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limone

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Eckernförde - Das Seegefecht am 5. April 1849
(Ergänzung zu ulfberths Kieler Museumsbesuch)

Während der schleswig-holsteinischen Erhebung 1848-51 fand vor Eckernförde ein Gefecht zwischen der dänischen Marine und den schleswig-holsteinischen / nassauischen Küstenbatterien vor Eckernförde statt.

Die Küstenbefestigung Eckernfördes war bereits Ende 1848 von dem preußischen Artillerie-Lieutenant Werner (v.) Siemens, dem späteren Großindustriellen, ausgebaut worden. Es gab zwei Befestigungsanlagen, die Norderschanze mit sechs Kanonen und die Süderschanze mit vier. Sie waren gut befestigt und konnten trotz geringer Waffenzahl den Kampf mit schwereren Kriegsschiffen aufnehmen. Seit seinem Eintreffen am 17. März hatte Hauptmann Jungmann mit der Truppe Schießübungen durchgeführt (Jungmann hatte seit 1845 als Instruktionsoffizier des preußischen Artilleriekommandos in der Türkei gedient und sich sich beurlauben lassen, um in der Schleswig-Holsteinischen Armee zu dienen).

Weiteres zum Gefechtsablauf am 5.4.1849:
Hier klicken.

Während der Evakuierungsmaßnahmen nach Ende des Gefechts explodierte das Magazin des in Brand geratenen dänischen Linienschiffes "Christian VIII" (es war von den schleswig-holsteinischen Küstenbatterien mit glühenden Kohlen beschossen worden), dabei kam der schleswig-holsteinische Unteroffizier Ludwig Theodor Preußer aus Rendsburg zu Tode, der sich im Kampf auf der Süderschanze besonders hervorgetan hatte.

Die "Gefion" wurde beschlagnahmt und unter dem Namen "Eckernförde" in die Bundesflotte eingestellt, erhielt in der preußischen Marine 1852 jedoch wieder ihren alten Namen. 1891 wurde sie abgewrackt. Ihre Galeonsfigur - eine weibliche Dreiviertelfigur, die Göttin Gefion über den Köpfen von vier Meeresgöttern darstellend, befindet sich heute im Rathaus Eckernförde; eine Kopie ist im Kurpark in der Nähe der ehem. Süderschanze als "Gefion-Brunnen" zu sehen.

Von dem Land-Seegefecht am 5.4.1849 zeugen noch die Denkmäler der beteiligten Artilleristen:

Ein kanonengeschmücktes Grab auf dem Nordfriedhof Eckernförde:
Unteroffizier Ludwig Theodor Preußer, 5. Festungsbatterie der schleswig-holsteinischen Armee (befehligte die "Südbatterie"),

ein Sandsteinsockel mit Skulptur, 2 Kanonenrohren, Kugeln und Pickelhaube im Ehrenhain des Amtmannspark an der Bordesholmer Klosterkirche:
Feldwebel Johann Clairmont, (befehligte die "Norddbatterie"),

und ein Standbild auf Sockel im Kurpark von Eckernförde (ehemals: Militärfriedhof):
Hauptmann Eduart Julius Jungmann, Kommandeur der beiden schleswig-holsteinischen Küstenbatterien.



Die Fotos zeigen:

Werner Siemens als Seconde-Lieutenant der preußischen Artillerie 1843,
das Denkmal von Haupmann Jungmann und
die Explosion der "Christian VIII" vor der schwarz-rot-gold beflaggten Küstenbatterie.


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02.11.08, 01:04:53

limone

(Super-Moderator)

Die gesunkene "Christian VIII" wurde noch während des Krieges unter ständiger Bedrohung durch die dänische Marine ab dem 9. Juni 1849 mit Hilfe einer aus Hamburg herangeholten Tauchglocke in 87 Tauchtagen geborgen.

