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Zietenhusar

(Supporter)

Spät im Jahr 1944 gefertigt.

Die verwendeten Materialien sind, gegenüber denen bei der Herstellung eines "ursprünglichen" Shin Gunto, viel einfacher. Das bisher verwendete Messing wurde durch Eisen ersetzt.
Die Tsuba besteht aus einer unverzierten, schlichten Eisenplatte. Die Klingen sind durchweg maschinell gefertigt.

Alle oben genannten Unterschiede zur messingmontierten Variante (außer die Fertigungsweise der Klinge) werden nicht als Notmaßnahmen angesehen, sondern als Verbesserung der Einsatzfähigkeit der Waffe im Dienst. Man wollte Brüche des weicheren Messings vermeiden und die hier zu sehende Form der Griffwicklung sollte ein Verrutschen derselben vermindern. So jedenfalls die Begründung aus japanischer Sicht.
Der Grund für die doppelte Befestigung der Tsuka an der Nakago (Klingenangel) wird im nächsten Beitrag erwähnt.

Schwert und Scheide werden durch eine Klinke zusammengehalten.

05.08.09, 19:28:39

Zietenhusar

(Supporter)

Die Angel (Nakago) ist beidseitig signiert. Ein Arsenalstempel wurde nicht angebracht.

Gehalten wurde die Tsuka (der Griff) an der Angel mit zwei Dübeln (Bambuspflöcke). Das sollte eine Verbesserung der Nutzbarkeit der Waffe darstellen.

Die einzelnen Teile wurden mit Seriennummern gestempelt, wie hier, im letzten Foto gezeigt, die Platte der Fuchi (Zwinge).

05.08.09, 19:38:02

Zietenhusar

(Supporter)

Die Maße:
Gesamtlänge: 988 mm
Schwertlänge: 956 mm
Klingenlänge: 660 mm (sichtbare Klinge, ohne Habaki)
Klingenbreite: 32,5 mm
Klingenstärke: 7 mm

05.08.09, 19:54:19

makitakeru

(Mitglied)

Hallo Zietenhusar,

Die Signatur auf Deiner Angel liest sich:
"Kanemune" - "Showa 19-nen 12-gatsu" (Dezember 1944)

Es waren in der Showa-Periode mehrere Schmiede mit dem Namen "Kanemune" aktiv.



06.08.09, 08:04:36

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo makitakeru,

vielen Dank für die Auflösung der Signatur hei .
Dein Hinweis, das mehrere Schmiede unter diesen Namen aktiv waren, heißt aber nicht, daß diese Klinge per Hand geschmiedet wurde, oder?

Gruß,
Thomas

06.08.09, 14:52:47

makitakeru

(Mitglied)

Hier gibt es zahlreiche Abstufungen im "Grad der Handarbeit", und die Schmiedenamen sind - insbesondere zum Kriegsende hin - quasi als Manufakturnamen zu verstehen. Einige Handwerker schmiedeten die Rohlinge mit dem Elektrohammer heraus, andere brachten die Grobpolitur an, und einer wiederum war teilweise nur für das Einschlagen den Signatur zuständig (der sog. "nakiri-shi"). Endpoliert wurden sie dann meist von Frauen in einer Art Fließbandsystem.




06.08.09, 15:20:25

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo Markus,

das deckt sich dann mit meinem Verständnis darüber. Viele Publikationen, und wohl auch die meisten Nihonto-Sammler, bezeichnen eine japanische Klinge als handgefertigt, wenn sie vom Lehrling an der einen Seite mit der Zange über den Amboß gehalten wurde und der Meister sie im Schweiße seines Angesichts zur Form brachte.

Klingen, wie wohl die hier vorgestellte, wurde von einen elektrisch oder mechanisch angetriebenen Hammer geformt, der Schmied hielt sie fest und führte sie darunter. Das allein ist nicht von jedem Feld- und Wiesenschmied ausführbar gewesen. Aus europäischer Sicht, wäre das ebenso eine Art der Handfertigung.

Gruß,
Thomas

06.08.09, 16:27:13

champa

(Mitglied)

Hallo Zietenhusar,

das hier vorgestellte Schwert ist ein Beispiel für die etwas einfachere und minderwertigere Variante des Modells 1943. Es existierte außerdem eine höherwertige, die sich durch Verwendung besserer Materialien auszeichnete. Die Klingen dieser Variante können auch handgeschmiedete Gendaito-Klingen sein. Die in der minderwertigeren Koshirae sind durchweg wie von Euch beschrieben "maschinell", also z.T. in Handarbeit gefertigt.

