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limone

(Super-Moderator)

Hessen-Kassel 1796 - Schneiderrechnung Faehndrich von Hesberg

Am 27. Oktober 1796 erhält der "Herr Faehndrich von Hesberg, Hochwohlgeb." vom Schneider Martin Voelzel in Cassel die Rechnung über die Anfertigung einer Uniform.

Gemäß Rechnung begann die Anfertigung der Uniform am 2. April 1796;
"Den Rest obiger Rechnung baar empfangen bescheinigt dankbar Cassel, d. 10. Apr. 1797 M. Voelzel"

Nach erstem Augenschein kommen nach der Farbgebung der verwendeten Stoffe (wollblau, ponceau-rot, weiß leinen) neben den Hessen-Cassel'schen Garde-Infanterie-Regimentern noch weitere Infanterie-Regimenter und die Artillerie in Frage.

Siehe hierzu auch:

Hochfürstlich Hessen-Casselischer Staats- und Adress-Calender auf das Jahr Christi 1774, Cassel,
Uwe Peter Böhm: Hessisches Militär - Die Truppen der Landgrafschaft Hessen-Kassel 1672-1806, hrsg. i.A.d. Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V. Beckum, 1986,
Rudolf Witzel: Hessen-Kassels Regimenter in der Alliierten Armee 1762, Norderstedt 2007.


Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
10.05.10, 01:43:48

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo Carsten,

weißt Du zufällig, welche Währung Cassel damals hatte?

Gruß,
Thomas

10.05.10, 03:43:32

limone

(Super-Moderator)

Hallo Thomas,

in der Landgrafschaft Hessen-Kassel wurde 1797 nach Thalern Courant zu 32 Albus zu 12 Heller oder zu 24 Groschen zu 16 Heller gerechnet.

Weiterführende Informationen u.a. hier.


Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
10.05.10, 14:29:32

limone

(Super-Moderator)

"Die Familie von Heßberg [auch: "Hesberg" - Anm.] ist ein fränkisches Adelsgeschlecht mit Ursprung im heute thüringischen Raum. Der früher in Hessen landsässige Teil der Familie gehört bis in die Gegenwart zur weiterhin bestehenden Althessischen Ritterschaft." (wikipedia.org)

Folgend ein Auszug aus dem amtlichen Straßenverzeichnis der Stadt Kassel.

Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
10.05.10, 17:35:39

limone

(Super-Moderator)

Die Münzwerte der Landgrafschaft Hessen-Kassel


Die drei Ziffern der Zahlbeträge in der obigen Rechnung sind wie folgt zu lesen:

2.24.8. = 2 Reichsthaler (Rthlr.), 24 Albus (Alb.), 8 Heller (Hlr.)


Heller
Die erste Kupfermünze Deutschlands, ursprünglich der Pfennig der Reichsmünze zu Schwäbisch-Hall und daher Haller oder Häller, lat. Hallenses genannt. Er wird seit dem 16. Jh. zur Scheidemünze im Wert von 6 Pfennig.

Albus
Der denarius albus oder Weißpfennig bezeichnet eine hochhaltige Silbermünze, die vermöge ihres Feingehaltes weiß ist und bleibt. Er ist eine Groschenart, die um die Mitte des 14. Jh. am Niederrhein zur Hauptsilbermünze wurde und dies fast 2 Jahrhunderte bis zum Aufkommen der Taler blieb.

Von ihm stammt als selbständige Münze der Hessenalbus ab: seit 1575 mit Wappen-Helm und der Inschrift ALBUS NOVUS HASSIAE, 1,84 g schwer und mit 0,83 g Silbergehalt. Er zeigt seit 1592 den hessischen Löwen-Helm, auch das Monogramm der Landgrafen. Nach der Kipperzeit 1619/22 hält er den Wert von 1/32 Taler, seine Prägung wird seit Anfang des 18. Jh. geringer und hört mit Anfang des 19. Jh. ganz auf.

Seit 1750 werden viel mehr 8-, 4- und 2-Albusstücke geprägt als einfache, das Albusgeld wird von da an allmählich verdrängt von dem einfachen und doppelten Gutengroschen zu 1/24 und 1/12 Taler. Seit 1761 trägt er die Beschriftung HESSENALBUS, bis 1778 geprägt = 9 Pfg.

Reichstaler
Seit 1518 haben die Grafen Schlick in Böhmen aus ihrem Joachimstaler Bergsilber Guldengroschen geprägt, die "Joachimstaler" genannt wurden und zuerst 27,20, seit 1534 – 26,31 g Silber hielten. Aus der Abkürzung dieses Namens entstand dann die allgemeine Bezeichnung Taler, während die Benennung "Reichstaler" wiederum von dem auf der Rückseite der Münze eingeprägten Bild des Reichsadlers herrührt.

