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ulfberth

(Moderator)

Füsilier-Bataillon Lippe 1814-1824
1814 wurde die Uniform von Grund auf geändert. Der Rock, vorn mit zwei Reihen gelber Knöpfe, wurde dunkelgrün, die Abzeichen rot. Die Unteroffiziersabzeichen bestanden aus Goldtressen um den unteren Kragenrand und oben am Aufschlage - für den Korporal schmale Tresse, Sergeanten breite und Feldwebel doppeltgesetzte. Die grauen Mäntel hatten vorn eine Reihe von 6 tuchbezogenen Holzknöpfen. Als Dienstzeichen erhielten die Offiziere silberne Schärpen mit weiss, gelb, blau und rot durch wirkt, den Farben von Lippe, Waldeck und Schaumburg-Lippe, deren Kontingente ein Regiment bildeten. Portepee in den gleichen Farben.

Die Wappen der drei Staaten finden sich auch auf der hier dargestellten Landwehrfahne. Die Uniform der Landwehr glich derjenigen der Infanterie, nur ersetzte im Felde den Czako eine Mütze mit Messingkreuz, das die Inschrift trug: „Fürs Vaterland 1814„

Text aus: Knötel, Uniformenkunde, Band XVI. No. 28., Verlag von Max Babenzien in Rathenow

Der Hirschfänger mit Portepee in brauner Lederscheide ist eine ungewöhnliche Erscheinung. Auch hier wäre eine Inaugenscheinnahme wünschenswert.

Waffe: Lippisches Landesmuseum, Detmold

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
17.08.09, 00:09:07

ulfberth

(Moderator)

Die lippische Polizeigeschichte zwischen den Befreiungskriegen und der Gründung des Fürstliche Lippischen Gendarmerie-Korps im Jahre 1842 (zuerst als Schutzwache / Schutzwehr) läßt sich heute kaum noch erfassen.

1842 erhielt die Schutzwache statt der Säbel (Briquet?) zu den französischen Voltigeur-Gewehren Hirschfänger. Das genaue Aussehen dieses Hirschfängers ist nicht eindeutig belegt.

Noch 1880 trugen die Gendarmen den Hirschfänger mit Troddel.


www.seitengewehr.de
17.08.09, 00:46:45

le Hussard

(Mitglied)

Zitat von ulfberth:

1842 erhielt die Schutzwache statt der Säbel (Briquet?) zu den französischen Voltigeur-Gewehren Hirschfänger. Das genaue Aussehen dieses Hirschfängers ist nicht eindeutig belegt.


Ich dachte das ist geklärt... Wobei bei den Lippern ist nichts eindeutig und klar freuen


Grüße
le Hussard

homo privatus

Ich suche französische Degen aus der Zeit bis 1870
19.08.09, 17:23:29

ulfberth

(Moderator)

Möglicherweise wurde bei der lippischen Sparsamkeit die alten Hirschfänger nochmals an die Gendarmerie ausgegeben. Die Anzahl der Gendarmen vor 1866 betrug weniger als 20 Mann!

Die Ausführungen von Quentin werden zu Details während seiner Dienstzeit als Kommandeur sicherlich präziser. Das Fehlen von Quellen und gelegentliche Ungenauigkeiten in seiner Polizeigeschichte ermöglichen leider nicht immer eine zweifelsfreie Zuschreibung.

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
19.08.09, 23:56:07

le Hussard

(Mitglied)

Manchmal lohnt sich über die Grenzen zu schauen - tief im Moskau habe ich ein Hirschfänger gefunden, der von den Freiwilligen Jäger Lippe Waldeck in der Zeit 1814-1815 getragen wurde. Nach langem hin und her, könnte russischer Kulturministerium überzeugt werden, das es hier kein russ. Kulturgut ist und der Hirschfänger dürfte das Land Richtung Deutschland verlassen. Damit ist seine kleine Weltreise (Lippe-USA-Russland-Bayern) erst beendet wurde. Ist zwar nicht im bestem Zustand, aber wenn man die Gesamtanzahl berücksichtigt und die spätere Verwendung bei der Gendarmarie, kriege ich im besserem Zustand wohl nicht.
Meine erste Idee, als ich den Hirschfänger gesehen habe, es soll sich um eine Offz. Ausführung handelt, dann habe ich meine Unterlagen geprüft - die Offz. haben ein Säbel mit der "gelben" Montur getragen. Für eine Mannschaftswaffe haben sich, eigentlich arme Fürstentümer, richtig in Zeug gelegt.


