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limone

(Super-Moderator)

Artillerie-Offiziersäbel eines Herrn H. Schmidt, Rossarzt im Feldartillerie-Regiment von Holtzendorff (1. Rheinisches) Nr. 8. Corps-Artillerie (aufgestellt 1816 in Saarbrücken).

Schön gearbeitetes Löwenkopf-Gefäß, sehr erhabene Griffbügelornamentik, Klingenätzungen "Mit Gott für Kaiser und Reich", Adler, Ranken, Fahnen...
Scheide geschwärzt mit zwei beweglichen Messingringen und asymetrischem, großen Schleppblech.

Leider weisen Klinge und Scheide an gleicher Stelle einen alt gelöteten Bruch auf; war es die Gattin des Rossarztes, die den Säbel übers Knie legte, leid, dienstlichen Zwängen stets hintanstehen zu müssen - war's der Rossarzt selbst, militärischer Obliegenheiten abhold oder später, seiner gesellschaftlichen und politischen Essentials beraubt oder gar der übermütige Sohn?

Wir wissen es nicht und erfreuen uns an dem schönen Stück!


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
30.12.07, 08:38:28

limone

(Super-Moderator)

Maße:

Klingenlänge: 80,0 cm
Scheidenlänge ohne Schleppblech außen gemessen: 85,4 cm
Scheidenlänge bis Ende Schleppblech: 87,4 cm



Und der Bruch:


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
30.12.07, 08:43:02

Zietenhusar

(Supporter)

Zitat von limone:
... und erfreuen uns an dem schönen Stück!


Hallo Limone,

in der Tat, die Freude an so einem einzigartigem Stück ist groß.
Ein offizieller Roßarztsäbel hatte, so glaube ich, eckige Parierlappen.

Nun interessiert mich, und darin bin ich wohl etwas eigen, die Art
der Klingenlötung. Bist Du bitte so nett und stellst eine Draufsicht
vom Klingenrücken dieser Stelle ein?

Gruß,
Thomas

30.12.07, 11:01:20

limone

(Super-Moderator)

Hallo Thomas,

danke für Dein Interesse: hier Bilder vom Klingenrücken und der noch nicht gezeigten Seite der Klinge.

Gruß Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
30.12.07, 11:18:35

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo Carsten,

vielen Dank für die weiteren Bilder. Jetzt noch eine Frage, um wieviel Zentimeter ist die Klinge kürzer als die Scheide und wie lang ist die Lötnaht am Rücken?

Ich hoffe, durch meine Fragen speziell zur Bruchstelle, nicht vom Thema abzulenken, aber diese "technischen" Details interessieren mich besonders.

30.12.07, 11:44:23

limone

(Super-Moderator)

Die Länge der Lötnaht am Rücken ist 15 - 16 mm.

Bei beiden Bruchstücken sind je zwei Zapfen Durchmesser ca. 3 mm herausgearbeitet, die in Löchern
beim jeweiligen Gegenstück sitzen (auf den Bildern schwach zu erkennen - Kreise mit Kreuz).

... oder eher zwei durchgehende Nieten.


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
30.12.07, 12:05:16

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo Carsten,

vielen Dank für die weiteren Angaben, die mich zu folgender Theorie kommen läßt: Klinge und Scheide wurden nicht durchbrochen, sondern eventuell durchschnitten.

Ein Bruch durch Überdehnung des Metalles hätte mit großer Wahrscheinlichkeit starke Verformungen im unmittelbaren Bruchbereich entstehen lassen, welche, auf einfache Weise jedenfalls, nicht wieder rückgängig zu machen wären. Es sei denn, das Klingenmaterial ist sehr spröde (hart) und bricht ohne große Verformungen.

Durch das Anschrägen der entgegengesetzten Seiten wird eine größere Fläche zum Verlöten der Klingenteile geschaffen, als es bei einer auf Stoß zusammengefügten Naht geschieht. Deutlich erkennbar sind auch noch zwei Metallstifte/-niete welche durch die Nahtstelle gehen und die Klingenteile fixieren.

Die angegebenen Maße lassen bei mir den Schluß zu, daß kein weiteres Klingenmaterial verloren ging. Gemessen an der Scheidenkörperlänge (also exclusive Schleppblech), ist die Klinge ursprünglich um die 84 cm lang gewesen. Durch das Abschrägen des Lötnahtbereiches auf ca. 1,5 bis 1,6 cm gehen etwa 3 bis 3,2 cm Klingenlänge ab.

Solche Sachen machen die ohnehin schon interessanten Waffen noch interessanter. Mal abgesehen davon, daß solche Säbel keine Kampfwaffen waren, wäre ein Einsatz im Kampf, mit dieser Art der Reparatur, durchaus eine Weile möglich gewesen.

Gruß,
Thomas

30.12.07, 12:44:57

limone

(Super-Moderator)

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine Einschätzung - ich liebe Dinge, die Geschichten erzählen!

Herzliche Grüße aus Kassel

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
30.12.07, 13:36:34

limone

(Super-Moderator)

Hier ein Foto von einem ähnlichen Säbelmodell am Pferd:

Oberstleutnant Lehners auf dem Übungsplatz Elsenborn, wenn man der Aufschrift auf dem Foto glauben darf.

@Mario: Im Hintergrund sind die mit den Lanzen freuen !

Grüße Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
08.01.08, 23:04:25

limone

(Super-Moderator)

Interessant ist die Säbelscheide auf dem Foto: geschwärzter Korpus mit zwei messingblanken Ringbändern, wie beim gezeigten Rossarzt-Säbel.

Das Foto wird also wahrscheinlich im Zeitraum zwischen der Anordnung zum Schwärzen der Säbelscheiden und der kurz danach erfolgten Präzisierung, dass Ringbänder und Ringe als zur Scheide zugehörig ebenfalls zu schwärzen sind, aufgenommen worden sein,

oder Herr Lehners war ein eher dickfelliger Typ!

Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
09.01.08, 03:46:36
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