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DAS FORUM FÜR SAMMLER & INTERESSIERTE
unter dem Dach der
Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
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Jaguar-12

(Mitglied)

Hallo Leute!
Vor ein paar Tagen zeigte ich meinem Besuch meine Blankwaffen und im Verlauf des Gespräches stellte mir jemand die Frage:” Hat der Kay (Sohn) auch Interesse an den Säbeln”?
Hat er nicht!!! Nun gebe ich die Frage mal an Euch weiter. Habt Ihr alle Nachkommen die sich für Euer Hobby interessieren und Eure großen und kleinen Sammlungen weiterführen oder doch zumindest in “Ehren” behalten?
Gruß aus dem verschneiten Lippe Peter

25.11.10, 22:47:32

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo Peter,

das Thema hatten wir heute in Kassel auch. Ich bin da völlig schmerzfrei. Wenn ich mal nicht mehr bin, dann sollen meine Erben zusehen, was sie damit machen (falls dann noch etwas vorhanden ist).

Meine Tochter (9) ist jedenfalls nicht uninteressiert. Dieses Interesse zu erhalten, bleibt an mir. Aber junge Leute haben grundsätzlich anderes im Kopf,und das ist auch gut so.

Gruß,
Thomas

25.11.10, 23:08:44

Murat

(Mitglied)

Hallo Peter,
dies ist ein Thema, das in Sammlerkreisen recht häufig diskutiert wird.
Leider scheint es so zu sein, jedenfalls in meinem Bekanntenkreis, dass der Nachwuchs entweder nicht vorhanden, oder aber meistens an dem Hobby wenig interessiert ist.
Die angedachte Möglichkeit, seine Sammlung einmal einem Museum zu übereignen kann man getrost vergessen.
Die Tatsache, in welch desolatem Zustand die dort eingelagerten Stücke teilweise jahrelang in den oft feuchten Depotkellern vor sich hin gammeln, anstatt einem interessierten Publikum zugänglich gemacht zu werden, lässt einen schon fast verzweifeln.
Außerdem scheint in manchen Museumskreisen, neben fehlendem Fachwissen und Geldmangel wohl auch sehr oft unterschwellig die Tendenz vorzuherrschen, dass es den „bösen“ Waffen ganz recht geschieht, wenn sie in irgendeiner Ecke verrosten.
Sicherlich gibt es hier und da wohl die eine oder andere löbliche Ausnahme, aber solange ein so wertvolles Kulturgut generell aus falsch verstandenem Gutmenschentum verteufelt wird, besteht wohl kaum Hoffnung, dass sich hier etwas zum Besseren wendet.
Gruß

Murat
,



26.11.10, 07:48:16

fritz1888

(Moderator)

Hallo Peter,

Ein interessantes Thema. Ich schließe mich Murats Meinung an: An ein Museum würde ich meine Sammlung im Moment auch nicht geben.
Die Idee, dass andere Sammler an Stücke kommen, die lange Jahre in meiner oder einer anderen Sammlung waren, gefällt mir eigentlich ganz gut.
Man sollte allerdings dokumentieren, was man da gesammelt hat und vielleicht auch welcher Händler/Auktionshaus die Sammlung seriös veräußern könnte. Die Erben freuen sich wahrscheinlich über den warmen Regen. Ein bisschen morbide ist der Gedanke ja schon...
Schön ist es natürlich, wenn der Nachwuchs Interesse zeigt, aber aufdrängen sollte man es auch nicht. Ganz sachte heranführen und früh anfangen... siehe Bild (damit es nicht ganz so morbide ist ;-)
Viele Grüße aus London,
Peter


26.11.10, 23:20:19

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo Peter,

um das Thema anzuschubsen, was schlägst Du denn als Alternative zum Vererben vor?

