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Zietenhusar

(Supporter)

Für Company- und Stabsoffiziere.
Es handelt sich um einen Paradesäbel, klein, leicht und in der Herstellung absolut unaufwendig. Äußerlich europäischen Säbeln ähnlich, erinnern nur die stilisierten Kirschblüten am Gefäß und die Klingenspitze an den japanischen Ursprung. Tragezeit wahrscheinlich Taishō (1912 - 1926), da lege ich mich aber noch nicht fest.

Gefäß: Messingguß, vergoldet
Hilze: Kunstharz
Wicklung: dreifach, zwei glatte Messingdrähte und dazwischen ein verdrillter Messingdraht mit Oberwicklung

Gesamtlänge: 900 mm
Säbellänge: 860 mm
Klingenlänge: 737 mm
Klingenbreite: 20,5 mm
Klingenstärke: 4 mm

21.11.09, 20:54:03

Zietenhusar

(Supporter)

Verchromte Klinge, beidseitig mit schmaler flacher Hohlbahn.
Klingenspitze nahe der traditionellen Form japanischer Schwerter. Im Chrom ist eine Hamon (Härtelinie) angedeutet. Das hat natürlich nichts mit den echten Härtelinien japanischer Schwerter zu tun.

Verchromte Stahlblechscheide mit zwei stromlinienförmigen Scheidenbändern und zwei Trageringen. Asymetrischer Schlepper. Mundblech, außenseitig mit einer Schraube befestigt.

21.11.09, 21:05:13

Zietenhusar

(Supporter)

Detail Griffwicklung und Trägerfoto.

21.11.09, 21:11:03

tsushima1905

(Mitglied)

Hallo Zietenhusar,
ein schönes Beispiel für einen Kyu Gunto Paradesäbel Modell 1886. Stücke dieser Art wurden bis 1945 vom Offiziersanwärter bis zum Hauptmann (bzw. dem jap. Äquivalent) getragen, das genaue Jahr der Herstellung läßt sich nur schwerlich ermitteln. Es ist schön, daß noch der untere Tragering vorhanden ist. Die meisten gingen, da nur aufgesteckt, im Laufe der Jahre verloren. Auch dieser läßt sich bestimmt lösen (evt. etwas fest durch Putzmittel oder Korrosion). Auf dem amerik. Markt kosten solche Stücke je nach Erhaltung 120 - 200 $ mit Tendenz leicht nach oben. Vielleicht schaffe ich es irgendwann auch einmal, einige Stücke aus meiner Sammlung einzustellen ...

Schöne Feiertage & Jahreswechsel allen DBF - Mitgliedern !
tsushima1905

25.12.09, 13:28:03

Zietenhusar

(Supporter)

Zitat von tsushima1905:
Vielleicht schaffe ich es irgendwann auch einmal, einige Stücke aus meiner Sammlung einzustellen
Hallo tsushima1905,

das würde mich riesig freuen!

Gruß,
Thomas

25.12.09, 19:45:03

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo tsushima1905,

ich bin gerade über den Hinweis gestoßen, daß es sich bei diesen Paradesäbeln um sogenannte Shikitō handelt. Im entsprechenden Wikipedia-Beitrag wird unter Kyū-Guntō vermerkt, sie "...sollten nicht mit dem Shikitō (Paradesäbel für Armee-Offiziere) verwechselt werden.". Der Grund liegt, neben den äußerlichen Unterschieden, wohl hauptsächlich in der Zeit ihrer Verwendung.

Weiterhin wird angegeben: "Die Polizei trug ebenfalls eine Version des Shikitō , die eine andere Verzierung am Griff trug. Die Armee hatte eine fünfblättrige Kirschblüte während die Polizei eine zehnblättrige Kirschblüte hatte." Diese Reihenfolge ist allerdings falsch. Sie muß anders herum interpretiert werden, fünfblättrig für Polizei und zehnblättrig für Armee.

Interessante Angabe, die ich mir einmal merken werde. Im Internet ist nicht viel darüber zu finden.