Grüße
le Hussard

homo privatus

Ich suche französische Degen aus der Zeit bis 1870
13.03.10, 12:13:19

ulfberth

(Moderator)

Glückwunsch!!!

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
13.03.10, 12:16:42

le Hussard

(Mitglied)

Danke zunge raus


Grüße
le Hussard

homo privatus

Ich suche französische Degen aus der Zeit bis 1870
13.03.10, 12:53:29

gardehusar

(Mitglied)

und im original noch schöner Gratulation
und wenn Mann bedenkt wie selten ......


SUUM CUIQUE das Motto der Leib Garde Husaren (jedem das Seine)
15.03.10, 21:46:33

le Hussard

(Mitglied)

Und jetzt die Geschichte:


Zur Belagerung der Festung Mainz ruckten die Freiwillige Jäger ohne Hirschfänger aus, da die Zeit für die Fertigung nicht mehr ausreichte. Die spätere Bestellung direkt vor Ort in Mainz zusammen mit einigen anderen Missgeschicken, veranlasste den verdienstvollen lippischen Hauptmann Falkmann sein Abschied zu nehmen.

Auf Druck von Major von Pawel, hat Hauptmann Falkmann bei dem Schwertfeger Peter Ernst in Mainz nach der Übergabe der Festung an die alliierten Truppen, Hirschfänger für seine Jäger-Kompanie bestellt und mit dem Schwertfeger am 10. Mai 1814 folgenden Vertrag abgeschlossen:
1) Der Schwertfeger Peter Ernst übernimmt für die freiwilligen Jäger von Lippe-Waldeck in Zeit von sechs Wochen 170 Hirschfänger mit blau angelaufenen und Hohlgeschliffenen Klingen 26 Zoll lang zu liefern, welche der schon abgegebene Probe gleich sind.
2) Für diese Hirschfänger werden pro Stuck 51/2 Gulden (5Fl. 30 Kr.) gleich nach der Ablieferung aus der Kasse des Bataillons bezahlt.
3) Sollte das Jäger-Korps vor Ablauf der zur Ablieferung der Hirschfänger festgesetzten Zeit von sechs Wochen auseinandergehen, so werden die Hirschfänger dennoch angenommen, und wenn das Korps in diese Zeit an einem anderen Ort marschieren sollte, so sorget solches für den Nachtransport derselben.