Die höherwertige Variante ist leicht dadurch erkennbar, dass die Tsukaito (Griffwicklung) zum Schutz lackiert ist und dass an der Seppa zur Klinge hin eine Staubschutzkappe montiert ist, die sich über die Koiguchi schmiegt. Einige schöne Beispiele sind unter folgendem Link http://ohmura-study.net/952.html zu sehen.

Grüße

Champa

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Edit Admin am 02.01.2015: Tausch der Verlinkung zu Mr. Ohmura's Webseite, da ursprüngliche URL erloschen.

24.03.11, 00:03:25

Zietenhusar

(Supporter)

Hallo Champa,

vielen Dank für den Hinweis. Die Webseite von Herrn Ohmura ist mir bekannt. Die ist ganz hervorragend geeignet, um auf diesem Sammelgebiet Zusammenhänge zu erkennen.

Ein bisschen OT: Was ich mir über die Zeit ebenso angewöhnt, oder besser gesagt gar nicht erst abgewöhnt habe, ist, die Klingen oder Monturteile in hoch- und minderwertig einzuordnen.
Hier muß man den Wert wirklich an den Geldwerten/Kaufpreisen festmachen, die an unterschiedlichen Eigenschaften, wie Schmied, Stil und Alter der Waffen, festgemacht werden. An der Gebrauchswertigkeit kann man den modernen Klingen auch nichts übles unterstellen. Sie sind nur eben keine Kunstwerke. zwinkern

Gruß,
Thomas

24.03.11, 17:53:52

KAJIHEI

(Mitglied)

Wie angedroht tauch ich auch hier auf. lachen

Ich würde mit der Verurteilung einiger Sachen sehr vorsichtig sein.

Moderen Schmiede angefangen von Yoshindo Yoshihara bis hin zu anderen Mukansa Schmieden nutzen fröhlichst Federhämmer.
Es wird wohl niemand bestreiten das die Klingen die sie schmieden teilweise trotz dieser "frevelhaften" Methoden echte Nihonto sind.

Der gleiche Spruch gilt für viele Koto-Klingen, besonders aus dem späten Koto Bereich also 15. / 16. jhdt. Um die enormen Mengen von Klingen zu erstellen wurde auch schon damals am Fließband produziert, mit dem gleichen Effekt wie bei einem Teil der Showa Scheußlichkeiten; nämlich extrem häßliche aber gebrauchsfähige Klingen.
Selbst Signaturen wurden teilweise von einem Meißelknecht (nakiri-shi )in Reihe eingeschlagen. Trotzdem sind es nach eingemeingültiger Aussage Nihonto.

Selbst das Materialargument "Nur Tamahagane": Nein das kann so auch nicht stimmen. Angefangen von den Nambantetsu Fabrikationen des Shinto bis hin zu modernen Stählen wurde alles traditonell verwurstet.
Ich gebe zu, ich wollt es auch nicht glauben, bis mir jemand ein Schwert aus dem Schwertmuseum in Tokyo "um die Ohren gehauen hat," das aus neckischem Industriestahl besteht.
Das Ding liegt als Nihonto im Schwertmuseum !

Was die Qualität angeht :
Extrem gemischt. Selbst bei Schmieden die nun wirklcih nicht in der ersten Showa Liga zu finden sind hab ich schon Überraschungen erlebt: Den Vogel abgeschossen hat eine Klinge von horigawa Chikamitsu. Ein knallender Sudare hamon in ko-nie und ds Ganze auf einem makelosen Masame Hada mit nettem feinem ji-Nie. Es ist über 10 Jahre her das ich das Schwert gesehen hab, aber dies Wundertüte vergess ich, glaub ich, nicht mehr.
Den gleichen Qualitätsmix finden wir aber auch in der ganzen "alten" Schwertwelt. Es gibt durchaus alte Klingen die einem Sunobe-Prügel an grotoider Ausführung in keinster Weise nachstehen.
Ganz im Gegenteil, es gibt sogar "Werke" die jede Showa Klinge an Fehlerhaftigkeit locker überunden !

Zusammengefasst : So schnell sollte man den Schleifstein nicht über Showa-Klingen brechen.

Gruß

Kaji

17.04.11, 15:47:54
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