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DAS FORUM FÜR SAMMLER & INTERESSIERTE
unter dem Dach der
Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
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Jaguar-12

(Mitglied)

Hallo Männer!
Möchte heute einen “ Kaiserzeitlichen Offizier- Marinedolch” vorstellen.
Die Klinge ist beidseitig geschliffen und hat eine doppelte Hohlkehle mit Mittelspitze. Auf der Fehlschärfe geschlagene
WKC- Marke und auf der Gegenseite gekreuzte Schwerter mit den Initialen ”G.B.&S.”. Die Klinge trägt ein Spruchband mit der Aufschrift: “Erich, Walter, Fritz v. Bonin i/l. Wilhelm Plange”. Ich denke das die Klinge keine echte Damaszener- Klinge ist, sondern das es sich hierbei um Ätzdamast handelt worauf Weyersberg & Kirschbaum sich spezialisiert hatten.
Unterhalb der Parierstange hat der Dolch ein ovales Stichblatt mit einer Blattfeder zur Arretierung in der Scheide. Diese Art Halbdolch ( geringe Originallänge ) hat keinen Druckknopf.
Messing Parierstange mit Seemännischem Symbol (Anker mit Tau). Elfenbeingriff mit spiralförmiger Nut in der ein doppelter gedrehter Silberdraht läuft. Als Knauf bekrönt eine plastische, durchbrochene Krone (Karlskrone) den Dolch.
Leider ist der Dolch mal gefallen oder man hat Ihn geworfen so das die Kronenbügel leicht verbogen sind und außerdem fehlt mir die dazugehörige Scheide. Sollte Jemand eine Solche haben wäre ich an einem Kauf interessiert.

Gruß Peter

08.02.09, 19:35:47

limone

(Super-Moderator)

Hallo Peter,

zum "Wie" und "Ob überhaupt" des Messing-Biegens steht hier etwas.

Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
09.02.09, 02:13:32

Jaguar-12

(Mitglied)

Hallo Carsten!
Ich stehe in meinem Beruf (Möbelrestaurator) täglich vor dem Problem des “tun oder lassen” und weiß daß oft weniger mehr ist. Trotzdem danke für das Aufzeigen der Möglichkeit. Vielleicht bei einem anderen Stück, hier tut es der Liebe keinen Abbruch.
Gruß Peter

09.02.09, 09:01:31

Zietenhusar

(Supporter)

Zur bildlichen Untermalung,

Kaiser Wilhelm II. bei der Besichtigung des Schulschiffes "Stosch"

von links nach rechts:
- der Kaiser
- Kapitän zur See v. Dassel, Kommandant der Stosch
- Admiral Freiherr von Senden-Bibran
- Fregattenkapitän von Grumme

10.07.09, 18:20:01

Schwertfeger

(Mitglied)

Zitat von Jaguar-12:
Hallo Männer!


Hallo Peter,

es gibt auch Damen in unserem Forum. cool

Dein "Marinedolch" aus der Kaiserzeit könnte *) eine Klinge aus Raffinierstahl haben. Raffinierstahl ist, wie Damaststahl auch, ein Schweißverbundstahl, wird aber auf andere Art gefertigt. Weiteres zu diesem Stahl findest Du hier.

*) Vorbehaltlich einer Inaugenscheinnahme.

Gruß

Schwertfeger


"Suum cuique" (Cicero: Jedem das Seine; Devise des Schwarzen Adler Ordens)
11.07.09, 15:23:50

Jaguar-12

(Mitglied)

Hallo Männer , selbverständlich Damen mit eingeschlossen!

So habe ich 10 Jahre lang meine Soldaten bei der Bundeswehr in einem Panzer- Bataillon begrüßt und so was hängt nach. Aber es ist nie zu spät sich zu verbessern und beim nächsten Mal sieht es dann anders aus.
Bild 1-3 Waffen- Inst. Beim Turm ziehen Kpz.-Leopard1.
Zu dem Stahl: Wie sehe ich den Unterschied?
Gruß Peter

11.07.09, 18:39:23

Flyingdutchman

(Mitglied)

Hallo liebe Interessierte,

ich bin recht neu hier im Forum und möchte gern erst einmal alle hier herzlich begrüßen.

Marinedolche sind eine Leidenschaft von mir. Trotz akuten Zeitmangels einige Infos zum hier vorliegenden Stück.

Es handelt sich um einen kurzen Dolch für Seeoffiziere nach der Vorschrift vom 13.September 1901 (in der allerdings eine längere Variante vorgeschrieben wurde - Offiziere als Selbsteinkleider führten aber oft kürzere oder auch gekürzte Stücke).

Die Klinge besteht aus Damaststahl im sog. Maidenhair pattern (Mädchenhaarmuster, eine schöne und passende, wenn auch techn. inkorrekte Bezeichnung amerik. Sammler), ist allerdings stark patiniert. WK&C stellte hochwertige Echt-Damaststahlklingen in der Kaiserzeit her, Ätzdamast finden wir an Marinedolchen der Kaiserzeit im Grunde gar nicht, da Damaststahl nur einen geringen Mehrkostenpreis für den Offizier verursachte.

Der Dolch wurde entsprechend der eingeätzten Widmung von den Herren Erich Walter und Fritz von Bonin dem Wilhelm Plange geschenkt, dieser ist auch der ehemalige Träger des Dolches.