Die deutschen Bundestruppen standen zu dieser Zeit entlang der Ostseeküste auf ca. 300 km Länge von Kiel bis Aarhus:

- Preußische Division / Bayerische Brigade
(17.000 Mann unter Gen. v. Prittwitz): Aarhus

- (kombinierte) Hessische Brigade [Kurhessen, Schaumburg-Lippe, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Weimar]:
zw. Skanderborg und Hadersleben (Haderslev)

- Truppen der Schleswig-Holsteinischen Armee
(14.000 Mann unter GenLt. v. Bonin): vor Fredericia

- (kombinierte) Reserve-Division [Nassau, Hessen-Homburg, Anhalt-Berneburg-Köthen, Anhalt-Dessau, Braunschweig, Oldenburg, Lippe-Detmold, Waldeck]
(6.000 Mann unter GenMaj. Spangenberg): Sundewitt und Düppel (Dybbøl)

- Sächsisch-Hannoversche Division als Reserve
(11.000 Mann unter GenMaj. Wyneken): zw. Apenrade (Aabenraa) und Flensburg

- (kombinierte) Reserve-Brigade [Sachsen-Coburg-Gotha, Baden, Württemberg, Reuss, Sachsen-Meiningen, Hansestädte Bremen, Hamburg, Lübeck, Großherzogtum Hessen]
(4.000 Mann): Kiel, Eckernförde, Rendsburg und Schleswig.


Fotos:

Die Tauchglocke bei der Bergung der "Christian VIII":
(Vgl.: Gullann, Wasserbau-Inspector zu Hamburg: Beschreibung der Bergung des Wracks vom Linienschiffe Christian VIII., in: Journal für die Baukunst, Berlin 1850)


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02.11.08, 04:13:30

limone

(Super-Moderator)

Karte der Eckernförder Bucht aus dem Jahr 1849.

Eingezeichnet die schleswig-holsteinischen Küstenbatterien ("Nordbatterie" und "Südbatterie")

und

vor der Südbatterie das gesunkene dänische Linienschiff "Christian VIII" ("Wrack").


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03.11.08, 21:20:42

limone

(Super-Moderator)

Das königlich dänische Linienschiff "Christian VIII", bewaffnet mit 84 Kanonen, lief im Herbst 1846 vom Stapel.

Die ersten beiden Bilder zeigen "Christian VIII" und "Gefion" 1849 vor Eckernförde im Gefecht mit den schleswig-holsteinischen Küstenbatterien.

Auf dem ersten Bild zeigt der Pulverdampf am Strand links den Standort der S-H-Südbatterie (Uffz. Preußer), der Pulverdampf am Strand mittig (hart links von den Schiffen) den Standort der nassauischen Halb-Batterie (Hptm. Meyer) und der Pulverdampf rechts hinten den der S-H-Nordbatterie (Fw. Clairmont, Uffz. Brodersen).

Eine zeitnahe Schilderung dieses Geschehens findet sich bei:

Lieutenant von Blandowski: Der Kampf bei Eckernförde am 5. April 1849, Hamburg, Hoffmann und Campe 1849,

hier als PDF.

Das rechte Bild zeigt Grundrisse des Oberdecks und der beiden Batteriedecks der "Christian VIII".


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03.11.08, 22:38:57

limone

(Super-Moderator)

Da für die Bergung der "Christian VIII" vom Meeresgrund in Eckernförde keine geeigneten Mittel zur Verfügung standen, musste aus Hamburg ein Schiff mit Taucherglocke herangeholt werden.

Der Transport des 70.000 Pfund schweren Taucherprahms über die Ostsee erschien wegen wegen der dänischen Seeblockade zu risikoreich. Da die Landwege durch Militärtransporte stark ausgelastet waren, wurde beschlossen, den Taucherprahm zunächst soweit wie möglich auf Binnengewässern an Eckernförde heranzubringen und das letzte Wegstück per Landtransport zu bewältigen.

Hierbei kam ein von 20 Pferden gezogener Wagen zum Einsatz (siehe Fotos).

