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Baldur

(Mitglied)

In einer militärischen Abhandlung von 1770 habe ich die Begriffe: "Römischer Degen, Bajonet Degen und dÈpee bajonet"
gefunden, wobei alle drei Bezeichnungen die gleiche Waffe meinen. Was könnte man sich darunter genau vorstellen?

22.08.11, 13:29:37

ulfberth

(Moderator)

Hallo Baldur,

denkbar wäre, daß sich der Autor hier auf schmale (?)zweischneidige Klingen bezieht.

Der "römischer Degen, eine längs der Mähne oder des Halses hinlaufende Haarmähne" dürfte hier ja nicht gemeint sein.

Gruß

ulfbert



www.seitengewehr.de
22.08.11, 14:20:53

Zietenhusar

(Supporter)

"Bajonet Degen" und "dÈpee bajonet" sind für mich das Selbe und meinen bestimmt ein Bajonett mit gerader schmaler Klinge.

Den "römischen Degen" kann ich mir unter den Gesichtspunkten von Herkunft und/oder des Stils erklären, also eine Waffe, die in der Zeit in Rom hergestellt wurde, oder einen Stil aufweist, der in Rom im 18. Jahrhundert Mode war.

Gruß,
Thomas

Nachtrag 16:52 Uhr: Einen Zusammenhang aller oben genannten Bezeichnungen zu einer Waffe erschließt sich mir momentan noch nicht. Ist die Waffe in dieser Abhandlung nicht abgebildet?

22.08.11, 15:10:52

Baldur

(Mitglied)

Die Abhandlung ist die "Neue Taktik" des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, abgedruckt in "Neues Militärisches Journal,Hannover 1788". Abbildung ist nicht vorhanden. Kann man von den verwendeten Bezeichnungen her davon ausgehen , daß es sich im Grundsatz um ein Bajonett handelt, wenn auch in einer bestimmten Verwendungsform?

22.08.11, 19:31:58

Zietenhusar

(Supporter)

Eigentlich schon, jedenfalls nach meinem Verständnis. Schließlich gibt es ja auch die Begriffe "Säbelbajonett" und "Haubajonett".

In Frankreich gab es auch einen aufpflanzbaren Pallasch Mlè 1854 für eine Gardeformation.

Gruß,
Thomas

22.08.11, 19:59:26

ulfberth

(Moderator)

"Bajonet Degen und dÈpee bajonet" könnte durchaus in die Richtung einer langen aufpflanzbaren zweischneidigen Griffwaffe weisen. Hingegen kann ich bei meiner Literatur den Begriff "Römischen Degen" nicht finden.

Ich würde empfehlen, die Anfrage an die Gesellschaft für Historische Waffen- und Kostümkunde e. V. zu richten.

Ein geeigneter Ansprechpartner ist hierbei Dr. Alfred Geibig, Direktor der Kunstsammlungen der Veste Coburg

Tel. 09561/879 – 41
Fax 09561/879 – 66

a.geibig@kunstsammlungen-coburg.de

Gruß

ulfberth




www.seitengewehr.de
22.08.11, 23:42:41

Baldur

(Mitglied)

Erstmal Dank für alle Beiträge.Danach ist meine Vermutung: Das in einer Zeichnung von ca. 1770 dargestellte Bajonet mit Holzgriff könnte dieser angesprochene Bajonet-Degen sein.

30.08.11, 10:53:19

Zietenhusar

(Supporter)

Das ist interessant. Das abgebildete Bajonett ist nicht länger als ein damals übliches Tüllenbajonett, oder besser gesagt, es ist ein Tüllenbajonett, auf dem allem Anschein nach ein zusätzlicher Holzgriff aufgesteckt werden konnte. Der Griff wird wohl ebenfalls eine Nase zum Einrasten haben, ebenso wie der Gewehrlauf, und erhält somit die Festigkeit am Bajonett.

Gruß,
Thomas

30.08.11, 12:29:13

corrado26

(Super-Moderator)

Dazu ein Auszug aus dem demnächst erscheinenden Buch zu sächsischen Kavallerie-Feuerwaffen:

Die Handfeuerwaffen wurden in dieser Zeit zumeist aus Suhl und Olbernhau bezogen. So lieferte der Waffenschmied Lorenz aus Suhl 453 Bajonette und im März 1686 wurden 500 Musketen mit Bajonetten – noch mit Luntenzündung - an das Regiment Herzog Christian ausgegeben. Bei den Bajonetten dürfte es sich um Spundbajonette gehandelt haben, denn erst ab 1687 geschahen bei der Infanterie Versuche an Luntenmusketen mit Tüllen, Kasten, eisernen und hölzernen Griffen an den Bajonetten .


Tüllenbajonett mit Holzgriff
Dreikantige Klinge mit flacher Innenseite und zwei gekehlten Außenseiten mit deutlichem Mittelgrat. Im Querschnitt achtkantiger Tüllenarm. Tülle mit einmal gebrochenem Gang und eingestecktem, an der Mündung mit Holzschraube fixiert. Holschraube mit konischem Gewindeteil und im Durchmesser die gesamte Tüllenmündung überdeckendem Schraubenkopf. Keine Marken.

Gesamtlänge 700mm, Klingenlänge 520mm, größte Klingenbreite 320mm, Tüllenlänge 80mm, Länge der Tülle mit Holzgriff 150mm, Gewicht 502g


Leider ist bis heute völlig unklar, wann und gegebenenfalls auf Grund welcher Reglement-Bestimmung das Bajonett zusammen mit dem Handgriff verwendet oder eingesetzt wurde oder werden sollte, oder ob es sich beim hier gezeigten Stück tatsächlich nur um ein Versuchsmuster handelt.

Gruß
corrado26


30.08.11, 12:54:52

Baldur

(Mitglied)

Beigefügt die Abb. eines Bajonet mit Holzgriff, welches von der Festung Wilhelmstein stammt. Gesamtlänge 675 mm, Bajonetlänge 605 mm, Länge der Dille 70 mm, größte Klingenbreite 27 mm.
Diese "Bajonet mit Holzgriff" lassen sich in den Inventarlisten zwischen 1791 und 1806 mit ca. 145 Stück nachweisen.

31.08.11, 21:12:18
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