Gruß,
Thomas

05.02.10, 21:24:34

tsushima1905

(Mitglied)

Hallo Zietenhusar,

vielen Dank für den Hinweis !
Unter den beiden Verknüpfungen findet man 2 Deutungen des Begriffs Shikito :

http://www.ksky.ne.jp/~sumie99/others11.html

http://books.google.de/books?id=D5bIdSRcADwC&pg=PA270&lpg=PA270&dq=shikito+sword&source=bl&ots=HpnwvJ5JUp&sig=HNTuZgcfMHhF3o0JUJ4XvhMGghI&hl=de&ei=ljZyS5P1Cp_CmgPwicWMCw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CBIQ6AEwAg#v=onepage&q=shikito%20sword&f=false


Die japanische Polizei wurde zeitgleich mit dem Heer reformiert, deren Säbel waren ebenfalls europäischen Vorbildern nachempfunden. Die unteren Ränge trugen meines Wissens nur kurze, etwa der Länge eines Wakizashi entsprechende Waffen mit differierenden Griffformen, die allerdings kein Parade – Äquivalent hatten. Bei den höheren Dienstgraden fand sich wieder die vom Heer bekannte Dienstsäbel / Paradesäbel – Teilung. Flüchtig betrachtet, waren diese tatsächlich den Heereswaffen ähnlich, die Ornamentik des Griffrückens unterschied sich allerdings, ebenso wie die schon von Dir erwähnte Darstellung der Blüten (10 Blütenblätter – Heer / 5 – Polizei und Marine). Dies betraf sowohl die Blüten des Gefäßes als auch die der Griffseiten. Ebenso verfügen auch die Paradesäbel der Polizei über eine Arretierung – die Dienstwaffen ohnehin. (Bilder 1 + 2)
Das Motiv der strahlenden Sonne oberhalb des Blütenmotivs ist übrigens charakteristisch für Polizeisäbel und in verschiedenen Variationen dokumentiert.
Trotz dieser auffallenden Unterschiede werden nach wie vor Heeres- und Polizeisäbel auch von professionellen Händlern verwechselt. Auf der WBK 2007 stieß ich am Stand eines holländischen Händlers auf einen seltenen Polizei-Dienstsäbel mit einer alten (arg ramponierten) klassischen Klinge, allerdings als japanese Army-Sword angeboten. Der gute Mann ließ sich leider nicht von seinem Irrtum überzeugen – Heer verkauft sich halt besser als Polizei ...

Doch aufgepasst : Fünfblättrige Blüte bedeutet nicht immer Kirschblüte ! Was dem Japaner die Kirschbäume, sind dem Chinesen die Pflaumen ! Die im gleichen Zeitraum gebräuchlichen chinesischen Armee- und Polizeisäbel (bei z.T. sehr ähnlichem Äußeren) zeigen ebenfalls eine 5-blättrige Blüte, der Kirschblüte ähnlich, aber eben nur ähnlich … es handelt sich um eine Pflaumenblüte. (Bilder 3 + 4)
Chinesische Säbel europäischen Musters kann man allerdings an der schlechten handwerklichen Qualität erkennen – sofern sie nicht in Japan gefertigt wurden.
Die chinesischen Offiziere des Marionetten – Kaiserreiches der japanisch besetzten Mandschurei trugen übrigens dem Modell 1886 stark ähnelnde Säbel mit Pflaumen- statt Kirschblüten – mir leider bisher nur von Bildern bekannt.

Bilder 1 + 2 : lieutenant level police sword (Dawson), 1906 oder davor eingeführt
Bild 3 : Zuschreibung unsicher, wahrscheinlich Paradesäbel nationalchinesisches Heer, 1930er;
Bild 4 : Polizeisäbel, National – China, ca. 1930er Jahre
beide Zuschreibungen Culbertson „Chinese Swords of the 20th Century“

Das war´s erstmal in aller Kürze zu den Polizeisäbeln. Die beiden Chinesen sind übrigens „Ausrutscher“ aus der Anfangszeit meiner Sammlung; mittlerweile bin ich ganz froh, sie als Belegstücke zu besitzen.

13.02.10, 05:50:55

Zietenhusar

(Supporter)

Ein weiteres Exemplar, mit einigen Unterschieden zum anfangs gezeigten Stück.

Die Hilze ist mit Fischhaut beledert, der Klingenort liegt mittig und die Scheide hat nur einen Tragering.

Gesamtlänge: 855 mm
Säbellänge: 817 mm
Klingenlänge: 690 mm
Klingenbreite: 19 mm
Klingenstärke: 4,5 mm

Vernickelte Scheide mit Holzspäne. Mundblech mit einer Schraube.

28.02.10, 18:13:34

Zietenhusar

(Supporter)

Es ist mir bisher nicht gelungen, den Unterschied der Klingenspitze zu begründen. Die wenigen Fotos, die ich im Internet von Klingen mit Ort in der Mittellinie fand, waren nicht näher beschrieben.

28.02.10, 18:17:45

Zietenhusar

(Supporter)

Ausschnitt eines Fotos, Offizier bei einer Feldübung.
Das Portepee ist das gleiche, wie das oben abgebildete.

06.03.10, 18:52:01
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