom Säbel der leichten Kavallerie ist erst vor kurzem durch den Vorbesitzer in Schweden gelötet worden. Daher ist auch dei Vernietung nicht mehr original.

Säbel der leichten Kavallerie:

Truppenstempel: I/55 = Leibgarde zu Pferd, 1. Schwadron, Nummer 55

Hersteller: Manufacture de Solingen K.S.&C.

Pfeilhöhe: ca. 5 cm (von Stück zu Stück leicht unterschiedlich)

ausgegeben: 1814

Säbel der schweren Kavalllerie:

Truppenstempel: MS 82 = Leibregiment Brigade Kürassier Corps, Major Schwadron, Nummer 82

Hersteller: Manufacture de Solingen

Pfeilhöhe: ca. 4 cm (von Stück zu Stück leicht unterschiedlich)

ausgegeben: 1814/15

Viel Spaß beim Vergleichen!


Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung.
Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
28.02.12, 17:38:15

schwekapi

(Moderator)

Bilder 2


Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung.
Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
28.02.12, 17:39:44

ulfberth

(Moderator)

Hallo schwekapi,

wir haben doch hier die Rubrik Schweden. Wäre es dann keine Möglichkeit Stücke von Deiner Website hier in das Forum zu kopieren? Eine Verlinkung auf Deine Seite könnte dann durchaus einen Synergie-Effekt erzeugen.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
29.02.12, 17:51:35

schwekapi

(Moderator)

Hallo ulfberth,

ich bin jetzt für etwas längere Zeit im Krankenurlaub. So werde ich pö a pö meine Sammlung unter "Schweden" einstellen. Ich wollte nur erst Mal mit ein paar interessanten Sachen aufwarten. Diese kommen hier manchmal etwas zu kurz und/oder sind in den Kriegsgebeutelten Nationen gar nicht mehr vorhanden. Schweden ist ja seit 1814 neutral. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, jeden Tag ein Teil. Danke aber für Deinen Vorschlag.

Immer in der Hoffnung, dass Beiträge von Ländern außerhalb Preußens auch gelesen werden.


Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung.
Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
01.03.12, 18:42:33

Waldbursche

(Mitglied)

Hallo Schwekapi,

natürlich werden solche Beiträge auch gelesen. Für mich zwei schöne interessante schwere Stücke von historischer Bedeutung und mit Gebrauchsspuren. Glückwunsch.

Gruß
Waldbursche

01.03.12, 19:41:18

schwekapi

(Moderator)

Danke, dass tut gut.

Leider (vielleicht gut so) haben diese Säbel nie ein Gefecht oder Kampf gesehen. Schweden war seit 1814 neutral. Der letzte kurze Krieg war die Einnahme Norwegens. Der Kronprinz von Schweden hatte dieses Land als Ersatz für Finnland und Lohn für seine Teilnahme am Befreiungskrieg gefordert. Finnland war ein paar Jahre vorher von den Russen erobert worden. Er wusste, dass er Finnland nie zurück bekommen würde, da Russland an der Allianz gegen Frankreich beteiligt war. Bei Norwegen war das anders. Dieses Land gehörte zu der Zeit zu Dänemark und Dänemark war ein Vasall Frankreichs. Schweden wäre viel zu klein gewesen, gegen ein Land zu kämpfen, welches von einer Großmacht unterstützt wurde. Alle Großmächte, einschließlich England, stimmten dem Ansinnen Schwedens zu. So konnte Schweden mit viel Sicherheit im Rücken, Norwegen seinem Land zuschlagen. Nur der dänsiche Kronprinz wollte sich nicht daran halten. Da aber England mit seiner immer noch andauernden Blockade der Seewege eine Versorgung Norwegens aus Dänemark unmöglich machte, konnten die rein norwegischen Kräfte dem schwedischen Angriff nicht lange standhalten.

Danach hat Schweden lange nicht mehr an einem Krieg teilgenommen. Allerdings haben sie von fast Anfang an mit großen Kräften an Blauhelmeinsätzen teilgenommen. Aber immer im Auftrag der UNO. Niemals mehr als Konfliktbewältigung vom eigenen Land aus.

