B L A N K W A F F E N
DAS FORUM FÜR SAMMLER & INTERESSIERTE
unter dem Dach der
Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
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scout

(User)

Hallo miteinander!

Ich bin neu hier. Vielen dank für die unproblematische Aufnahme. Ich will mich auch nicht lange mit der Vorrede aufhalten.
1. ich bin kein Blankwaffen- Fan nur
2. aus einem nachlaß ist mir da was in die Hände gefallen von dem
3.ich nicht weiß, worum es sich handelt (Alter, Herkunft,Vergleicsinformationen, ggf. möglicher Erlös)

4. Könntet Ihr mir weiterhelfen ?

Hier einige Bilder. Bemerkenswert sind u.a. die Gravuren auf der Klinge und der "Stempel I_S_S_B" am Griff.

ich bin schon auf Eure fachlichen Meinungen gespannt!

viele grüße

scout, immer auf der suche!

09.02.10, 16:50:53

scout

(User)

ich bins nochmal, scout

ich habe mich inzwischen bei Euch ein bischen umgesehen und möchte nun die Fragen beantworten, ohne deren Antworten bei der Bestimmung nichts geht:

Gesamtlänge, ohne Scheide: 67,5 cm
Klingenlänge (gerade gemessen, bis zum Griff):54 cm
Klingenbreite am Griff: 2 cm
Klingenstärke am Griff, Rücken der Klinge: 7mm
Klingenstärke an der Fehlschärfe: 2-3mm
Hersteller- oder andere Zeichen: blätterartige Gravuren auf der Klinge, siehe Bilder
Buchstaben- Zahlenstempel: I S. S. B. auf der Scheidenbreite am Griff, wobei 2 Zeichen nebeneinanderstehen, die beiden anderen darunter. Alle vier Zeichen sind in einem gravierten Viereck untergebracht, zwischen den ersten beiden Zeichen ist ein kleiner Pfeil Rtg. Spitze eingraviert
Material des Griffs: Horn oder Elfenbein, sowie Messing

Der Zustand der unbekannten Waffe ist relativ gut. Auf der Klinge sind Narben durch entfernten Rost zu sehen, der Griff ist leicht locker, da sich offensichtlich der Niet, der den Griff zusammenhält leicht gelockert hat.

Könnt Ihr was damit anfangen?

Vielen dank für eine Nachricht

scout


11.02.10, 09:10:10

thüringer

(Mitglied)

Hallo Scout,

vielen Dank für die nachgereichten Infos. Zu meinem Bedauern muß ich gestehen, daß ich mit dieser Ecke der Blankwaffen kaum was anfangen kann.
Der Griff mit den drei Messingnieten sieht jagdlich aus, das Material wird geschliffenes Hirschhorn sein, für Elfenbein ist es zu grob gemasert. Die Klinge scheint mir von einem Degen zu sein, stark verkürzt. Mit den Buchstaben auf der Fehlschärfe kann ich leider nichts anfangen, vielleicht eine Hersteller oder Händlersignatur.
Für mich (als Laien) sieht es wie eine Zusammenstellung verschiedener Teile aus, wobei die Montage schon früher statt gefunden haben könnte.
Ich hoffe, daß die Spezialisten Dir besser helfen können.

Tschüß
Roland


Hüte Dich, alles zu begehren, was Du siehst,
alles zu glauben, was Du hörst,
alles zu sagen, was Du weißt
und alles zu tun, was Du kannst.
11.02.10, 11:38:51

ulfberth

(Moderator)

Moin scout,

das ungewöhnliche „Seitengewehr“ in dürfte eine Komposition aus einer gekürzten älteren (abgebrochenen?) Degenklinge mit einem Hirschfängergefäß sein.

Leider erlaubt dies keine genauere zeitliche oder lokale Zuordnung. Die Klinge kann durchaus Ende 18tes Jahrhundert sein, während das Gefäß in dieser Form teilweise noch bis ins 20te Jahrhundert Verwendung fand.

Gruß

ulfberth



www.seitengewehr.de
11.02.10, 13:35:19

dete

(Mitglied)

Hallo!
Ein ähnliches Teil wird im Visier (6/88) beschrieben als: Seitengewehr des Deutschen-Freiwilligen-Automobil-Korbs. Da ich vor 25 Jahren solch ein sogenannten Fahrtendolch besaß, kam mir der Artikel wieder in den Sinn.