Wassertransport über Elbe, Nordsee, Eider, Kanal: Hamburg - Altona - Neufeld bei Brunsbüttel - Tönning - Rendsburg - Levensau bei Kiel. Von dort über Land nach Eckernförde.

Der Transport von Hamburg nach Eckernförde dauerte vom 14. Mai bis zum 5. Juni 1849.




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04.11.08, 13:33:40

limone

(Super-Moderator)

Eine Karte des Gefechts (Hoffmann und Campe 1849)

Schön zu sehen:

Der Standort des angreifenden dänischen Geschwaders:

- Linienschiff "Christian VIII" (~800 Mann Besatzung) mit 84 Kanonen auf 3 Decks, darunter 10 Bombenkanonen
- Fregatte "Gefion" (~500 Mann Besatzung) mit 46 schweren und 2 leichten Kanonen
- Dampfschiff "Geyser" mit 10 60-pfündigen Kanonen
- Dampfschiff "Hekla" mit 10 60-pfündigen Kanonen
- Dampfschiff mit 5-6 Landungsfahrzeugen (~4.000 Mann Landungstruppen)
(Insgesamt: 150 Geschütze)


Die Lage der schleswig-holsteinischen Verteidiger:

- Die Nordbatterie mit zwei 84-pfündigen und zwei 24-pfündigen Kanonen (Oberfeuerwerker Clairmont und Unteroffizier Brodersen mit ca. 40 Rekruten)
- Die Südbatterie mit vier 18-pfündigen Kanonen (Oberfeuerwerker Preußer u. Unteroffizier Stinde - beide vor 6 Wochen zum Unteroffizier befördert - mit ca. 40 Rekruten)
- Die zu Hilfe gekommene nassauische Halb-Batterie mit vier 6-Pfund-Geschützen (Hauptmann Meyer)
- Das 3. Reserve-Bataillon zur Sicherung
(Insgesamt 12 Geschütze)


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05.11.08, 00:43:17

limone

(Super-Moderator)

Die Bergung der "Christian VIII"

Um das gesunkene Linienschiff bergen zu können, wurden in der Zeit vom 17. Juli bis 7. September 1849 sechs Unterwassersprenungen durchgeführt. Hierdurch gelang es, das Schiff in mehrere Teile zu zerlegen und die nicht erreichbaren Kanonen und die Ballast-Eisen auf dem Schiffsboden so freizulegen, dass sie geborgen werden konnten.

Der restliche Schiffsboden wurde nach einer Untersuchung des Wracks mittels der Tauchglocke von mehreren Schiffen bis dicht unter die Wasseroberfläche gehoben und dann an den Strand gewunden.


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07.11.08, 18:32:35

limone

(Super-Moderator)

Ein Bild der nassauischen Halb-Batterie im Gefecht am 5. April 1849.

Das Ölgemälde von Adalbert von Roessler (1853-1922) war ein Geschenk Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs Wilhelm von Luxemburg an das 1. Nassauische Feldartillerie-Regiment Nr. 29 Oranien und hing im Offizier-Kasino zu Wiesbaden.

(aus: Wilhelmi: Geschichte des 1. Nassauischen Feldartillerie-Regiments Nr. 29 Oranien)



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22.12.08, 18:33:05

limone

(Super-Moderator)

Ein Artillerie-Extra-Säbel vom 1. Nassauischen Feldartillerie-Regiment No. 29 Oranien aus Wiesbaden/Mainz:

Hier klicken.


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09.01.09, 22:37:44

Schwertfeger

(Mitglied)

Um die "Kurve zu den Blankwaffen zu bekommen" zwinkern ,
meine Frage:

Welcher Skibshuggert (Entersäbel/Entermesser) wurde auf der Gefion verwandt?

Gruß

Schwertfeger


"Suum cuique" (Cicero: Jedem das Seine; Devise des Schwarzen Adler Ordens)
15.01.09, 18:27:29
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