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genkideskan

(verstorben)

Hallo,

weiss zufällig jemand wie viele Zündnadelpatronen der preussische Kavallerist in seinem Kartuschkasten hatte?

21.02.10, 18:39:48

ulfberth

(Moderator)

Quelle:
Paul Pietsch; Die Formations- und Uniformierungs-Geschichte des preußischen Heeres, Berlin 1913 und in der 2. Auflage Hamburg 1963-1966.

Kartusche mit Bandelier
Die schwarzlederne Patronentasche oder Kartusche der Kavallerie hatte früher einen Holzeinsatz mit Löchern für die Patronen. Über deren Zahl schwanken für die mit Karabiner und Büchsen be-waffneten Leute die Angaben zwischen 18 und 22, während die lediglich mit Pistolen versehenen in der Regel 12 Patronen führten. Seit der Perkussionierung der Waffe 1850 wurde der Holzkasten aus einem Stück gemacht. Für die Reserveteile und die Zündhütchen brachte man an der Vorderwand eine kleine Ledertasche an. 1867 fiel zufolge A.K.O. vom 25. 4. der Einsatz fort und es wurden statt dessen Leder¬hülsen befohlen, und zwar bei den mit Pistole bewaffneten für 10, bei den mit Karabinern 20 Patronen. Die Zündhütchen der Pistolen blieben in kleiner Vordertasche. Allgemein wurde seitlich oben am Deckel, der übrigens nicht mehr, wie bisher, am Boden durch Lederknopf oder Schnalle, sondern Messingknopf geschlossen war, ein Stück Leder angesetzt, um die Munition besser zu schützen.
Zum aptierten Chassepot und Karabiner 71 trug man 20 Patronen in der Tasche ...


Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
21.02.10, 23:19:19

genkideskan

(verstorben)

Vielen Dank,
das ging ja schnell - hatte selber schon in Waffenvorschriften und Feldtaschenbüchern gesucht,
ja um den Pietsch kommt man wohl nicht herum.

Vielen Dank und beste GRüsse

22.02.10, 09:53:55

genkideskan

(verstorben)

Ich habe erfolglos versucht etwas über den Entladestock herauszubekommen. Auch über die Trageweise. Die Ladestöcker für die Vorderlader Karabiner und Pistolen hingen ja am Bandelier.
Hat da einer eine Idee oder eine Abbildung zum Entladestock des Zündnadelkarabiners?

27.05.10, 19:43:25

limone

(Super-Moderator)

"Seit Ende der vierziger Jahre wurden für den Pistolenladestock außen auf dem Deckel zwei schwarze Schlaufen genäht (Abb. 94/5), desgleichen nach Bekleidungs-Reglement vom 28.10.1855 für den Ladestock des Karabiners bzw. Entladestock der Zündnadelwaffe. Diese Schlaufen ließ die kriegsm. Verordnung vom 28.10.1888 in Fortfall kommen."

(Pietsch ( zwinkern ) Bd. II, S. 40)


Da die Pietsch'sche Abb. 94/5 wohl noch dem Urheberrechtsschutz unterliegt, folgend behelfsweise eine gemeinfreie Zeichnung, die das Prinzip verdeutlicht:

"Angriff preußischer Cavallerie auf französische Infanterie in der Schlacht bei St. Quentin am 19. Januar" (1871)
(Bildausschnitte)

(Aus: Illustrirte Kriegs-Chronik, Gedenkbuch an den Deutsch-Französischen Feldzug von 1870-1871, Leipzig 1871, S. 280f.)


Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
28.05.10, 00:55:44

genkideskan

(verstorben)

Na das ist doch mal was. Vielen Dank.
Ich habe eine PN geschrieben ....

28.05.10, 16:59:21

corrado26

(Super-Moderator)

Ein originaler Ladestock für die Pistole M1850 ist bei Reckendorf, "Die Militär-Faustfeuerwaffen des Königreichs Preußen" auf S. 55 und in DWJ 6/2007, Lander, "Preußische Kavalleriepistole M 1850", S.79 abgebildet. Es ist zu beachten, dass dieser relativ kurze Ladestock mit Ringöse mit der Einführung der Pistole M 1850 in die Truppe kam, zu einem Zeitpunkt also, als es noch keinen ZN-Karabiner M/57 gab! Weiterhin ist anzumerken, dass die mit Perkussionskarabiner ausgestatteten Reiter nur den Karabinerladestock am Bandelier besaßen und diesen auch für die Pistole benutzten, der Pistolenladestock aber nur für die Leute vorgesehen war, die keinen Karabiner führten (nach AKO vom 13.11.1851 trugen Kürassiere und Ulanen nur noch eine Pistole, Dragoner und Husaren dagegen nur Karabiner - deren Unteroffiziere und Trompeter nur Pistole).

Wie man unschwer erkennen kann, ist dieser Ladestock aus der Zeit vor Übernahme des ZN-Karabiners eindeutig zu kurz, um als Putz- und Entladestock für den ZN-Karabiner M/57 verwendet zu werden. Die Pietsch-Abbildung zeigt zwar einen etwas längeren Stock, aber auch die dort unterstellte Länge dürfte für den Karabiner sicherlich nicht ausgereicht haben. Leider habe ich bis heute nichts Adäquates gesehen!
Gruß
corrado26

29.05.10, 09:27:12

genkideskan

(verstorben)

Pietsch bildet ja die Tasche Model 1850 mit Bandelier M/1848 ab. Dann die Tasche Modell M/1881 für Reichsrevolver.
Unsere gesuchte Tasche ist nicht dabei, es sei denn die M/1850 wurde für Zündnadelkarabiner verwendet oder umgebaut.
genaugenommen fehlen da genaue Angaben. Auch zur Trageweise und dem Sattelzeug des ZN Karabiners M/57 gibt es wenig.
Die Strichzeichnung zeigt ja eindeutig mit ZN Karabinern bewaffnete Husaren. Der gezeigte Stock ist in der Tat etwas kurz.

29.05.10, 16:23:21

limone

(Super-Moderator)

Zitat von genkideskan:
Die Strichzeichnung zeigt ja eindeutig mit ZN Karabinern bewaffnete Husaren. Der gezeigte Stock ist in der Tat etwas kurz.


Dafür ist der Karabiner "etwas lang" - wie das bei solchen Zeichnungen, die ja wohl schwerpunktmäßig etwas anderes, als Uniform- und Bewaffnungsdetails zeigen wollten, so ist...

Grüße

Carsten


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29.05.10, 17:49:43
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