Hauptmann Falkmann sagte am 12. 1814 August in Detmold aus, dass beim Abmarsch wäre bestimmt gewesen, dass die Jäger Hirschfänger tragen sollen, zu welchem Zweck ihnen auch die Koppel mitgegeben wären. Major von Pawel habe ihm, als er zur Armee gestoßen sei, sogleich sein Unzufriedenheit über das Fehlen der Hirschfänger ausgedruckt, auch habe der Herzog Ernst diesen Mangel ungnädig bemerkt, bei dem Hauptmann Falkmann sich jedoch mit Unmöglichkeit, solche bei den überlasteten mit der Arbeit Waffen-Manufakturen anzuschaffen, entschuldigt habe. Ein Hanauer Schwertfeger habe nach einer eingereichten Probe die Lieferung übernehmen wollen, aber das Stück zu 6 Fl. und könnte erst in 2 bis 3 Monaten liefern. Peter Ernst habe dagegen angeboten, innerhalb 6 Wochen das Stück zu 5 Fl. nach der Hanauer Probe zu liefern. Graf zu Waldeck hat die Probe von den Verwaltungsräten beider Bataillone besichtigen lassen und Hauptmann Falkmann darauf erläutert, das die Anschaffung einstimmig genehmigt sei und befohlen die Hirschfänger für alle 3 Korps zu bestellen. Sämtliche Jäger hätten bessere Hirschfänger mit blau angelaufenen Klingen und der Aufschrift „Freiwillige Jäger von Lippe-Waldeck“ haben wollen und angeboten die Mehrkosten von 30 bis 36 Kreuzen dafür selbst zu übernehmen. Wegen der Abwesenheit des Grafen zu Waldeck hat der Hauptmann Falkmann die wirkliche Abschließung des Kontraktes zum Hauptmann Meister angezeigt. Einigen Jäger wollten sogar noch bessere Hirschfänger als die bestellten gewünscht und deswegen besondere Verträge mit Peter Ernst abgeschlossen.
Da die Jäger zur Zeitpunkt der Lieferung schon zurückgekehrt waren, schlug Schaumburger Regierung in Detmold und Arolsen vor, dass der Hauptmann Falkmann beauftragt werden soll, das Geschäft sowohl mit dem Peter Ernst in Mainz, als auch mit den einzelnen Jäger zu beenden und durch eine angemessene Zahlung vom Geschäft zurücktreten „ da die Hirschfänger doch wohl nicht einmal gebraucht würden“.

Inzwischen hat der Hauptmann Falkmann seinen Dienst niedergelegt, so dass Hauptmann Meister mit diese Aufgabe beauftrag war. Peter Ernst forderte als Entschädigung zuerst 400 Fl., wollte aber später mit 30 Karolin oder 330 Gulden zufrieden geben. Die Detmolder Regierung bot 250 bis 280 Fl., sonst sollte das Geschäft bis zu Ende abgewickelt werden. Schließlich einigten sich die Beteiligte auf 330 Gulden als Entschädigung für Peter Ernst und die Beendigung des Vertrages. Lippe sollte für 80 Jäger 86 Rtl. 9 Mgr. 5 5/17 Pfg. zahlen, Waldeck für 60 Jäger 64 Rtl. 25 Mgr. 4 9/17 Pfg. und Schaumburg-Lippe für 30 Jäger 32 Rtl. 12 mgr. 2 3/17 Pfg., bzw. zusammen 183 Rtl. 12 Mgr. Jäger, die sich selbst Hirschfänger bestellt haben, sollten das Stück zum Preis 3 Rtl. 2 Mgr. Erhalten.
Die Verhandlungen mit dem Schwertfeger haben sich bis zum Frühjahr 1815 gezogen, als Napoleon schon wieder in Paris angezogen. Im Hinblick auf die neue politische Situation in Europa schrieb Fürst Georg Wilhelm am 7. April 1815 aus Wien: „Da bei den Eingetretenen politischen Konjunkturen leicht geschehen könnte, dass man die in Mainz bestellte Hirschfänger dennoch haben müsste, so gebe ich der Regierung anheim, mit den Behörden in Detmold und Arolsen in Verbindung zu treten, um statt den Handel durch Zahlung des Reukaufs rückgängig zu machen, ihn vielmehr, wenn es noch angängig , in Vollziehung zu setzen“ Nachdem die Regierungen in Detmold und Arolsen dem Vorschlag des Fürsten zugestimmt haben, wurden die umstrittene Hirschfänger angenommen und ein Teil nach Frankfurt zur vorübergehenden Aufbewahrung geliefert. Schon Bald haben die Hirschfänger die Verwendung bei den Jäger Lippe-Waldeck gefunden.



Grüße
le Hussard

homo privatus

Ich suche französische Degen aus der Zeit bis 1870
23.04.10, 12:50:40

Pauker

(Mitglied)

Hallo Le Hussard,

woher stammt die Textquelle genau? Landesmuseum Lippe?

Gruß Pauker

12.03.11, 23:10:04
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