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limone

(Super-Moderator)

Anbei Fotos eines Perkussionsgewehres, bis auf das Korn (Messing) eisenmontiert, das wohl aptiert ist und früher einmal mit Steinschloss versehen war (man sieht am Schlossblech noch eine eingeflickte Stelle am nun runden Pistonsockelausschnitt). Die Form erinnert an französische Modelle (1777...).

Gesamtlänge: ~1,35 m
Lauflänge von Anfang der Schwanzschraube bis zur Mündung: ~1,027 m
Kaliber: ~18 mm, glatt
(Alles mit dem Zollstock grob gemessen)


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
08.02.12, 21:35:13

limone

(Super-Moderator)

Auf der Unterseite des Laufes ist eine Zahl, im Stil der Zahlen auf den Ladestock, graviert: Eine 3 oder 8 meine ich zu erkennen. Am unterseitigen Markierungsstrich Schwanzschraube - Lauf ist ein "M" gestempelt. Auf dem mittleren und vorderen Laufring ein "L". Die Riemenöse am Handschutz scheint alt ersetzt.

Die nächsten Fotos gehen etwas näher ans Objekt:


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
08.02.12, 22:05:00

limone

(Super-Moderator)

...und noch näher ran...


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
08.02.12, 22:37:17

limone

(Super-Moderator)

... und ein Teil der Stempel und Markierungen.


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
08.02.12, 22:55:10

limone

(Super-Moderator)

Als Letztes: Die Schräubchen.

Ich habe dieses Gewehr erworben, weil ein ganz grob ähnliches (auch mit ausgesparter Schaftbacke) in geringer Stückzahl auch in Kurhessen geführt wurde - als "Belegstück zum Erspüren". @Corrado26: Ich hoffe, Du verzeihst diese eher haptisch-künstlerische Herangehensweise an die Geschichte. mit Augen rollen

Trotzdem würde mich (auch wenn ich mich lang- bis mittelfristig wahrscheinlich von diesem Stück wieder trennen werde - muss man ja wohl jetzt dazusagen) brennend interessieren, was ich denn da in Händen halte.

Mein vager Kenntnisstand (durchaus ungesichert): Eidgenössisches Ordonnanzgewehr, Kanton Luzern, nach dem frz. Gewehr 1777/AN IX gefertigtes ~1842 UM????? Den "Truppenstempel (?)": A : 30. vermag ich, wie die übrigen Stempel, überhaupt nicht zu deuten.

Da ich, was Feuerwaffen angeht, ein relativer "Blindfisch" bin, d.h. ich habe etwas gelesen und noch nicht viele Originale gesehen, wäre ich für Stellungnahmen von Wissenden überaus dankbar!!!


Folgend noch ein paar Fotos von einem Teil der filigranen Schrauben-Markierungen.

Diverse Buchstaben-Stempel finden sich auf allen Einzelteilen des Gewehres - aber ich denke, das Wesentliche habe ich gezeigt.

Faszinierend ist die Konstruktion: Das Holz wiegt fast nichts, aber die Metallteile (vor allem die Schaftkappe, der Lauf und das Schloss) sind sehr massiv. Die Konstruktion der Federn für die Laufring- und die Ladestockhalterung ist genial. Eine ergänzende Information: Unter dem Lauf sind zwei Stellen, die so aussehen, als hätte man ursprüngliche Metallnasen für Stiftbefestigung im Schaft entfernt. Von der Bajonett-Haft gesehen Richtung Mündung erkennt man am Lauf eine rechteckige Lötspur gleicher Größe (siehe Foto).

Falls jemand noch Fotos von anderen Teilen benötigt: Gerne!


Gespannte Grüße freuen

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
08.02.12, 23:22:27

limone

(Super-Moderator)

Noch zwei Fotos.


Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
10.02.12, 16:43:34

corrado26

(Super-Moderator)

Du hast da ein ehemaliges französisches Voltigeurgewehr M 1822, welches im Kanton Luzern nach schweizerischem Verfahren abgeändert/perkussioniert wurde. Die "Vorschrift über die Beschaffenheit, welche die zur Perkussionszündung umzuändernden, für den eidgenössischen Dienst bestimmten Steinschlosswaffen haben sollen", wurde vom eidgenössischen Kriegsrat am 13. April 1842 genehmigt.

Bei der Perkussionierung wurde der hintere Teil des Laufs abgesägt und ein Gewinde eingeschnitten, in das dann eine Schwanzschraube nach schweizerischer Ordonnanz 1842 eingeschraubt wurde.

Als Munition kam die Schweizer Papierpatrone M 1842 zum Einsatz, die eine Schwarzpulverladung von 8g und eine Weichbleikugel mit einem Durchmesser von 16mm und einem Gewicht von 25g hatte. Das Pulver bestand aus 77,5% Salpeter, 9% Schwefel, und 13,5% Kohle.
Gruß
corrado26

10.02.12, 18:24:39

limone

(Super-Moderator)

Dank corrado26, der mich auf die richtige Spur gesetzt hat freuen , ist es mir nun gelungen, diesem Gewehr seine Geschichte zu entlocken:

Gefertigt wurde es in Frankreich, wo zur napoleonischen Zeit, als durch die vielfältigen Kriege ein enormer Bedarf an Waffen bestand, alles, was man bekommen konnte oder in den Arsenalen hatte, zu Ordonnanzwaffen zusammengebaut wurde. Daher erklärt sich der Umbau des Laufes von Stift- auf Ringbefestigung.

Am Ende der napoleonischen Zeit wurden viele dieser Waffen nicht mehr benötigt, und die Eidgenossenschaft kaufte für eigenen Bedarf ein. Diese im Detail durchaus unterschiedlichen Gewehre wurden unter der Sammelbezeichnung "Eidgenössische Ordonnanz 1817" in der Schweizer Armee eingeführt; dieses Gewehr im Kanton Bern, wie der "KB"-Stempel auf dem Lauf belegt.

Die nach der o.a. Verfügung vom 13. April 1842 durchgeführte Perkussionierung erfolgte bei diesem Gewehr (nach der "KL"-Stempelung auf der neuen Schwanzschraube) im Kanton Luzern.

Ein Vergleichstück aus der Sammlung Carl Beck: >Hier klicken.<

Folgend ein Bild von Sappeuren aus dem Kanton Zürich um 1845.


Grüße

Carsten







     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
14.02.12, 19:49:08

limone

(Super-Moderator)

Zitat von limone:
Ein Vergleichstück...


...findet man auch hier (auf das Foto klicken):

>Rost & Grünspan<

oder

>hier<.


Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
14.02.12, 21:32:48
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