Deal

11.02.10, 18:20:11

ulfberth

(Moderator)

Hallo dete,

wobei die Dolche des bayerischen und preussischen Freiwilligen Automobilkorps sich durch ihre Konstruktion eher an den vergleichbaren Stücken der Seeoffiziere orientierten.

Wir haben hier ebenfalls ein Kreuzstück mit Parierstangen, charakteristisch ist aber beispielsweise die darunter befindliche Stoßplatte.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
11.02.10, 19:34:14

blacky21

(Mitglied)

Hallo dete,
der hirschfänger ist eindeutig jagdlichen Ursprungs.Diesen Hirschfängergriff findet man auch auf Feuerwehrseitenwaffen.Das Seitengewehr des D.F.A.C. sieht doch etwas anders aus.Zu dem was Ulfbert sagte,möchte ich noch hinzufügen: Stoßplatte palmettenförmig,eichelförmige Abschlußschraube,Klinge mit floralen u.milit.Ätzungen.

12.02.10, 10:21:31

Schwertfeger

(Mitglied)

Ausweislich des Artikels im Visier und der Zeitschrift für Heereskunde (Nr. 335/1988 und 348/1990) gab es beim Automobil-Korps zwei Muster.

Dem älteren Muster ähnelt der hier oben gezeigte Hirschfänger. Dieser hier ist, was schon meine vorherigen Schreiber feststellten, aber nicht dem Automobil-Korps zuzuordnen.

Das jüngere Muster ähnelt, wie ulfberth schon ausführte, in der Grundform dem Dolch der Seeoffiziere. Aber auch zwischen diesen gibt es deutliche Unterschiede, die ich jetzt hier aber nicht aufzeigen will, da die Ausgangsfrage in andere Richtung zielt.

Gruß

Schwertfeger


"Suum cuique" (Cicero: Jedem das Seine; Devise des Schwarzen Adler Ordens)
13.02.10, 13:17:28

scout

(User)

Hallo miteinander,

Also zu allererst: Ich bin so ziemlich beeindruckt von Eurer Analyse, die die von mir bebilderte Stichwaffe hervor gebracht hat. So eine detailierte Beschreibung der Herkunft habe ich mir nicht vorgestellt. Erstklassige Recherchearbeit aus meiner Sicht und besten Dank für Eure Mühe. Wie schon gesagt, ich bin von den Socken...............

Wie gehts jetzt für mich weiter? Behalten möchte ich das Stück nicht. Also suche ich einen Interessenten. So wie ich Euerm Forum entnommen habe, gibts gewisse Regeln, die Aussagen über Wertigkeiten von Samlerstücken verbieten. Daran werde ich mich natürlich auch halten. Solltet Ihr jemanden kennen, der ein gewisses Interesse am Erwerb hat, könntet Ihr demjenigen meine email- adresse zukommen lassen. Ggf. werden sich ja dann Sammler finden, die ein Gebot abgeben.

Noch einmal : vielen herzlichen Dank und.... obwohl ich kein Sammler bin, war die "reise" in die Geschichte " meiner Blankwaffe auch für mich höchst interessant.

schönen Sonntag ringsherum

scout

14.02.10, 10:51:43

Jagdsammler

(Moderator)

Hallo,
dies ist zwar schon etwas älter, aber ich möchte hier noch einmal kurz zusammenfassen:

Bei dem Stück handelt es sich um einen Hirschfänger aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts bei welchem eine militärische Klinge weiterverwendet wurde.
Dies ist insbesondere in jener Zeit kurz nach den Napoleonischen Kriegen nicht verwunderlich, da ja eine große Anzahl Klingen zur Verfügung stand.
Eine Zweitverwendung militärischer Klingen in Jagdwaffen wurde allerdings auch früher schon praktiziert.
Der Klingenhersteller allerdings sagt mir leider auch nichts.

Alles in Allem ein gutes rund 200 Jahre altes Stück Jagdgeschichte.

Gruß vom Jagdsammier

25.06.17, 22:49:29
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