Die Vorderseite des Reichstalers wie auch des Reichsguidiners trägt die Bilder der Fürsten oder die Schilde der Städte, während die Rückseiten verschieden sind: neben dem Reichsadler trägt der in Norddeutschland umlaufende Reichstaler auf der Rückseite keine Wertangabe, während der in Süddeutschland umlaufende Reichsguidiner die Zahl 60 der Kreuzerwährung nennt.

Da die andauernden Kriege große Geldmengen erforderten, half man sich so, daß man die Taler in geringhaltiges Kleingeld umprägte und dadurch ein nominell größeres Quantum Geld geschaffen wurde. Infolgedessen wurde seit der Mitte des 18. Jh. der alte Reichstaler überhaupt nicht mehr hergestellt.

"Thaler Courant" - Kurantmünze

(Vgl.: Friedrich Frhr. von Schrötter: Wörterbuch zur Münzkunde, Berlin/Leipzig 1930)


Auf den Fotos eine Auswahl Hessen-Kassel'scher Münzen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts sowie das Wasserzeichen "WILHELM IX." im Papier der obigen Rechnung.


Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
10.05.10, 20:02:06

limone

(Super-Moderator)

Die vollständige Schreibweise:

"10 Rthlr. 14 Alb. 4 Hlr."

ist unten im Bild dargestellt. Es handelt sich um den Auszug aus einem "Steuerbescheid" des Landgrafen Friedrich II. zu Hessen (-Cassel) an den "Cantzler" Goeddaeus aus Betzigerode, datiert "10ten Junii 1774".

Betzigerode ist heute ein Ortsteil von Bad Zwesten im Schwalm-Eder Kreis und gehört zum Regierungsbezirk Kassel. 1773 ließ Ernst-Ludwig von Heßberg dort eine kleine Kapelle bauen (Gut Zwesten war seit 1611 im Besitz der Adelsfamilie Heßberg).

In diesem "Steuerbescheid" taucht eine weitere Währung auf, der "Schreckenberger". Näheres dazu:

Hier klicken.

Wer "Schreckenberger" oder "Albus" in "Gulden (Fl.)", "Batzen" oder "Gute Groschen (gGr.)" umrechnen, etwas über den Unterschied zwischen Zählmark, Gewichtsmark und Geldmark erfahren und "sich in die Welt der Ökonomen, Kaufleute und Mathematiker, aber auch der Beutelschneider, Betrüger und Hasardeure" begeben möchte, ist hier richtig (... "1 feine Kölner Mark = 4 Ferto (Ferding, Vierdung) = 8 Unzen = 16 Lot á 18 Grän" ...).


Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
13.05.10, 00:06:30

limone

(Super-Moderator)

Hessische Münzen und ihre Werte zusammengefasst:

1 Gulden (fl., von "Florentiner Goldgulden") = 26 Albus (Weißpfennig – denarius albus – im Unterschied zum schlechten schwarzen Wittpfennig)
1 Gulden = 56, später auch 60 Schillinge (ß). Um 1460 galt 1 fl. = 3 Pfd. Pfg.
1 Steuergulden = 27 Albus
1 Kammergulden (cfl.) = 26 Albus


Der Reichstaler wurde 1735 von den hessischen Behörden
als Rechnungseinheit eingeführt.

1 Reichstaler (rt.) = 32 Albus
1 Reichstaler = 24 gute Groschen bzw. 24 Groschen (Gold)
1 Taler = 30 Silbergroschen (seit 1821 in Preußen)
1 Hessentaler (19. Jhdt.) = 30 Silbergroschen = 1 Frankfurter Gulden
1 Albus (alb.) = 12 Heller (h.)
1 Albus = 12 Pfennig = 2 Schilling


Ab 1834 ersetzte der Gute Groschen den Albus.

1 Kopfstück = 4 Heller
½ Pfd. Silber = 1 Mark
1 Denar (d) = 1 Silberpfennig oder Weißpfennig
1 Schilling (ß) = 6 Weiß- oder Silberpfennig
20 Schillinge = 1 Pfund Pfennig = 10 "böhmische" Groschen (boh.)
1 Groschen = 4 Pfennig
1 Silbergroschen (19. Jhdt.) = 1 Albus = 12 Heller (auch 15 Heller)
5 Silbergroschen = 4 gute Groschen
1 guter Groschen = etwa 16 Heller
1 Scherf = ½ Silberpfennig ("Scherflein")
1 Pfund (327,45g Silber) = 20 Schillinge = 240 Pfennige

[Verein für hessische Geschichte und Landeskunde Kassel 1834 e.V.]


Fotos hessischer Münzen sowie dynastischer und regionaler Nebenlinien bis 1866 findet man bei: >http://www.numisnota.de.<

Damit dürfte alles klar sein.


Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
10.12.11, 18:26:51
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