Gruß,
Thomas

05.12.10, 11:54:33

Jaguar-12

(Mitglied)

Hallo Thomas!
Ich habe mit einer Antwort extra gewartet um zu sehen was da noch kommt. So wie ich die Sache sehe ist aber noch Niemanden etwas eingefallen.
Der Gedanke das meine Bemühungen über Jahre letztendlich auf irgendeinem Verkaufstresen verhökert werden gefällt mir gar nicht. Nichts gegen Händler, bin selber selbständig! Nur so ein Bauchgefühl. Ich war 12 Jahre Soldat und habe überlegt meine Waffensammlung dem Casino zu überlassen. Da wären sie dann wieder in einem Umfeld wo man zu Waffen kein so gestörtes Verhältnis hat wie im zivilen Bereich. Frage mich aber mittlerweile bei der ständigen Verringerung der Personalstärke und den damit verbundenen Kasernenschließungen wo meine Waffen letztlich bleiben. Also Ratlosigkeit auf der ganzen Linie!!!!
Gruß Peter

05.12.10, 18:11:12

Michael04

(verstorben)

Hallo Forum,
meine Sachen werden der Öffentlichkeit in einem Museum zugänglich gemacht.
Hier lege ich das in die Hände eines privaten Fördervereins wo ich glaube das Interesierte Menschen zugriff auf die Stücke erhalten und Pflege und bewahrung in nicht Staatlichen händen ist und damit gewährleistet wird.
Am anfang aller Sammelleidenschaft stand das Bedürfniss an alle zu errinnern die den Waffen davor und dahinter standen und dadurch Ihr Leben in die eine oder andere richtung "erzwungen"wurde.
Alle sollen sehen mit welsch martialischen Mittel das geschehen ist !


Grüße Michael

05.12.10, 19:08:01

Zietenhusar

(Supporter)

Man darf nicht zwingend erwarten,

daß es innerhalb der Familie Nachfolger und Pfleger des eigenen Hobbys gibt. Wir sind Sammler und teilweise auch Wissensvermittler, aber keine dauerhafte Institution mit nicht endenden finanziellen Säulen. Dann ist es doch so, daß man als junger/jüngerer Mensch alles etwas schrullig findet, was die Alten so anhimmeln.

Eher findet man Interessenverwandte außerhalb der Familie. Ich meine, bis zu einen bestimmten Punkt sollte ein Nachlaß in der eigenen Familie bleiben auch wenn dieser nachher zu Geld gemacht wird. Hat man keine Nachkommen, oder die Erben haben keine finanzielle Absicherung nötig, kann man die Sammlung auch anderweitig vererben. Aber dann sollte man sich nicht allzu sicher sein, daß die Hinterlassenschaft auch so gewürdigt wird, wie man selber es tat. Es gibt genug Sachen, die hintenrum versenkt, oder verscherbelt wurden, wo sich die Erblasser im Grabe 'rumdrehen würden.

Ein Sammlerfreund hat, vor nicht allzu langer Zeit, seine komplette Sammlung an einen anderen Sammler verkauft. Alle Sachen kamen in eine Hand, zu einem Preis, der keine Spekulationen zuließ. Warum? In seiner Familie gibt es niemanden, der sich dafür interessiert und er möchte, daß seine Sammlung nicht zerrissen und verhökert wird, wenn er nicht mehr ist. Der Haken an der Sache ist nur, er hat sich vor seinem Ende von allem getrennt. Das fiel ihm sehr schwer. Allerdings, einen Abnehmer für alles begegnet einem nur einmal im Leben, falls überhaupt.

Peter, was soll man Anraten? Entweder kommt die Sammlung einem interessierten Erben zu, oder es teilen sich die Erben den finanziellen Erlös daraus. Oder Du vermachst alles jemanden außerhalb der Familie. Das dann entweder als Verkauf, Vererbung (Stichwort Pflichtteilsanspruch!) oder als Geschenk zu Lebzeiten (lebzeitige Verfügung*). Vertrauen auf eine bedingungslose Nachfolge kann man aber nie verlangen.

