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sonjar

(Mitglied)

Hallo Forum,die von mir vorgestellte Pistole hat einen runden Lauf,mit glatter Seele,ca.15 mm.Gearbeitet, mit tief eisengeschnittener Ornamentik über der Pulverk.und im Bereich des Messingkorns.Voll geschnittenes eisernes Schloß mit einem springendem Reiter u.der Signatur "A.SEDAN"versehen.Die feuervergoldete Bronzegarnitur reichlich geschmückt,Knaufkappe u.Abzugbügel mit Maskerons versehen.Der Vorderschaft u.orig.Ladestock m.Hornabschluß.Das Wappen auf der Daumenplatte, auch sehr schön herausgearbeitet,leider keine Zuordnung.Gesamtl.ca.37 cm.Wie immer an dieser Stelle,weiterführende Hinweise gern erwünscht.Gruß,Sonjar

29.10.11, 17:36:43

excalibur

(Moderator)

sehr schön diese pistole. da hat man entweder um ein altes schloss eine neue pistole herumgebaut(im 18.jhdt.), oder das schloss ging mal verloren und es passte zufällig dieses wunderschöne,aber ältere, schloss gut dazu. gratuliere.

29.10.11, 17:56:10

corrado26

(Super-Moderator)

Die Signatur "à Sedan" besagt, dass es zu diesem Schloss ein zweites gegeben haben muss auf dem die Herstellersignatur eingraviert war, also der Name des Büchsenmachers. Das chloss gehört stilistisch in die Zeit von ca. 1680-1710 und in dieser Zeit haben in Sedan folgende Büchsenmacher gearbeitet:

G. Boulanger 1690-1710
Jean Brice 1720
Abraham Chardet 1700
Charles Dubu 1686
Jean Faud 1700
Gaillarn 1690
Claude Geaist 1670-1720
Daniel Martin 1674
Paul Poulce 1700-1720
Pierre Poulce 1670-1700
Soiron 1700

Wie vom Vorredner bereits ausgeführt, ist das Schloss deutlich älter als der Rest der Pistole, die stilistisch wohl in die Zeit um 1770 einzuordnen sein dürfte. Ob sie allerdings militärischen Charakters und somit einem Offizier zuzuschreiben ist, kann zwar sein, aber dennoch bezweifle ich das - dafür ist das Kaliber zu klein.
Gruß
corrado26

29.10.11, 19:34:35

sonjar

(Mitglied)

Hallo excalibur u.corrado26,DANKE für Euer Interesse u.die damit verbundenen ..hilfreichen ..ANTWORTEN...Ich werde die P.zerlegen u.schauen,ob im Schloß bezw.unter dem Lauf noch Markierungen/Stempel angebracht sind,die event.noch etwas "Licht i.d.D."bringen.Gruß,Sonjar

29.10.11, 21:32:42

limone

(Super-Moderator)

Die Pistole ist ein sehr schön gefertigtes Stück mit (ur-) alter Geschichte!

Meinen Glückwunsch!


Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
29.10.11, 21:36:36

sonjar

(Mitglied)

Danke Carsten....Ich hatte die "Signatur" ..A.SEDAN..,immer als "AUS SEDAN"interpretiert u.nicht das "A",in Verbindung mit einem noch folgendem Gegenstück "B"gesehen...Eine Frage bleibt für mich noch offen,woran erkennt "IHR",die versierteren Kenner,die mögliche Abweichung v.nicht unwesentl.80 Jahren, zwischen Schloß u.Schaft,für mich sah BEIDES so zusammengeh.aus.Gruß,Sonjar

30.10.11, 11:01:43

corrado26

(Super-Moderator)

Da haben Sie eventuell etwas falsch verstanden. Es geht hier nicht um eine Pistole "A" oder "B", sondern es war damals üblich, bei Paaren die Herstelleradresse auf beide Pistolen zu verteilen, also z.B. "Thuraine le Hollandois à Paris", wobei das "Thuraine le Hollandois" auf dem Schloss der einen und das "à Paris" auf dem zweiten Schloss eingraviert wurde.

Zum Stil: Alleine schon die Schaftform mit dem nahezu im rechten Winkel abgebogenen Kolben und der Kolbenkappe, die sich am Kolbenrücken nach oben zieht, aber auch die Form des Schlossgegenblechs entspricht eindeutig der Zeit des Spätbarock oder des Rokoko.

In der Zeit des Hochbarock waren die Formen von Steinschlosspistolen "klassisch", d.h. lang und wohl ausgewogen; der Winkel zwischen Vorderschaft und Kolben war noch recht groß, die Kolbenkappe umfasste den ganzen Kolben und hatte lange, seitliche Sporen. Auch das gewölbte, bananenförmig gebogene Schloss mit dem sehr zierlichen und daher leicht zerbrechlichen Schwanenhalshahn entspricht der Mode im Hochbarock. Nach 1720 kommen allmählich Schlösser mit flachen Schlossblechen und adäquaten Hähnen auf. Diesem Stil entspricht Ihre Pistole - natürlich mit Ausnahme des Schlosses!
corrado26

30.10.11, 11:41:03

sonjar

(Mitglied)

Hallo Corrado26,dieser Zusammenhang der Schloßsignierung war mir so nicht bekannt...Danke,für die Aufhellung meines Geistes,bzw.die Mehrung des WISSENS.Ich möchte noch so einige offene Fragen, bezgl. dieser "schönen" Waffen klären,einiges wurde v.mir i.Laufe der Jahre zusammengetragen, konnte mich nicht immer mit den ..Hintergründen.. befassen,wie ich es gerne getan hätte u.versuche dieses, jetzt, mit Hilfe dieses TOLLEN Forums nachzuholen, soweit es mir ermöglicht wird.Nachfolgend, noch 1 Photo des Schlosses u.2 der Laufunterseite. Gruß,Sonjar

30.10.11, 15:40:19

corrado26

(Super-Moderator)

Ich habe Fotos einer Pistole von Monlong & Frappier aus Paris eingestellt. Diese Pistole wurde vor 1684 gefertigt, was sich daraus ergibt, dass Pierre Monlong, königlicher Hofbüchsenmacher, infolge des Edikts von Nantes 1684 nach London emigriert ist. Da das Schloss aber mit der Adresse "à Paris" signiert, sie also noch in Paris gefertigt wurde, ist die Datierung recht einfach.

Wenn Sie das Schloss mit dem Ihrer Pistole vergleichen, werden Ihnen die formalen Übereinstimmungen, aber auch die Unterschiede z. B. des Schlossgegenblechs und der Gesamtform der Pistole sicherlich auffallen, woraus abzuleiten ist, dass Ihr Schlossexemplar etwa zur selben Zeit in Sedan entstanden sein dürfte. Die Stempelungen oder Markierungen an der Laufunterseite können leider nicht identifiziert werden.

Einen Zugang zur späteren Geschichte der Waffe dürfte nur über das Adelswappen auf dem Daumenblech möglich sein.

corrado26

30.10.11, 16:43:59

sonjar

(Mitglied)

Danke Corrado26,das ist schon mehr als ich zu erwarten hoffte.Mit dem Daumenblech, werde ich mich gesondert BEFASSEN,habe aber die Erfahrung gemacht,dass dieses Bemühen ungl.arbeitsintensiv ist...Die eingestellte "Steinschloßpistole",hätte mein Interesse auch geweckt...Danke,für den VERGLEICH der Darstellung .Gruß,Sonjar

30.10.11, 17:26:51
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