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corrado26

(Super-Moderator)

Bayern, Kolbenpistole 1864

Nussbaumvollschaft mit Eisenbeschlägen, diese bestehend aus an der Schaftunterseite verschraubtem Laufring mit einem Bund, zweiteiligem, vorne eingehaktem Abzugsbügel (entsprechend Pistole M 1843) flacher, 5,7mm dicker Kolbenabschlussplatte, Kolbenbügel mit Kupplung für einen Anschlagschaft mit L-förmigem, gewölbtem Schlossgegeblech. Runder, am Pulversack kantiger Lauf mit Patentschwanzschraube. Perkussionsschloss M 1843 mit flachem, bündig in das Schaftholz eingelassenem Schlossblech und entsprechendem Hahn. Standvisier auf dem Schwanzschraubenblatt, verschiebbares Eisenkorn in Schwalbenschwanzpassung auf dem Lauf hinter dem Laufring.
Seriennummer "88" auf der Patentschwanzschraube links oben. Herstellersignatur "AMBERG 1864" im Halbkreis über Krone auf dem Schlossblech. "Gekreuzte Schwerter unter Krone" als Abnahmemarke der Hauptzeughaus-Direktion München an der linken Schaftseite. "H" unter Krone als Kontrollstempel auf dem Schlossgegenblech; "L" unter Krone im Kreis als Kontrollstempel auf dem Vorderteil des Abzugsbügels.

Gesamtlänge 400mm, Lauflänge 247mm, Kaliber des gezogenen Laufs 14,5mm, Anzahl der Züge 5, Gewicht 1490g.

Schon kurz nach der allgemeinen Übernahme des Perkussionssystems und der Beendigung der entsprechenden Aptierungsmaßnahmen machte sich bei den führenden Militärmächten der Wunsch nach präziseren und technisch moderneren Waffen breit. Gezogene Waffen, aber auch immer mehr aufkommende Waffen mit diversen Hinterladekonstruktionen waren Grundlage dieser Wünsche. Die während des Krimkrieges 1853/56 gemachten Erfahrungen, aber auch das seit 1848 bekannt gewordene Geheimnis um das preußische Zündnadelgewehr brachten die Militärs allenthalben in Zugzwang, dem sich auch Bayern nicht entziehen konnte.
Dort hatte man 1858 das gezogene Vorderladersystem Podewils im süddeutschen Konventionskaliber 13,9mm für die Infanterie eingeführt, und so war es nur folgerichtig, dass man versuchte, dieses System auch auf die Waffen der Kavallerie zu übertragen.
Zwar versuchte man am Anfang aus Ersparnisgründen, die vorhandenen Perkussionspistolen mit gezogenen Läufen zu versehen, diese sogar mit einem Anschlagkolben nach badischem oder hannoverschem Vorbild auszurüsten, doch führte dieser Weg nicht zum gewünschten Ziel. Dies insbesondere deswegen, weil die runde Kolbenkappe der herkömmlichen Perkussionspistolen die sichere Fixierung eines Anschlagkolbens nach Meinung der bayerischen Techniker nicht zuließ. So erhielt die Gewehrfabrik Amberg im Jahre 1864 den Auftrag zur Abfertigung von 100 Kolbenpistolen nach vorgegebenem Muster, von denen zur praktischen Erprobung durch die Truppe jeweils 50 Pistolen an das 1. und das 2. Cjevaulegers-Regiment abgegeben werden sollten. Zu einer Einführung dieses Waffentyps kam es aber nicht mehr, die Pistole M/69 System Werder warf bereits ihre Schatten voraus.
102 Stück von der Gewehrfabrik für diese Truppenversuche angefertigte Pistolen in der Art des Gewehrs M 1858 Podewils sind schließlich im Dezember 1873 von der Inspektion der Artillerie und des Trains als überzählig und zum Verkauf gemeldet worden. Die hier vorgestellte Pistole mit der Seriennummer 88 ist dieser Versuchsreihe zuzurechnen und neben einem weiteren Stück im Bayerischen Armeemuseum Ingolstadt ist bis heute keine weitere mehr bekannt geworden.


Gruß
corrado26

21.05.09, 15:13:27

DEMMIN

(Mitglied)

Es gibt im BW einen Sammler der hat 2 solcher Pistolen mit nummerngleichem Anschlagschaft.

Gruß
DEMMIN

24.06.09, 19:28:58
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