Gruß,
Thomas

*) Der Plan geht nur auf, wenn zwischen den lebzeitigen Verfügungen und dem Tod des Schenkenden mindestens zehn Jahre liegen. [...] Das bedeutet: Alles, was der Erblasser in den zehn Jahren vor seinem Tod verschenkt, können die Pflichtteilsberechtigten – zumindest in Teilen – in Geld ersetzt verlangen. Quelle http://www.focus.de/finanzen/recht/tid-7202/testamente_aid_130372.html

05.12.10, 19:59:23

mario

(Administrator)

Zitat von Jaguar-12:
Habt Ihr alle Nachkommen die sich für Euer Hobby interessieren und Eure großen und kleinen Sammlungen weiterführen




NEIN.
Meine Frau und meine Kinder kennen genug von meinen "Leidensgenossen", sollte ich vor Ihr gehen werden die Teile bestmöglichst verkauft und gut.(falls überhaupt noch Interesse daran besteht) Vielleicht verliere ich ja selber mal die Interesse und verhöckere sie. Was hätten wir für eine Sammlung, wenn es nicht so wäre?
Gruß Mario


123
05.12.10, 21:03:10

fritz1888

(Moderator)

Noch ein kurzer Nachtrag.
Ich hatte vor 10 Jahren die Gelegenheit, in einem Museum zu arbeiten. Und zwar in England, wo - wie ich behaupte - die militärischen Traditionen etwas höher geschätzt werden als in Deutschland und wo die Berührungsängste viel weniger ausgeprägt sind.

Das Museum war das National Army Museum in Chelsea, also eines der drei großen militärhistorischen Museen im Lande, staatlich gefördert und reichlich bedacht/beschenkt von Veteranen und militärnahen Einrichtungen. Zu dem Zeitpunkt hatte das Museum noch eine eigenständige Blankwaffenausstellung, die aber leider mittlerweile einer neuen Ausstellung Platz gemacht hat. Dort hing nur ein kleiner Teil der Blankwaffen, die das Museum im Depot hat und ein weiterer kleiner Teil wurde benutzt, um Figurinen in der Hauptausstellung zu komplettieren.

Der Großteil lag und stand im Depot. Zwar trocken, aber “ungeliebt”. Viele der Blankwaffen waren dem Museum “vererbt” worden und zum Teil hatten die seit 20 Jahren niemand in der Hand. Gebinde wurden lediglich geöffnet, um Inventarnummern anzubringen und manche Gebinde waren noch nie geöffnet. Auch einen öligen Lappen hatten die wenigstens gesehen.

Als junger Student hatte ich viel Spaß, die verschiedenen Waffen zu inspizieren, katalogisieren und auch ein bisschen zu pflegen. Ein Budget für Reparaturen gab es nicht und nur in besonderen Fällen konnte ich den museumseigenen Büchsenmacher dazu überreden, ein bisschen Hand anzulegen.

Was ich hier veranschaulichen will ist dies: Auch militärhistorischen Sammlungen fehlt oft das Geld und das Personal, um sich um Objekte außerhalb der Ausstellung zu kümmern. Ans Tageslicht kommen nur die wenigsten Stücke und bleiben deshalb auch der Öffentlichkeit verborgen. Mit Glück werden die Waffen ein bisschen gepflegt, aber Sammlerleidenschaft sollte man nicht erwarten.

Ich will niemandem davon abraten, seine Sammlung an ein Museum zu geben, aber die Zustände in der Museumslandschaft wurden ja schon angesprochen und Waffen sind ja immer noch einmal ein Sonderthema. Der Nachwelt/Öffentlichkeit/Sammlergemeinde wird dadurch nicht unbedingt besserer Zugang gewährt. Zum Glück gibt es einige Museen, die Ihre Bestände zugänglich machen und die auch Forschungsprojekten gegenüber nicht abgeneigt sind. Also es besteht Hoffnung!

Peter, Deine Idee, die Sammlung an die Kameraden zu geben finde ich toll. Vielleicht macht man da eine Auflage, dass bei einer evtl. Auflösung/Verkleinerung der Einheit die Sammlung komplett an eine Bundeswehrsammlung (Dresden/Koblenz…) gegeben wird.

Das letzte Wort ist sicher noch nicht gesprochen und am Ende muss jeder diese Entscheidung für sich selber treffen. Mitnehmen können wir unsere besten Stücke nicht, auch wenn Grabbeigaben eine sehr lange Tradition haben zwinkern

Peter


06.12.10, 21:15:53
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