Wilhelm Plange wurde 26.2.1881 geboren. Sein Offizierspatent erhielt er im April 1900, aus dieser Zeit muß auch der Dolch stammen. Interessant ist, dass Plange im 1.Weltkrieg Kommandant des U-Bootes U-29

http://www.uboat.net/wwi/boats/index.html?boat=29

und später sogar Führer des Marinespezialkommandos in Pola und Cattaro war. Plange überlebte den Krieg und schied unter Chargierung zum Korvettenkapitän am 24.2.1920 aus der Marine aus.

Der Dolch wurde - wie fast alle frühen Stücke - durch einen Federstahl in der Scheide gehalten, Drücker kamen wohl erst später in Mode. Der Griff besteht aus Elfenbein, die Montierungen aus Messing. Hersteller ist die Fa. Weyersberg Kirschbaum & Co., erkennbar an dem sehr frühen Herstellerstempel der darauf schließen könnte, dass diese Klinge bereits von Plange als Seekadett geführt wurde, und er ihn als Offizier - verändert (offene Krone und Klingenkürzung) - weiterführte.

Verkäufer war der Ausrüster Georg Bartling & Sohn.

Beste Grüße
Flyingdutchman

12.07.09, 12:01:55

Flyingdutchman

(Mitglied)

... und noch ein kurzer Nachtrag zur Villa Plange und der Familiengeschichte in Soest/Westfalen.

http://www.lwl.org/wafd-download/PDF/DWL09_1grob.pdf

Ein wenig Nachforschung bezüglich der Einsatzgebiete Planges könnte lohnenswert sein. Auch wenn an diesem Stück die Scheide fehlt, und die Klinge recht patiniert ist. Die Tatsache, dass diese Blankwaffe mit einem Trägernamen versehen ist, und dieser darüberhinaus auch U-Boot Kommandant war, ist selten und spannend. Mit etwas Nachforschung kann der derzeitige Eigner sicher noch mehr herausfinden, meine Hinweise hier können nur ein kleiner Anfang sein.
Gruß
Flyingdutchman

12.07.09, 12:22:39

Schwertfeger

(Mitglied)

Zitat von Flyingdutchman:

Es handelt sich um einen kurzen Dolch für Seeoffiziere nach der Vorschrift vom 13.September 1901 (in der allerdings eine längere Variante vorgeschrieben wurde - Offiziere als Selbsteinkleider führten aber oft kürzere oder auch gekürzte Stücke).

Die Klinge besteht aus Damaststahl im sog. Maidenhair pattern (Mädchenhaarmuster, eine schöne und passende, wenn auch techn. inkorrekte Bezeichnung amerik. Sammler), ist allerdings stark patiniert.



Hallo Flyingdutchman,

zunächst willkommen im hiesigen Forum.

Zu oben getätigten Aussagen bedarf es zweier Anmerkungen.

Wenn Du schreibst: "Es handelt sich um einen kurzen Dolch für Seeoffiziere nach der Vorschrift vom 13.September 1901" ist dazu eine Berichtigung notwendig. Es handelt sich in der Tat um eine Waffe für einen Seeoffizier, allerdings nicht nach der Vorschrift vom 13. September 1901. Die Vorschriften der Marine legte zum Beispiel eine geschlossene Krone und eine größe Länge für die Waffe fest. Offene Krone und kürzere Länge sind Abweichungen von der Vorschrift. Deshalb handelt es sich also bei dem Stück oben um eine Variante und nicht umgekehrt.

Die Aussage um welchen Stahl es sich bei der Klinge handelt, hat mich ein wenig überrascht. Bei der Feststellung "Damaststahl im Mädchenhaarmuster" gehe ich davon aus, daß Du das Stück schon einmal in Händen hattest und den Stahl Dir zumindest genau angeschaut hast?
Weil für mich die Möglichkeit nicht bestand, habe ich mir erlaubt, mich da etwas vorsichtiger auszudrücken. Zu klären bliebe, was es nun ist.

Vielleicht ist "Jaguar 12" einmal so nett und schaut auf die Angel des Dolches und schreibt uns, ob und was dort ggf. steht. Vielleicht kann er auch, falls Stempel sich dort befinden, uns davon Fotos einstellen.

Gruß

Schwertfeger



"Suum cuique" (Cicero: Jedem das Seine; Devise des Schwarzen Adler Ordens)
12.07.09, 16:10:02

Flyingdutchman

(Mitglied)

Hallo Schwertfeger,
schön, Dich auch in diesem Forum zu treffen.

Du hast natürlich völlig recht. In der Tat entspricht der hier vorgestellte Dolch nur im Umkehrschluß der Vorschrift und nicht wortwörtlich, da die geschlossene und vernietete Krone für Seekadetten vorgeschrieben war. Wir hatten das ja bereits einmal in einem anderen Forum besprochen, Du warst so nett, mir die exakte Vorschrift zur Verfügung zu stellen. Ich muß mir tatsächlich angewöhnen, etwas pedantischer auf meine Wortwahl zu achten.

Die Damaststruktur ist m.E. für ein kundiges Auge eindeutig auf den Fotos der Fehlschärfe zu erkennen, daher meine etwas wagemutige Einlassung. freuen

Da ich aber gerade dabei bin mich auf meine Reise nach Japan vorzubereiten, wir schreiben an einem Bildband über Nihontos, habe ich momentan nur noch japanische Kanji Zeichen und Schwertklingen vor Augen... hei

Den hier abgebildeten Dolch fand ich interessant, daher entschied ich mich hierzu kurz etwas zu sagen und ein paar Anregungen bezüglich weiterer Nachforschungen zur Geschichte dieses Stückes zu geben.

Ansonsten wünsche ich noch viel Freude hier in diesem Forum !
Beste Grüße
Flyingdutchman


12.07.09, 16:45:53
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