Ich denke dass die Säbel so gebraucht aussehen, liegt an ihrem sehr langen Gebrauch. Ich erinnere mich über die Leibgarde zu Pferd gelesen zu haben: "für den täglich Dienst werden die neue Säbel m/1825 verwendet. Für Paraden und Wachdienste und für mehr Zierde wird aber weiterhin der Säbel mit dem Messing Gefäß verwendet".


Gruß vom alten Schweden,
Thomas
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Die Liebe des Volkes ist meine Belohnung.
Wahlspruch von König Carl XIV. Johan
01.03.12, 20:20:04

ulfberth

(Moderator)

Zitat von schwekapi:
Hallo ulfberth,
...
Immer in der Hoffnung, dass Beiträge von Ländern außerhalb Preußens auch gelesen werden.


Du vergißt die Personen, die sich an solchen Stücken einfach erfreuen und mit Interesse auch eine fremde Geschichte lesen. Man lauscht einfach der Geschichte, die diese Waffe zu erzählen hat. Daher auch das Faible für gestempelte Stücke.

Gruß

ulfberth



P.S. Warum verwendest Du nicht in Deiner Signatur auch Deine Website? Ist doch sehenswert!



www.seitengewehr.de
02.03.12, 00:01:19

limone

(Super-Moderator)

Zitat von ulfberth:
Du vergißt die Personen, die sich an solchen Stücken einfach erfreuen und mit Interesse auch eine fremde Geschichte lesen.

Ich hoffe doch, dass Du sie nicht vergisst! freuen

Ich bin auch so einer...


Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
02.03.12, 00:18:13

Zietenhusar

(Supporter)

Zitat von schwekapi:
Sieht doch sehr französisch aus.
Eben, Thomas,

denn hättest Du die Säbel hier nicht gezeigt und beschrieben, hätte ich jedem erzählt, sie müßten französischen Ursprungs sein. So habe ich wieder etwas Wichtiges dazugelernt, dafür bedanke ich mich.

Gruß,
Thomas

02.03.12, 06:08:52

Waldbursche

(Mitglied)

Zitat von schwekapi:
Danke, dass tut gut.

Leider (vielleicht gut so) haben diese Säbel nie ein Gefecht oder Kampf gesehen. Schweden war seit 1814 neutral. Der letzte kurze Krieg war die Einnahme Norwegens. Der Kronprinz von Schweden hatte dieses Land als Ersatz für Finnland und Lohn für seine Teilnahme am Befreiungskrieg gefordert. Finnland war ein paar Jahre vorher von den Russen erobert worden. Er wusste, dass er Finnland nie zurück bekommen würde, da Russland an der Allianz gegen Frankreich beteiligt war. Bei Norwegen war das anders. Dieses Land gehörte zu der Zeit zu Dänemark und Dänemark war ein Vasall Frankreichs. Schweden wäre viel zu klein gewesen, gegen ein Land zu kämpfen, welches von einer Großmacht unterstützt wurde. Alle Großmächte, einschließlich England, stimmten dem Ansinnen Schwedens zu. So konnte Schweden mit viel Sicherheit im Rücken, Norwegen seinem Land zuschlagen. Nur der dänsiche Kronprinz wollte sich nicht daran halten. Da aber England mit seiner immer noch andauernden Blockade der Seewege eine Versorgung Norwegens aus Dänemark unmöglich machte, konnten die rein norwegischen Kräfte dem schwedischen Angriff nicht lange standhalten.

Danach hat Schweden lange nicht mehr an einem Krieg teilgenommen. Allerdings haben sie von fast Anfang an mit großen Kräften an Blauhelmeinsätzen teilgenommen. Aber immer im Auftrag der UNO. Niemals mehr als Konfliktbewältigung vom eigenen Land aus.

Ich denke dass die Säbel so gebraucht aussehen, liegt an ihrem sehr langen Gebrauch. Ich erinnere mich über die Leibgarde zu Pferd gelesen zu haben: "für den täglich Dienst werden die neue Säbel m/1825 verwendet. Für Paraden und Wachdienste und für mehr Zierde wird aber weiterhin der Säbel mit dem Messing Gefäß verwendet".


Diese Erläuterung finde ich sehr interessant, zumal ich die nordischen Länder sehr gerne besuche, zb. wieder im Juni diesen Jahres und da sind die Wachablösungen immer eine Augenweide.
Danke .

Gruß
vom Waldburschen

02.03.12, 08:31:54
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